BattleTech 49: Gezeiten der Macht
alles Nötige beisammen, um zu wissen, dass Katherine eine der Drahtzieherinnen hinter der Ermordung ihrer Mutter gewesen war. Seine Leute arbeiteten daran, ihm auch den letzten Beweis zu verschaffen. Sobald er den in Händen hatte...
Die Stille dehnte sich, unterbrochen nur vom lauten Knacken der brennenden Holzscheite. Schließlich fragte Omi: »Deine Schwester... Hat sie dir das geschickt? Zusammen mit deiner persönlichen Habe?«
Er nickte. »Für Katherine ist der fehlende Ring ein nicht wieder gutzumachender Makel. Einen ihrer eigenen Ringe an seine Stelle zu setzen, käme für sie nicht in Frage. Außerdem schätze ich, dass sie hofft, mich damit ständig an Mutters Tod zu erinnern. Sie wollte das Messer in meinem Herzen drehen.«
Victor schloss das Armband um Omis schlankes Gelenk. »Indem ich es dir schenke, verwandele ich es in einen Schatz. Und ich glaube, meiner Mutter würde gefallen, dass du es trägst.«
»Du ehrst uns beide, Victor.« In Omis blauen Augen glänzten Tränen. »Deine Eltern können stolz auf dich sein.«
Die Untertöne waren ihr nicht entgangen. Der fehlende Ring war mehr als nur eine Erinnerung an Victors Mutter, er symbolisierte auch das eine Geschenk, das er Omi nie würde machen können. Sie hatten es weit gebracht, aber er blieb der Sohn Hanse Davions und rechtmässige Archon-Prinz des Vereinigten Commonwealth, und Omi die Tochter des Koordinators des Draconis-Kombinats. Trotz Victors Exil und der Freundschaft mit Theodore Kurita blokkierten Jahrhunderte der Angst und Feindschaft zwischen beiden Reichen ihren Weg. Auf beiden Seiten der Grenze gab es unversöhnliche Fraktionen, die eine formelle Verbindung niemals anerkannt hätten, und sie waren sich beide ihrer Verpflichtungen zu bewusst, um diese Verantwortung zu ignorieren.
Omi nickte, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Dank ihrer draconischen Erziehung sah sie häufig die tiefere Bedeutung der Dinge, wo Victors Wahrnehmung an der Oberfläche blieb. »Ich werde es heute Abend tragen. Ich hoffe, Yvonne hat nichts dagegen.«
»Sicher nicht. Ich wünschte nur, Peter und Arthur könnten auch hier sein. Sie werden mir fehlen.« Das war die Wahrheit. Aber es war weniger die Nähe seiner beiden Brüder, die er vermisste, als die fehlende Nähe, die ihn schmerzte. Arthur hatte sich in der Mark Draconis niedergelassen, und Peter... Omi war nur bereit, ihm zu sagen, dass es Peter gut ging und er seine selbstgewählte Abgeschiedenheit noch nicht aufgeben wollte.
»Aber Baron Sandoval leistet uns Gesellschaft«, bemerkte Omi. »Und er steht für die Zukunft der Menschen in deiner Mark Draconis.« Die Mark war eine politische Untereinheit des Vereinigten Commonwealth und erstreckte sich entlang der Grenze zwischen den alten Vereinigten Sonnen und dem Draconis-Kombinat. Herzog James Sandoval, Tancreds Vater, regierte die Mark im Namen der SteinerDavions. Seine Untertanen lehnten jede wie auch immer geartete Allianz mit Haus Kurita strikt ab und zählten zu den unversöhnlichsten Gegnern der Beziehung zwischen Victor und Omi. »Die Dinge ändern sich«, fügte sie leise hinzu.
»Ja, aber nicht zu unseren Lebzeiten«, antwortete Victor. »Vielleicht werden unsere Kinder es erleben.« Omi senkte den Blick und wandte den Kopf zur Seite.
»Verzeihung«, entschuldigte er sich sofort. »Ich wollte sagen: die nächste Generation.« Kinder waren für Omi und ihn noch ausgeschlossener als eine Heirat.
Sie legte ihm die Hand auf die Wange. »Dies ist nicht die Zeit für Trauer, Victor.« Sie zog ihre Hand fort und ein feiner Duft von Jasmin blieb zurück. Mit leisem Seidenrascheln stand sie auf und schwebte auf die andere Seite des Zimmers. Aus einer kleinen Holztruhe holte sie ein bunt verpacktes Geschenk und brachte es zurück zum Sofa.
»Es ist nur gerecht«, stellte sie fest, als sie Victor die Schachtel in die Hand drückte. »Ich habe noch etwas für dich, aber das kann bis nach dem Essen mit den anderen warten.«
Victor wog die Schachtel in der linken Hand. Sie war quadratisch, mit einer Seitenlänge von gut zwölf Zentimetern, aber bemerkenswert schwer. Er sah, dass die Verpackung ein Meisterwerk der Faltkunst war und ganz ohne Band oder Klebestreifen auskam. Das mattrote Papier war mit silbernen Drachen verziert, die im Feuerschein glänzten. Er faltete es vorsichtig auf, um das Papier nicht einzureißen, dann öffnete er die Schachtel.
»Ein Steinbrocken?«, fragte Victor, hob den faustgroßen Stein heraus und musterte ihn
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