BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
fragte Sturm sich. Wobei das Schlimmste war, daß es sein Vater wahrscheinlich gar nicht darauf anlegte, Sturm zu ärgern, sondern sich nur einfach so verhielt, wie er es gewohnt war. Sturm wußte, daß er nicht erwarten durfte, auch nur einen Funken Interesse an seiner Laufbahn oder seinen sonstigen Aktivitäten von seinem Vater zu erwarten. Das war schon so, seit seine Mutter im Kampf gegen Clan Stahlviper gefallen war Hidoshi hatte sich in seiner Arbeit vergraben und ließ sich von nichts mehr aus seinem selbstgewählten inneren Exil holen, auch nicht von seinem Sohn. Sturm war sich klar darüber, daß dies die Art seines Vaters war, mit seiner Trauer fertigzuwerden, aber das ging jetzt schon zehn Jahre! Zehn Jahre ohne ein einziges aufmunterndes Wort, ohne ...
Nein, dachte Sturm und strich sich mit einer Hand durchs Haar und über den Knoten. Ich werde mich nicht aufregen, nicht heute. Ich bin es satt. Er ging zu der kleinen Kommode an einer Wand des kleinen Raums und suchte sich mehrere saubere Hemden und Hosen heraus, die er in seinen Seesack stopfte. Langsam beruhigte er sich.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er endgültig in sein Quartier in der Lanciersbasis umzog, und danach würde er sich damit nicht mehr herumschlagen müssen. Er würde seinen Vater nur noch zu offiziellen Anlässen sehen müssen, wenn der Forschungsstab für irgendeine Untersuchung die Unterstützung der Lanciers anforderte oder ähnliches. Davon abgesehen würde Sturm seinem Vater aus dem Weg gehen und ihn mit seinen geliebten Daten und Forschungsmaterialien allein lassen können. So wie es Hidoshi am liebsten zu sein schien.
Irgendwann würde Sturm, wenn alles gut ging, diesem isolierten, frostklirrenden Felsbrocken Lebewohl sagen und eine Position auf einer der anderen Welten ergattern können, mit deren Schutz die Sturmreiter beauftragt waren. Vielleicht würde er sogar an der Grenze der Clan-Besatzungszone ein paar echte Gefechte miterleben. Jedenfalls würde er ganz sicher nicht den Rest seines Lebens damit verschwenden, über verpaßte Möglichkeiten zu brüten. Er würde nicht so werden wie sein Vater, ein einsamer, verbitterter alter Mann, der nichts kannte als seine Arbeit. Das stand fest.
Er hob seinen Seesack auf und sah sich noch einmal in seinem Zimmer um. Ein großer Teil der Einrichtung war immer noch die eines Kinderzimmers, mit BattleMechmodellen auf dem Regalbrett über dem Bett und ringsum verstreuten Kleidern und Datenchips. Sturm trat ans Bett und hob ein eingerahmtes Bild seiner Mutter auf, in Uniform, auf einem Fuß eines riesigen BattleMechs stehend. Es war eines der wenigen Bilder von ihr, die Sturm hatte.
Wie bist du mit ihm fertiggeworden, Mama? fragte er sich. Er sah das Bild lange an, bevor er es auf seine Kleider in den Seesack legte und die Verschlußkordel festzog. Er warf sich den Sack über die Schulter und atmete tief durch, bevor er zurück in die Küche ging. Sein Vater saß noch am Tisch, so, wie er ihn verlassen hatte.
»Ich bin weg«, meinte Sturm, als er zur Tür ging. »Mmmh«, bestätigte Dr. Kintaro. »Denk daran, Oberleutnant Holt meine Nachricht auszurichten.«
»Ja.« Sturm hatte Mühe, die Tür nicht hinter sich zuzuschlagen.
* * *
Als die Tür sich schloß, blickte Dr. Kintaro von den Karten auf. Er starrte zu der Tür, durch die sein Sohn gerade das Haus verlassen hatte, und der Ausdruck seiner dunklen Augen wurde etwas sanfter. Draußen heulte ein Motor auf, als der Lancier-Jeep in Richtung Mechbasis davonbrauste.
»Sturm ...« sagte der Doktor mit einer Stimme kaum lauter als ein Flüstern. Er schüttelte traurig den Kopf, dann wandte er sich wieder der vor ihm liegenden Arbeit zu. Sein Sohn war fort.
4
Kore-Lanciers-Basis, außerhalb Niffelheims, Kore Peripherie
11. April 3060
Die Basis der Kore Lanciers lag wenige Kilometer vor den Stadtgrenzen von Niffelheims auf der weiten offenen Tundra Kores, auf deren Permafrostboden eine glitzernde Schnee- und Eisdecke funkelte. Nur eine Straße führte von der Stadt zur Basis. Sie war breit genug für Bodenfahrzeuge und wurde durch immerwährende Räumarbeit des Lancier-Personals für den Verkehr freigehalten. Der Streu- und Räumdienst gehörte zu den unangenehmeren Erinnerungen Sturms an seine Zeit als Anwärter. Er hatte ihn kennen und hassen gelernt, wann immer Feldwebel Krenner das Gefühl gehabt hatte, der Junge brauche eine Bestrafung oder etwas mehr Zeit, über die Fehler nachzudenken, die er sich beim Training
Weitere Kostenlose Bücher