BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
erfüllt, ebenso wie Kate. Die beiden hatten lange genug ausgeharrt, um dem Rest der Pirschenden Bären Gelegenheit zu geben, die Wölfe nach Süden zu locken. Angela fühlte eine gewisse Reue. Sie hatte den beiden befohlen, die Stellung zu halten, und sie mit diesem Befehl möglicherweise in den Tod geschickt. Aber Jahre des Trainings halfen ihr, derartige Gedanken zu unterdrücken und in die Tiefen ihrer Seele zu verbannen. Das waren keine Überlegungen, die sie sich jetzt mitten im Kampf leisten konnte. Dafür würde später genug Zeit bleiben.
»Sterncaptain Angela Bekker. Sie befinden sich im Ring. Jetzt oder nie«, meldete Tseng. An den Störungen, die seinen Funkspruch unterbrachen, hörte sie, daß er ebenfalls unter schwerem Beschuß stand.
Sie schaltete auf den Kanal um, auf den Luray die Sprengladungen eingestellt hatte, und gab den Zündimpuls. Vor ihr und weiter im Norden verwandelte sich das Meer von Pflanzen abrupt in eine rotorangefarbene Wand des Todes, die sich donnernd zum Himmel erhob, als das Pentaglyzerin in Flammen aufging. Selbst aus dieser Entfernung konnte sie die Hitze spüren. Sie drang bis ins Cockpit, und ihr brach am ganzen Körper der Schweiß aus. »Geisterbären, mehrere Meter zurückziehen. Ziele wählen und weiterfeuern.«
Sie schaute auf die Ortungsanzeige. Bis auf einen einzigen waren alle Wolf-Mechs jetzt in einem fünf Kilometer durchmessenden Ring aus Feuer eingeschlossen. Der Wind trieb die Flammen nach Osten, und den in ihren Kanzeln röstenden Wölfe würde keine Wahl bleiben, als immer weiter zurückzuweichen, nur um festzustellen, daß ihr Fluchtweg abgeschnitten war. Es war möglich, einen solchen Großbrand im Innern eines Mechs zu überleben, aber die Chancen standen nicht allzu gut, und es war auf jeden Fall unmöglich, gleichzeitig zu kämpfen. Die Hitzeentwicklung war so gewaltig, daß sie zur Stillegung des Fusionsreaktors führen konnte und zur Detonation der Munitionsvorräte, bevor sie abgefeuert wurden. Und der MechKrieger im Innern der Kanzel konnte bei lebendigem Leib verbrennen.
Sie wußte all das. Sie hatte selbst eine solche Situation erlebt.
Auf Tukayyid hatte Angela im Holthwald gegen die ComGuards gekämpft, als ihre Gegner das Waldgebiet in Brand gesetzt hatten. Ihr Mech war den Flammen knapp entkommen, und als sie aus dem Inferno aufgetaucht und versucht hatte, die Waffen abzufeuern, hatte er sich abgeschaltet. Es hatte in ihrer Karriere als Kriegerin nur eine Handvoll Gelegenheiten gegeben, bei denen sie dem Tod ins Auge geblickt hatte. Das war eine davon gewesen, und die einzige, in der sie jede Hoffnung aufgegeben und sich innerlich bereitgemacht hatte zu sterben. Aber irgendwie hatte sie es doch überlebt.
Jetzt erlebten Dirk Radick und seine Wölfe einen ebensolchen Feuersturm.
Die Erinnerung verblaßte, als sie in den Flammen die Silhouette des Timber Wolf erkannte. Er stand auf der anderen Seite der Feuerwand, auf der heißeren Seite, auf der dichter Qualm und sengende Hitze nahezu jeden Sauerstoff verzehrten. Angela zögerte keine Sekunde, und der Pilot des Wolf-Mechs ebensowenig. Er feuerte seine Laser ab, gefolgt von einer der Raketenbreitseiten, die den Timber Wolf so gefährlich machten.
Die Laser bohrten sich zentral in den Torso des Executioner und verwüsteten die Ferrofibritplatten der Panzerung. Angelas schwere Laser peitschten über Arme und Brustpartie des Timber Wolf und zerschmolzen einiges an Panzerung, schienen aber ansonsten nicht allzuviel Schaden anzurichten. Im nächsten Moment schlugen die Raketen des Wolfs mit solcher Wucht links und rechts in Torso und Arme ihres Kampfkolosses ein, daß er nach hinten kippte und zu Boden krachte, wo die eigenen abgesprengten Panzerplatten auf den Rumpf des OmniMechs herabregneten. Ihre Schultern schmerzten unter den ins Fleisch schneidenden Haltegurten, die sie sicher auf der Pilotenliege hielten.
Der Sturz hatte einen gewissen Schaden verursacht, hauptsächlich an der Rückenpanzerung. Indem sie die Geschwindigkeit- und die Beinkontrollen bearbeitete, schaffte sie es, den Mech auf die Knie zu heben. In einer derartigen Position war sie eine perfekte Zielscheibe, aber nicht ein Schuß traf den Executioner, während sie wild an dessen Arm- und Beinsteuerung hantierte, um ihn schließlich wieder auf die Füße zu bekommen. Sie wirbelte herum. Der Timber Wolf stand beinahe exakt an derselben Stelle wie bei ihrem Sturz, aber inzwischen hatte die Feuerwand ihn überholt.
Statt wild auf ihn
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