BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
aufsteigenden Mech feuerte.
Die Temperatur im Innern des Cockpits erreichte neue Rekordwerte, aber Harley ignorierte die Hitze. Die Kühlweste auf seinem nackten Oberkörper pumpte Kühlflüssigkeit über seinen Leib, um einen Teil der Hitze abzuleiten, aber gegen diese Temperaturen hatte sie keine Chance. Harley konzentrierte sich ganz auf seinen titanenhaften Gegner und flog immer näher auf den heranpreschenden Zeus zu. Kurz bevor er über dem überschweren Mech vorbeiflog, tat er, wovon jeder MechKrieger zugleich träumt und zittert. Er schaltete die Sprungdüsen ab.
Der Assassin stürzte mit solcher Gewalt zu Boden, daß seine Füße sich tief in die Schultern und die Kanzel des Zeus bohrten. Alles ging so schnell, daß Harley es kaum registrierte. Der Zeus unter ihm stürzte, und er verlor die Gewalt über seinen Assassin, als dessen Beine unter der Kollision der beiden Metallriesen zersplitterten. Der überschwere Feindmech rutschte den Berg hinab, während Harleys Mech nach vorne kippte und der junge MechKrieger wieder hart in die Gurte geschleudert wurde. Sein Neurohelm schlug gegen die Steuerkonsole, und unmittelbar vor ihm schoß zischend eine Dampf- oder Kühlmittelwolke auf und nahm ihm die Sicht.
In seinen Ohren klingelte es, und er versuchte, die Daten auf den Bildschirmen zu deuten. Der Sturz war ihn teuer zu stehen gekommen. Die bloße Anzahl der gelben und roten Warnlichter auf der beschädigten Anzeige allein zeichnete bereits ein grausiges Bild. Wenn die Meldungen stimmten, waren sein rechter Mecharm und der dort montierte mittelschwere Laser nur noch wertloser Metallschrott. Die Sprungdüsen und Mechbeine waren schwer beschädigt, und allem Anschein nach hatte er den rechten Knieaktivator und das Gyroskop verloren. Er hatte noch Energie, aber konnte seine Maschine nicht mehr bewegen, konnte nicht mehr aufstehen, konnte nicht mehr kämpfen. Für ihn zumindest war der Kampf vorbei.
Er hatte seinen ersten Mech im Kampf verloren. Wie er mit dieser Niederlage fertig wurde, war wichtig, wenn er nicht zur Infanterie versetzt werden wollte.
Er überprüfte die Nahortung und sah den Zeus nur ein paar Meter entfernt reglos am Boden liegen. Wie es schien, hatte der Angriff den gewünschten Erfolg gehabt und den gegnerischen Mech erledigt, auch wenn Harley das die eigene Maschine gekostet hatte.
Das war zumindest ein Trost. Er lebte noch und hatte sich gegen eine feindliche Übermacht durchgesetzt Seine Fernortung war ausgefallen, entweder durch den Sturz oder die Hitze im Innern der Kanzel. Harley wußte, daß irgendwo dort draußen noch der Spider war, und er konnte nur hoffen, daß Jord MacAuld mehr Glück gegen seinen Gegner hatte.
Von der Cockpit-»Luke« drang ein lautes Klopfen herüber. Harley streckte in der schummrigen Enge die Hand aus, öffnete die Kabine und stieg hinaus auf das Flugdeck der General Gordon. In der kühlen Luft des Raumschiffdecks zog sich eine Gänsehaut über seine Arme und Beine. Er hob den Neurohelm vom Kopf und klemmte ihn unter den Arm. Bei jeder Bewegung schmerzten ihn Arme und Hals. Er war sich gar nicht klar gewesen, wie sehr er sich während des Simulatorgefechts angespannt hatte.
Als er sich zur Simulatorkapsel umdrehte, sah er, daß die Dampf- und Raucherzeuger bereits abgeschaltet waren und das System neu startete. Die Hydraulikkolben, die den Aufprall simuliert hatten, senkten oder hoben sich wieder in die Waagerechte. Aus vier nahen Simulatorkapseln stiegen andere MechKrieger, Veteranen ebenso wie unerfahrene Rekruten. Alle waren schweißnaß wie Harley. Manche machten ein düsteres Gesicht, andere grinsten. Gefreiter Jord MacAuld machte keinen fröhlichen Eindruck.
Geschützfeldwebel Coombs trat vor die Gruppe und schüttelte den Kopf. Er fuhr sich mit der Hand durch den Bürstenschnitt, als müsse er zu Berge stehende Haare glattstreichen. »Schützin Patterson, Sie sind als erste ausgefallen. Haben Sie eine Vorstellung, was Sie falsch gemacht haben?«
Patterson war das offensichtlich peinlich. Ihre Wangen liefen rot an, und sie versuchte, dem Blick des Feldwebels auszuweichen. »Ich glaube, ich habe den Feind aus zu kurzer Entfernung angegriffen, Feldwebel Coombs.«
»Verdammt richtig«, bellte er zurück. »Sie saßen in einem Whitworth, Schützin. Ihre Bewaffnung bestand zum überwiegenden Teil aus Langstreckenraketen. Und Sie sind auf kürzeste Distanz vorgeprescht und haben zu feuern versucht. Langstreckengefechtsköpfe werden erst nach einer bestimmten
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