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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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unendliche Geschwindigkeit, denn sie würden in ihrem Fall oder in ihrem Kreisen nicht durch die Luft aufgehalten, die ihrem immensen Gewicht Widerstand leistet.«
    Darauf Ardzrouni: »Wer hat gesagt, dass die Geschwindigkeit eines Körpers proportional zu seinem Gewicht ist? Sie hängt vielmehr, wie Johannes Philoponos sagte, von der Bewegung ab, in die er versetzt worden ist. Und außerdem, sag mir, wenn es keine Leere gäbe, wie würden die Dinge es dann anstellen, sich von einem Ort zum anderen zu bewegen? Sie müssten doch an die Luft stoßen, die sie nicht durchlassen würde.«
    »Aber nein! Wenn ein Körper die Luft verdrängt, die dort ist, wo er sich hinbegibt, dann besetzt die Luft den Platz, den der Körper freigemacht hat! Das ist so, wie wenn zwei Personen in einer engen Gasse in entgegengesetzten Richtungen aneinander vorbeigehen. Sie ziehen den Bauch ein, sie drücken sich jeder an eine Mauer, und so schiebt sich der eine in die eine Richtung und der andere in die entgegengesetzte, und schließlich hat der eine den Platz des anderen eingenommen.«
    »Ja, denn jeder der beiden versetzt seinen eigenen Körper kraft seines Willens in eine bestimmte Bewegung. Aber das gilt nicht für die Luft, denn die hat keinen Willen. Sie bewegt sich aufgrund des Stoßes, den ihr der an sie stoßende Körper versetzt. Aber dieser Stoß erzeugt eine Bewegung in der Zeit. In dem Moment, in dem der Gegenstand sich bewegt und der Luft vor sich einen Stoß versetzt, hat diese Luft sich noch nicht bewegt, und folglich befindet sie sich noch nicht an dem Platz, den der Gegenstand eben verlassen hat, um sie zu verdrängen. Und was ist dann an diesem Platz, wenn auch nur für einen Augenblick? Die Leere!«
    Bis hierher war Friedrich dem Streitgespräch amüsiert gefolgt, aber nun hatte er genug davon. »Schluss jetzt«, sagteer. »Morgen könnt ihr's ja noch mal mit einem anderen Huhn in dem Zimmer oben versuchen. Aber jetzt, was Hühner angeht, lasst mich in Ruhe dieses hier essen, ich hoffe, man hat ihm gebührend den Hals lang gezogen, wie Gott es befiehlt.«

 
    25. Kapitel
    Baudolino sieht Friedrich zweimal sterben
     
    Das Bankett hatte bis in den späten Abend gedauert, und der Kaiser wünschte sich zurückzuziehen. Baudolino und die Seinen begleiteten ihn in sein Zimmer und inspizierten es noch einmal aufmerksam im Licht zweier Fackeln, die in Halterungen an den Wänden brannten. Der Poet wollte auch den Rauchfang des Kamins untersuchen, aber der wurde rasch so eng, dass kein menschliches Wesen hätte durchschlüpfen können. »Hier ist es schon viel, wenn der Rauch durchkommt«, sagte er. Sie warfen auch einen Blick in das Kämmerchen mit dem Abort, aber es war klar, dass niemand vom Grund der Abflussröhre hätte heraufsteigen können.
    Neben dem Bett stand, zusammen mit einer schon brennenden Lampe, eine Kanne Wasser, und Baudolino wollte unbedingt davon kosten. Der Poet meinte, es könnte auch jemand das Kissen oder die Bettdecke vergiftet haben, an der Stelle, wo Friedrich sie beim Schlafen mit dem Mund berühren würde. Es wäre gut, wenn der Kaiser immer ein Gegengift in Reichweite hätte, man wisse ja nie ...
    Friedrich erwiderte, sie sollten es mit ihrer Sorge nicht übertreiben, aber da meldete sich Rabbi Solomon zu Wort. »Herr«, sagte er, »du weißt, dass ich, obwohl Jude, mich loyal dem Unternehmen verschrieben habe, das deinen Ruhm krönen wird. Dein Leben ist mir so lieb wie meines. Höre. Ich habe in Kalliupolis ein wunderbares Gegengift erworben. Hier«, er zog die Phiole aus dem Gewand, »ich schenke es dir, in meinem armseligen Leben wird es kaum passieren, dass ich von allzu mächtigen Feinden verfolgt werde. Solltest du dich in einer der nächsten Nächte zufällig unwohl fühlen, schluck es sofort. Wenn dir etwas Schädliches verabreicht worden ist, rettet es dich auf der Stelle.«
    »Ich danke dir, Rabbi Solomon«, sagte Friedrich gerührt. »Wir Teutonen haben wirklich gut daran getan, die Angehörigen deiner Rasse zu beschützen, und so werden wir es auch in den kommenden Jahrhunderten halten, das schwöre ich dir im Namen meines Volkes. Ich nehme dein Geschenk gerne an, und sieh her, was ich damit mache.« Er holte aus seinem Reisesack den Schrein mit dem Gradal, den er jetzt immer eifersüchtig bei sich trug. »Hier, siehst du«, sagte er, »ich gieße die Flüssigkeit, die du mir gegeben hast, in den Kelch, der das Blut des Herrn enthalten hat.«
    Solomon verbeugte sich, aber dabei murmelte

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