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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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äußeren Zylinder und presst sie durch das Loch unten hinaus. Lässt der Hebel ihn wieder aufsteigen, setzt der Zylinder einen Mechanismus in Gang, der das Loch unten verschließt, so dass die ausgestoßene Luft nicht wieder hineinkann. Ist der innere Zylinder ganz oben, setzt er einen anderen Mechanismus in Gang, der Luft durch diesen Schlauch, den ihr dort seht, aus dem oberen Zimmer hereinlässt. Senkt der innere Zylinder sich erneut, stößt er auch diese Luft wieder nach unten aus. Nach und nach saugt also diese Maschine die ganze Luft aus dem oberen Zimmer heraus und lässt sie hier ausströmen, so dass sich in dem Zimmer oben eine Leere bildet.«
    »Und es dringt keine Luft von irgendwo anders in jenes Zimmer ein?« fragte Baudolino.
    »Nein. Sobald diese Maschine in Gang gesetzt wird, verschließt sie mit Hilfe dieser Seile, die am Hebel befestigt sind, alle Löcher und Ritzen, durch welche Luft in das Zimmer eindringen könnte.«
    »Dann könnte man mit dieser Maschine einen Menschen töten, der sich in dem Zimmer oben befindet?« sagte Friedrich.
    »Man könnte, aber ich habe es nie getan. Nur einmal habe ich ein Huhn hineingesetzt. Nach dem Experiment bin ich hinaufgegangen, und da war das Huhn tot.«
    Boron schüttelte den Kopf und murmelte Baudolino ins Ohr: »Trau ihm nicht, er lügt. Wenn das Huhn gestorben wäre, würde das heißen, dass die Leere existiert. Da sie aber nicht existieren kann, ist das Huhn noch am Leben und guter Dinge. Oder es ist gestorben, aber vor Aufregung.« Dann sagte er laut zu Ardzrouni: »Hast du je davon reden gehört, dass die Tiere auch am Grund leerer Brunnen sterben, wo die Kerzen ausgehen? Einige ziehen daraus den Schluss, dass es dort unten keine Luft gebe, dass also dort eine Leere sei. Das ist jedoch falsch, am Grund tiefer Brunnen fehlt nur die dünne Luft, während die dicke mephitische Luft sehr wohl noch da ist, und die ist es, die sowohl die Menschen als auch die Flammen erstickt. So ähnlich verhält es sich höchstwahrscheinlich auch mitdeinem Zimmer. Du saugst die dünne Luft heraus, aber es bleibt die dicke, die sich nicht heraussaugen lässt, und die genügt, um dein Huhn sterben zu lassen.«
    »Genug«, sagte Friedrich, »alle diese Maschinen sind ja sehr hübsch, aber außer den Spiegeln dort unten ließe sich keine von ihnen bei einer Belagerung oder in einer Schlacht verwenden. Also wozu sind sie dann gut? Kommt, lasst uns gehen, ich habe Hunger. Ardzrouni, du hast uns ein gutes Mahl versprochen. Mir scheint, es ist Zeit dafür.«
    Ardzrouni verbeugte sich und führte Friedrich und die Seinen in den Bankettsaal. Das Mahl war in der Tat exzellent, zumindest für Leute, die wochenlang nur karge Feldkost bekommen hatten. Ardzrouni ließ das Beste auftragen, was die armenische und die türkische Küche zu bieten hatten, einschließlich gewisser überaus süßer Speisen, die den Eingeladenen das Gefühl gaben, in Honig zu ertrinken. Wie verabredet, kosteten Baudolino und seine Freunde von jedem Gericht, bevor es dem Kaiser vorgesetzt wurde. Entgegen jeder Hofetikette (aber wenn man im Krieg war, musste die Etikette schon immer zahllose Ausnahmen dulden) saßen alle am selben Tisch, und Friedrich aß und trank mit Freude, als wäre er einer ihrer Gevatter, und lauschte neugierig einem Disput, der zwischen Boron und Ardzrouni ausgebrochen war.
    So erklärte Boron: »Du versteifst dich darauf, von der Leere zu sprechen, als ob sie ein Raum ohne jeglichen Körper wäre, sei er auch nur aus Luft. Aber ein Raum ohne Körper kann nicht existieren, denn Raum ist eine Beziehung zwischen Körpern. Außerdem kann die Leere auch deshalb nicht existieren, weil die Natur einen Horror vor ihr hat, wie alle großen Philosophen lehren. Wenn du die Luft aus einem ins Wasser getauchten Rohr saugst, steigt das Wasser im Rohr, weil es keinen luftleeren Raum lassen kann. Im übrigen höre, die Gegenstände fallen zur Erde, und eine eiserne Statue schneller als ein Stück Stoff, weil die Luft sich schwertut, das Gewicht der Statue auszuhalten, während sie das des Stoffes leicht tragen kann. Die Vögel fliegen, weil sie durch die Bewegung ihrer Flügel viel Luft aufrühren, die sie trotz ihres Gewichts trägt. DieVögel werden von der Luft genauso getragen wie die Fische vom Wasser. Gäbe es keine Luft, würden die Vögel vom Himmel fallen, aber wohlgemerkt mit derselben Geschwindigkeit wie jeder andere Körper. Deshalb hätten die Sterne, wenn am Himmel die Leere herrschte, eine

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