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Baudolino

Baudolino

Titel: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Presbyter will, müsse hier durch.
    Alle Besucher, die komme, müsse erst warten in Pndapetzim, großer Hauptstadt von Diakon.«
    »Wie viele Besucher sind denn schon gekommen?«
    »Niemand. Ihr die ersten.«
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    »Ist wirklich niemand vor uns gekommen, auch kein Mann mit einem schwarzen Bart?« fragte Baudolino.
    »Ich niemand gesehen«, sagte Gavagai. »Ihr die ersten.«
    »Dann müßten wir hierbleiben und auf Zosimos warten«,
    knurrte der Poet, »und wer weiß, ob er kommt. Vielleicht ist er noch in Abkasia und irrt durch die Finsternis.«
    »Es wäre noch schlimmer, wenn er schon vor uns gekommen wäre und den Gradal diesen Leuten hier überreicht hätte«, warf Kyot ein. »Aber wenn wir den Gradal nicht haben, womit sollen wir uns dann präsentieren?«
    »Nur Ruhe, auch die Eile braucht Zeit«, sagte der Boidi weise.
    »Jetzt schauen wir erstmal, was wir da finden, dann überlegen wir uns was.«
    Baudolino erklärte Gavagai, daß sie gern in Pndapetzim
    bleiben würden, um auf ihren zwölften Genossen zu warten, der ihnen während eines Sandsturms in einer viele Tagereisen entfernten Wüste abhanden gekommen sei. Er fragte ihn, wo der Diakon lebe.
    »Dort hinten in sein Palast. Ich euch hinbring. Oder besser, ich vorher sag meine Freunde, daß ihr komme, und wenn ihr
    ankomme, sie euch festlich empfange. Gäste uns heilig, Gäste sinde Gabe des Herrn.«
    »Gibt es noch andere Skiapoden hier im Farn?«
    »Ich nicht glaube, aber vorhin ich gesehen ein Blemmy, den ich kenn - schöner Zufall, denn Skiapoden nicht sehr gute Freunde von Blemmys.« Er steckte sich zwei Finger in den Mund und stieß einen langgezogenen Pfiff aus. Nach wenigen Augenblicken gingen die Farnhalme auseinander, und es
    erschien ein anderes Wesen. Es war sehr verschieden von dem Skiapoden, und tatsächlich hatten unsere Freunde schon bei der
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    Erwähnung eines Blemmyers zu sehen erwartet, was sie nun sahen. Das Wesen war breitschultrig und stark untersetzt, doch mit schmaler Hüfte, es hatte zwei kurze behaarte Beine, aber es hatte keinen Kopf und auch keinen Hals. Auf der Brust, wo wir Menschen die Brustwarzen haben, öffneten sich zwei
    mandelförmige, überaus lebhafte Augen und unter einer leichten Erhebung mit zwei Nasenlöchern ein kreisrundes, aber sehr dehnbares Loch, das beim Sprechen verschiedene Formen
    annahm, je nach den Lauten, die es von sich gab.
    Gavagai ging hin, um mit ihm zu tuscheln, wobei er auf die Besucher deutete, und der Blemmyer nickte erkennbar, wenn auch nicht mit dem Kopf, den er ja nicht hatte, sondern indem er die Schultern vorbeugte.
    Dann näherte er sich den Besuchern und sagte mehr oder
    weniger: »Ouiii, ouioioioi, aueuak.«
    Als Zeichen der Freundschaft boten ihm die Reisenden einen Becher Wasser an. Der Blemmyer holte aus einem Beutel, den er bei sich trug, ein Röhrchen, steckte es in das Loch, das er unter der Nase hatte, und begann das Wasser aufzusaugen. Dann bot ihm Baudolino ein großes Stück Käse an. Der Blemmyer führte es sich an den Mund, der plötzlich so groß wie der Käse wurde und diesen verschlang. Der Blemmyer sagte: »Euaoi oea!« Dann legte er sich eine Hand auf die Brust
    beziehungsweise die Stirn wie jemand, der etwas verspricht, hob beide Hände zum Gruß und verschwand zwischen den
    Farnhalmen.
    »Er vor uns ankomme«, sagte Gavagai. »Blemmy nicht so
    schnell wie Skiapode, aber immer noch schneller als diese langsamen Tiere, auf denen ihr gesessen. Was sinde das?«
    »Pferde«, sagte Baudolino, wobei ihm einfiel, daß es im Reich des Priesters keine gab.
    »Wie sinde Pferde?« fragte der Skiapode neugierig.
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    »Wie die hier«, antwortete der Poet, »genau wie die hier.«
    »Ich euch danke. Ihr mächtige Menschen, ihr unterwegs auf Tieren, die genauso sinde wie Pferde.«
    »Jetzt hör mal. Vorhin hast du gesagt, daß die Skiapoden keine Freunde der Blemmyer sind. Gehören sie denn nicht zum Reich oder zu dieser Provinz?«
    »O doch, sie Diener von Presbyter, genau wie wir und wie Ponkier, Pygmäen, Giganten, Panothier, Ohne-Zungen, Nubier, Eunuchen und Satyrn-die-man-nie-sieht. Alles gute Christen und treue Diener von Diakon und Presbyter.«
    »Seid ihr keine Freunde, weil ihr verschieden seid?« fragte der Poet.
    »Wie du meinen verschieden?«
    »Na, so wie du von uns verschieden bist, und...«
    »Wieso ich verschieden von euch?«
    »Na hör mal«, sagte der Poet, »also erstens hast du bloß ein Bein, und wir und der Blemmyer haben zwei!«
    »Wenn ihr und

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