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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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nachdenklich. »Sie sind nicht unbrauchbar. Was kosten die Bilder?«
    »Heute eintausend.«
    »Und morgen? Nun, lassen wir das. Es wird nicht unmöglich sein. Sie haben die Bilder hier?«
    Tredup weicht aus: »Die Bilder stehen jederzeit zur Verfügung.«
    »Ich glaube schon, daß sie existieren. Und sie sind scharf, deutlich? Man erkennt die Leute?«
    »Wie ich vor Ihnen sitze, Herr Bürgermeister.«
    »Es ist gut, Herr X. Sie warten vielleicht draußen zehn Minuten. Wie gesagt,
ich
habe kein Interesse. Aber es mag sein, daß Stolpe will. Sie warten also. Und vorläufig besten Dank.«
    |57| Tredup ist kaum aus der Tür, schon klingelt der Bürgermeister.
    »Hören Sie, Piekbusch, Sie nehmen drei Akten in die Hand. Gehen unauffällig über den Gang. Da steht ein junger Mann, schwarzer Schlapphut, verbeulte Knie, Aktentasche, käsig, die Schuhbänder am rechten Schuh sind auf. Unauffällig ansehen, ob Sie ihn kennen. Gleich zurückkommen.«
    Sekretär Piekbusch geht.
    Der Bürgermeister am Apparat: »Verbinden Sie mich sofort mit dem Regierungspräsidenten. Persönlich und dringlich. Geben Sie mir, bis das Gespräch kommt, den Polizeioberinspektor. Und dann den Amtsrichter Grumbach. Sind Sie dort, Frerksen? Ja, kommen Sie bitte sofort zu mir. Und lassen Sie den Dienstwagen vorfahren. Sie müssen in einer Viertelstunde mit jemand nach Stolpe. Ja bitte, gleich. – Nun, wie ist es, Piekbusch, kennen Sie ihn?«
    »Gesehen habe ich ihn schon, Herr Bürgermeister, aber …«
    »Also Sie kennen ihn nicht. Gehen Sie zur Krimpo herum. Die Beamten, die da sind, sollen unauffällig den Gang entlanggehen, nach verschiedenen Dienstzimmern, auf die Toilette. Sobald ihn einer erkannt hat, anrufen. Nein, besser persönliche Meldung.
    Ja, wer ist dort? Herr Amtsrichter Grumbach? – Ja, Herr Amtsrichter, hier Bürgermeister Gareis. Ich wollte bitten, den Lokaltermin in Gramzow, wenn irgend möglich, um zwei Stunden zu verschieben. – Dickes neues Material. – Lokaltermin wahrscheinlich vollkommen überflüssig. – Wieso? Nun, Sie werden sehen. – Man hat auch so seine Quellen. – Ich kann noch nichts sagen, ich spreche aber sofort mit Stolpe. – Ja, meinethalben auf meine Verantwortung. – Das Finanzamt? Ach, was die Beamten schon aussagen! Das reicht doch nicht zu einer Verurteilung, vielleicht nicht einmal zu einer Anklageerhebung. – Entweder alles oder nichts. – Also, Sie hören von mir. Oder vom Regierungspräsidenten. – Was Temborius damit zu tun hat? Weil er Geld bezahlen soll. Geld kostet es. Geld, Geld und noch mal |58| Geld. – Richtig, das laß ich ihm, ich begnüge mich mit dem Ruhm. Also, denn!«
    Er hängt ab. Der Sekretär kommt ins Zimmer.
    »Gehen Sie nur wieder, Piekbusch. Wenn er erkannt ist, habe ich gesagt.«
    »Der junge Mann ist verschwunden, Herr Bürgermeister.«
    »Verschwunden?! Das heißt: weggegangen?« Der Bürgermeister starrt. Er denkt: Wenn mich irgendein Feind geblufft hat! Dann bin ich grenzenlos blamiert. Es kann ein Spion gewesen sein, der horchen wollte, was die Regierung vorhat. Dann bin ich erledigt. Ah bah, das war kein Spion. Er wird Angst bekommen haben. Und laut: »Sehen Sie auf der Toilette nach, Piekbusch. Der Mann ist nur mal aus den Hosen.«
    Piekbusch will gehen. »Halt! Und Frerksen soll kommen. Wo bleibt er denn? – Ach, da sind Sie ja, Frerksen. – Hallo, Piekbusch, was im Vorzimmer sitzt, soll zu Assessor Stein zur Abfertigung. Er soll vertrösten, aufschieben. Ganz Wichtiges zu mir in einer Viertelstunde. – Und nun setzen Sie sich, Frerksen, wir haben eine dicke Sache, wir werden uns in Stolpe bei dem Genossen Temborius endlich mal einen weißen Fuß machen.«

|59| DRITTES KAPITEL
Die erste Bombe
    1

    Das Allerheiligste des Regierungspräsidenten Temborius ist ein langer, dunkelgetäfelter Raum. Immer ist dort das Licht gedämpft. Die mit Wappenschildern und bunten Putten gezierten Scheiben schwächen den hellsten Sommertag.
    Dieser von der Gunst seiner Partei, ein wenig Verwaltungskenntnis und viel Beziehungen emporgetragene Beamte liebt nicht das Laute. Leises, Gedämpftes, Halbhelles liegt seinem Wesen. Leise, gedämpft und halbhell hat der Genosse Temborius die Geschicke seines Bezirkes verwaltet, und leise, gedämpft und halblaut ist auch die Unterhaltung zwischen ihm, dem Kommandierenden der Schutzpolizei und dem Geheimen Finanzrat Andersson. Irgendwo in einem dunkelsten Winkel notiert ein kleiner fetter Assessor die Bemerkungen der drei Herren, für einen

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