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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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zwinkert mit den Augen. »Von Altholm? Wegen der Bilder?«
    Frerksen bejaht mit einem Nicken.
    Der Präsident flüstert: »Das ist ihr Bürgermeister! Das ist der Gareis, der uns dies eingebrockt hat! Sie Mensch mit Ihren unseligen Bildern! Machen Sie, daß Sie …«
    Andersson greift ein. »Herr Präsident, darf ich vielleicht …? Sie entschuldigen …« Zu den ganz Verblüfften gewendet: »Das Regierungspräsidium fliegt nämlich in drei Minuten in die Luft … Sie sehen uns etwas erregt …«
    Wieder der Präsident: »Meine Herren, Sie entschuldigen mich. Da sind wichtige Papiere, Staatsdokumente … Ich muß erst … Herr Assessor Meier, ich bevollmächtige Sie … Sie werden kaufen, die Belohnung geben … meine Herren, Dokumente …«
    Eine dunkle Flügeltür schließt sich lautlos.
    Der Oberst sagt eilig: »Also, Herr Assessor, jetzt sind Sie der Mann an der Spritze. Sie entschuldigen mich. Ich muß zu meinen Mannschaften.«
    |65| Und der Polizeioberinspektor Frerksen: »Herr Kamerad, wenn Sie gestatten. Die Lösung dieser polizeitaktischen Aufgabe interessiert mich …«
    Und Andersson: »Da Sie Vollmacht haben, bin ich hier überflüssig. Auf Wiedersehen.«
    Sein Abgang ist eilig.
    In dem Riesenzimmer stehen zwei: Assessor Meier, klein, bleich, sehr jüdisch, etwas schwitzend. Tredup, langschinkig, blaß, schmuddelig, unrasiert.
    Der Assessor mustert den an der Tür. »Haben Sie eigentlich Angst?« fragt er.
    »Ich möchte mein Geld«, sagt Tredup unberührt von allem. »Hier sind die Bilder.«
    Er zieht sie aus der Brusttasche, wickelt sie aus, hält sie dem Assessor hin, in jeder Hand eines.
    Der Assessor wirft einen flüchtigen Blick darauf, sieht Männer, etwas Rauch, ein langer, glattrasierter, scharffaltiger Bauer schürt Feuer.
    »Gut, legen Sie dort hin. Haben Sie eigentlich keine Angst?«
    »Erst das Geld. – Übrigens sind Sie ja auch noch hier.«
    »Richtig. War das nicht …?« Er horcht nach dem Fenster. Draußen Trillerpfeifen, Gerenne, etwas wie das vielstimmige Brausen einer Menge. »Wissen Sie was, holen Sie sich Ihr Geld morgen.«
    Tredup beharrt: »Nein. Jetzt.«
    Und der Assessor, eilig: »Wir sind vermutlich die beiden einzigen Menschen im Bau. Woher soll ich Geld kriegen?«
    Tredup schlägt vor: »Wenn wir zur Kasse gingen?«
    Und der Assessor Meier: »Muß es sein?«
    »Natürlich. Ohne Geld keine Bilder.«
    »Also gehen wir.«
    Er geht vorauf, klein, etwas schiefbeinig, plattfüßig, aber er geht. Auf den Gängen stehen alle Türen auf, von einem Stuhl sind eilig abgelegte Akten hinuntergeglitten. Mitten auf dem Gang liegt eine Puderquaste. Die Paternosteraufzüge bewegen sich gespenstisch.
    |66| Der Assessor zögert. »Nein, wir nehmen lieber die Treppe. Hat der Kerl eine Bombe gelegt, so sicher in den Fahrstuhlschacht. – Na, das ist auch Unsinn. Explodiert es, sind wir so und so hin. Kommen Sie man.«
    Im Erdgeschoß, die Eisentür zur Kasse steht angelehnt. Sie treten ein. Der Assessor murmelt: »Toll ist das.«
    Der große Kassenschrank steht ellenweit offen. Der fahrbare Kassentisch hinter der Schranke sperrt sein Gitter auf. Geldpakete häufen sich dort.
    »Also bitte«, sagt der Assessor. »Bedienen Sie sich. Aber wenn Sie es möglich machen können, ein bißchen rasch.« Tredup blickt fragend. »Soll ich selbst …?«
    Ungeduldig: »Ja, nur zu, Mann! Glauben Sie, ich bin ein Held?«
    Und Tredup: »Wenn Sie gestatten, nehme ich es in Zehnmarkscheinen.«
    Assessor Meier stöhnt: »Auch das noch!«
    Und Tredup: »Es fällt beim Ausgeben weniger auf.«
    »Stimmt. Falls Sie noch zum Ausgeben kommen.«
    Tredup zählt ab, langsam und sorgfältig. Es geht nicht sehr rasch, aber schließlich ist er bei tausend.
    »Aber nun kommen Sie auch, Mensch.«
    »Wollen Sie keine Quittung?«
    »Nein, kommen Sie schon.«

    Das Regierungspräsidium ist von der Polizei abgeriegelt. An den Enden des Marktplatzes, fern, wogt die Menge.
    Auf den Granitstufen der Freitreppe erscheinen nebeneinander zwei Gestalten und überschreiten langsam, unter dem atemlosen Schweigen der Menge, den Marktplatz.
    Oberst Senkpiel tritt ihnen mit erhobener Uhr entgegen. »Was habe ich Ihnen gesagt, meine Herren? Zwölf Minuten! Kindischer Bluff!«
    Assessor Meier schüttelt dem Annoncenakquisiteur der »Chronik« die Hand. »Es hat mich sehr gefreut. Wenn Sie mich einmal brauchen können, kommen Sie ruhig zu mir.«
    |67| Er hat seinen Chef erspäht und steuert auf ihn los.
    Auch Tredup drängt sich in die Menge.

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