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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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dem Saal.
    Banz sieht ihm unruhig nach.
    Der Vorsitzende fragt: »Sie hatten doch einen Stock, Herr Banz?«
    »Ja, einen Handstock hab ich gehabt.«
    »Haben Sie vielleicht mit dem Handstock gedroht?«
    »Herr Präsident, wie werd ich!«
    »Oder haben Sie ihn vielleicht nur ein bißchen fester angefaßt? Sie waren doch sicher sehr erregt …«
    |551| Die Tür der Halle öffnet sich. Von Assessor Bierla geführt, treten ungefähr zwanzig Polizeibeamte in den Saal. Sie nehmen in zwei Gliedern neben dem Richtertisch Aufstellung.
    »Ich habe«, erklärt der Präsident, »den Wunsch, diesen Fall Banz, der mir reichlich ungeklärt und für die Beurteilung der Polizei wichtig scheint, rasch aufzuklären. Dies sind die Altholmer Polizeibeamten, die für heute nachmittag als Zeugen geladen waren. Findet Herr Banz seinen nicht darunter, so laden wir für morgen die übrigen. – Gerichtsdiener, machen Sie Licht.«
    Plötzlich ist die Turnhalle strahlend hell. Mit weißem Gesicht, auf seinen Stock gestützt, steht Banz vor der Doppelreihe der Polizeibeamten. Einmal wirft er einen raschen Blick hinter sich, aber nicht zum Verteidiger, sondern in jene Ecke, wo vereinsamt an seinem Tisch Stadtrat Röstel sitzt, denn Assessor Meier ist noch nicht wieder zurück aus Stolpe.
    Der Landgerichtsdirektor kommt hinter seinem Tisch hervor.
    »So, Herr Banz, nun gehen wir mal die Reihe gemeinsam ab. Sehen Sie sich jeden der Herren in Ruhe an. Der, den Sie meinen, braucht nicht dabeizusein. Es sind nicht alle Polizeibeamten hier. Ich werd mit den einzelnen Herren ein paar Worte sprechen, damit Sie auch die Stimme hören …«
    »Herr Präsident, ich hab schon gesehn, Sie können sie rausschicken, meiner ist nicht dabei.«
    »Herr Landgerichtsdirektor!« schreit aus dem zweiten Glied der Riese Soldin. »Herr Landgerichtsdirektor! Das ist er! Das ist der Mann, der mich niedergeschlagen hat mit der Stockkrücke. Halten Sie …!«
    Der Vorsitzende hat von Banz einen Stoß bekommen, der ihn in die Reihe der Polizeibeamten warf. Banz ist zurückgesprungen, rast auf den Tisch mit Stadtrat Röstel zu. Der will ihm entgegentreten, bekommt einen Schlag mit dem Stock. Hinter dem Tisch ist eine Tür auf den Schulhof. Banz reißt sie auf. über den Hof, ins Schulhaus (am Hoftor steht ja Schupo) … Der ganze Saal tobt, alles drängt zu den Türen, Zeugen |552| stürzen fort. Der Staatsanwalt schreit: »Die Angeklagten! Justizwachtmeister, passen Sie auf die Angeklagten auf!«
    Alles ist Chaos.

    7

    Einen Augenblick bleibt Banz schweratmend im weiten Treppenhaus der Schule stehen. Einladend führen die breiten Stufen nach oben, aber Banz weiß, das ist Falle. In zehn, fünfzehn Sekunden schon suchen die das ganze Haus nach ihm ab.
    Eine kleine Treppe seitlich führt in den Keller, Banz läuft sie hinab, an ihrem Schluß ist eine Eisentür, offen sogar. Und noch besser: Der Schlüssel steckt. Banz zieht ihn aus, geht durch die Tür in den dunklen Keller und schließt von innen wieder zu.
    Den Schlüssel läßt er stecken.
    Der dunkle Gang führt mit vielen Türen rechts und links gradaus. Banz folgt ihm, geht der Wärme zu, die ihm entgegenströmt. Dann steht er im Zentralheizungsraum. Unter beiden großen Kesseln ist Feuer. Das Wasser summt. Richtig, die heizen schon, damit es in der Turnhalle warm ist. Daneben ist der Kohlenkeller, und auf der andern Seite, vom Holzkeller mit Brettern abgeteilt, ist eine Art Bude, wo der Hackklotz steht und das Beil an der Wand hängt.
    Nicht nur das: Hier stehen Waschbecken, Krug und Seife, ein Spiegelstück ist an der Wand, und an einem Haken hängt der blaue, von Kohlenschmutz verfärbte Anzug des Heizers.
    Banz zieht Jacke und Weste aus, über die eigenen Hosen streift er die blauen weiten, zieht den Kittel an. Dann durchsucht er seine Taschen, legt alles, was drinnen ist, bis auf Uhr, Taschenmesser und Geld zu den Kleidern und macht daraus ein Bündel.
    Am liebsten würde er es verbrennen, aber die Joppe jammert ihn, sie ist noch fast neu.
    So steckt er das Ganze hinter die Kohlen. Vielleicht kommt er einmal wieder hierher, oder es findet doch jemand, der es |553| brauchen kann. Im Kohlenkeller gibt es Schmutz genug. Banz reibt sich Gesicht und Hände gut ein, sieht noch einmal in den Spiegel, grinst, greift sich eine Kohlenkiepe und macht vorsichtig das Fenster auf.
    Es liegt ganz unter dem Straßenpflaster, über der Schachtöffnung ist ein Gitter, das aber nicht angeschlossen ist.
    Das Schwierigste ist,

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