Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
Vom Netzwerk:
jemanden gefragt, ob die Bauern schon durch wären, keinen Polizisten. Polizisten waren keine zu sehen. Nein, die Bauern wären noch nicht durch. Da bin ich den Burstah runtergegangen. Und wie ich dann zu dem Platz kam, wo der nackte Kerl steht …«
    »Heldendenkmal«, sagt halblaut der Vorsitzende.
    Ungeduldig wiederholt Banz: »Das sage ich ja, der nackte Kerl. Da sah ich dann die Bescherung. Herr Präsident, es war mörderisch. Herr Präsident, das ist über jede Beschreibung. Wie da die Polizisten auf die Bauern eingedroschen haben, da blieben einem die fünf Sinne weg.«
    Banz redet jetzt ganz ruhig und manierlich, er redet langsam und vorsichtig. Der Landgerichtsdirektor sieht ihn aufmerksam an.
    »Na, und weiter?«
    »Und plötzlich stürzt da so ein Blauer auf mich zu und schreit: ›Ihr Hunde, geht ihr auseinander!‹ Und ich sage ganz ruhig: ›Wir sind zwar keine Hunde, Herr Wachtmeister, aber gehorchen muß man seiner Obrigkeit. Ich gehe mir ein Glas Bier kaufen.‹ Und dreh mich um und geh schon zum Krug und bin schon auf der Treppe vom Krug, da krieg ich einen Schlag über den Schädel. Acht Wochen hab ich gelegen, Herr Präsident, und Sie sehen ja, was ich heute bin. Ich war ein starker Mann, Herr Präsident!«
    Pause. Lange Pause.
    Banz tritt unruhig hin und her. »Das ist alles, Herr Präsident. So haben sie’s getrieben mit mir.«
    Wieder Pause.
    »Ja, Herr Banz, nun muß ich Sie doch noch einiges fragen, Sie sind doch jetzt ruhig?«
    »Ich bin ruhig, Herr Präsident. Das kommt jetzt manchmal so über mich. Aber hinterher bin ich ein Lamm.«
    |549| »Also, Herr Banz, als Sie nun den Burstah runterkamen und zuerst den Kampf sahen, wie weit waren Sie da wohl ab?«
    »Wie weit, Herr Präsident? Ja, Gott, sind das hundert Meter gewesen oder zweihundert?«
    Jedenfalls haben Sie beim Heldendenkmal gestanden. Bei dem nackten Mann. Und dann sind Sie näher gegangen?«
    »Bin ich, Herr Präsident.«
    »Warum wohl? Wenn man einen Kampf sieht, geht man doch besser weg. Oder wollten Sie Ihren Leuten helfen?«
    »Nicht doch, Herr Präsident. Nicht doch. Ich wollte sehen, was los war. Da standen ja immer Leute dazwischen.«
    »Wie nahe sind Sie nun wohl herangegangen? Zehn Meter, fünf Meter, drei Meter?«
    »So nah nicht, Herr Präsident. Zehn Meter waren es gut und gerne.«
    »Wie kämpften denn nun die Polizeibeamten? Ich …«
    »Grausam, Herr Präsident, einfach grausam.«
    »Ich meine: Standen die Polizisten mit dem Rücken gegen Sie oder mit dem Gesicht?«
    Banz zögert. Dann: »Welche standen so und welche so.«
    »Aber der Demonstrationszug stand doch grade mit dem Gesicht gegen Sie. Der war doch von der andern Seite gekommen. Da müssen Ihnen doch eigentlich die Polizeibeamten den Rücken zugekehrt haben?«
    »Die meisten taten es auch.«
    »Aber nicht alle?«
    »Alle nicht, Herr Präsident.«
    Einen Augenblick Pause. Der Landgerichtsdirektor denkt nach.
    »Standen Sie nun allein, Herr Banz, oder standen Sie mit andern zusammen?«
    »Ich war doch allein, Herr Präsident.«
    »Standen andere in nächster Nähe?«
    »Das kann man nicht sagen, Herr Präsident. In nächster Nähe nicht.«
    |550| »Warum ist nun wohl ein Polizist auf Sie zugekommen, da doch die Demonstranten auf der andern Seite standen?«
    Ja, das weiß ich nicht, Herr Präsident, warum der Mann grade zu mir kam.«
    »So, das wissen Sie nicht. – Sie haben uns vorhin erzählt, Herr Banz, daß der Polizist zu Ihnen gerufen hat: ›Ihr Hunde, geht ihr auseinander!‹ Warum hat er wohl
ihr
Hunde gesagt?«
    »Das kann ich nicht sagen, Herr Präsident, warum uns der Mann für Hunde estimiert hat.«
    »Nein, ich meine, Sie standen allein. Warum hat er da
ihr
Hunde gesagt. Er hätte doch
du
Hund sagen müssen.«
    »Das weiß ich doch nicht, Herr Präsident, warum er das gesagt hat. Aber so hat er es gesagt.«
    »Sie können mir also nicht erklären, warum er das gesagt hat?«
    »Nein, erklären kann ich das nicht, Herr Präsident. Aber gesagt hat er das.«
    Wieder denkt der Vorsitzende nach.
    »Wie sah denn der Polizeibeamte aus, der Ihnen das zugerufen hat?« fragt er dann.
    Banz überlegt sich. »So ein Kleiner war das. Ein Dürrer, Kleiner. So … miekrig war er man.«
    »Aber wiedererkennen würden Sie den Mann doch?«
    »Das kann man nicht vorher wissen, Herr Präsident. Mein Gedächtnis ist schlecht seitdem.«
    Der Vorsitzende denkt nach. Dann geht er hinter den Richtertisch, sagt dem Assessor Bierla ein paar Worte. Der Assessor geht aus

Weitere Kostenlose Bücher