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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Arbeiterschaft. Die Demonstration findet wahrscheinlich zu einer Zeit, wo unsere Arbeiter in den Fabriken sind, statt.
    Und zum Schluß, grundsätzlich: Man muß Demonstrationen ins Leere stoßen lassen. Je mehr Aufwand, je mehr Reibungsmöglichkeiten. Stellen Sie zwei Hundertschaften auf, und den Bauern fällt erst ein, daß sie gefährlich werden könnten. Vierzig Mann sind nicht viel, aber vierzig Mann sind vollkommen ausreichend. Ich sage Ihnen: Es passiert nichts.
    Und ich sage Ihnen: Ich tue nichts.«
    Der Bürgermeister macht eine rasche Bewegung. »Ins Leere stoßen. So. Ich bin fertig. Ich bedaure: Es ist etwas lang geworden. Aber ich denke, jetzt ist alles geklärt.«
    Und Gareis sieht strahlend auf die andern Herren. Dabei tastet seine Hand nach hinten. In seinem Rücken hängt vom Schreibtisch die Birne einer Klingel. Er drückt einmal, zweimal, dreimal.
    Assessor Meier gibt sich einen Ruck: »Nein, Herr Bürgermeister, ich muß Ihnen wiederholen: Es ist noch nichts geklärt. Ihre Entscheidung ist unmöglich. Ihre Entscheidung nehme ich nicht nach Stolpe mit. Herr Regierungspräsident hat mich angewiesen …«
    Die Tür tut sich auf, und Sekretär Piekbusch erscheint eilig und erregt. »Herr Bürgermeister! Herr Oberbürgermeister läßt fragen, ob Sie einen Augenblick abkommen können. Es ist dringend wichtig.«
    Der Bürgermeister erhebt sich. »Sie hören, meine Herren. Sie entschuldigen mich. Ich bin sofort zurück. Vielleicht sprechen Sie mit Frerksen über die Lage. Herr Frerksen kann Ihnen auch jede Auskunft geben.«
    Und Gareis verschwindet.

    |111| 9

    Gareis steht prustend im Vorzimmer. »Laß sie schwätzen drinnen, Genosse Piekbusch, es war höchste Zeit, daß ich den Klingelknopf zu fassen kriegte. Diese Stolper – ein Knallbonbon geht los, und bloß weil ihr bißchen Leben in Gefahr war, möchten sie gegen alle Welt Ausnahmegesetze machen.«
    »Drüben bei Assessor Stein sitzt auch der Bauer Benthin. Ich hab ihn drüben hingesetzt, daß die hier ihn nicht zu sehen kriegen.«
    »Gut. Das paßt grade.«
    Und Gareis läuft über den Gang, schwankend, prustend, zum Zimmer des Assessors.
    Auf dem Gang steht unschlüssig eine Frau, deren Gesicht bei seinem Anblick heller wird. Der Bürgermeister, in dessen Vorzimmer alles sitzt, was Hilfe braucht – er hat auch das Wohlfahrtsdezernat –, der Bürgermeister bleibt stehen und fragt: »Na, wollen Sie zu mir, junge Frau?«
    »Ja, Herr Bürgermeister. Ja doch. Und dann hörte ich, Sie wären nicht zu sprechen. Und sie haben doch meinen Mann verhaftet.«
    »Ihren Mann? Das ist schlimm. Wer ist denn Ihr Mann?«
    »Der Tredup, Herr Bürgermeister, der Tredup von der ›Chronik‹, der bei Ihnen war wegen der Bilder.« Rasch und sich überstürzend: »Und wenn er jetzt vielleicht auch was ausgefressen hat und wenn das mit den Bildern nicht recht war: Er ist doch ein guter Mann. Es ist ja doch nur, daß wir kein Glück haben und daß immer was Neues bei uns kommt. Und fleißig ist er und trinkt nicht und spielt nicht, und nach jeder Annonce läuft er zehnmal, und abends sitzt er bis in die Nacht und schreibt Adressen. Nur, daß alles nichts hilft und die zwei Kinder da sind, und man kommt nicht vorwärts.«
    »Na, jetzt muß es Ihnen doch aber besser gehen, wo er die tausend Mark für die Bilder bekommen hat?«
    |112| »Tausend Mark? Mein Max? Aber Herr Bürgermeister, das ist doch wohl nicht möglich, davon müßte ich doch wissen. Wo die letzten Tage kaum Geld im Haus war, bis ihm Wenk, das ist der Geschäftsführer, zehn Mark Vorschuß gab.«
    Gareis blinzelt ein wenig. »Na, vielleicht hat er das Geld auch noch nicht bekommen. Aber er bekommt es gewiß. Ich werde mich mal erkundigen.«
    Und die Frau: »Ist es denn sicher mit den tausend Mark? O Herr Bürgermeister, wenn das wahr ist! Tausend Mark … Und man könnte endlich einmal Wäsche kaufen für die Kinder und Schuhe, und Max braucht auch so viel …«
    »Es ist ganz bestimmt, Frau Tredup. Und jetzt hat man also Ihren Mann verhaftet?«
    »Ja, Gott, ich vergesse es ja. Es ist nur, weil ich so aufgeregt bin. Und Sie möchten so gut sein und ihn besuchen. Wenn Sie es tun wollten? Wenn es keine Frechheit wäre zu bitten?«
    »Nein, nein, ich werde ihn schon besuchen. Wahrscheinlich heute noch. Und dann ängstigen Sie sich nicht. Ihr Mann hat nichts ausgefressen. Ihr Mann ist bald wieder bei Ihnen.«
    »Ich danke auch schön, Herr Bürgermeister. Und die tausend Mark?«
    »Sind Ihnen sicher. – Also

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