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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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etwas Anstößiges, Aufreizendes, Staatsfeindliches – ein Zuruf, ein Lied schon kann es sein –, so schreiten Sie ein, so lösen Sie den Zug auf.«
    Der Assessor schaut triumphierend, der Oberst meint skeptisch: »Mit vierzig Mann kommunaler Polizei? Ich beglückwünsche Sie zu dieser Aufgabe, Herr Frerksen.«
    Der Assessor lächelt. »Richtig, das sagte ich noch nicht. Eine ganz kleine Konzession wird mir unser lieber Gareis doch machen, da ich ihm so weit entgegenkomme. Zwei Hundertschaften legen wir hier in Bereitschaft, ganz unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Etwa auf den Rathaushof, in der Marbedeschule, die ja auch zur Hand ist. Das tut er doch, nicht wahr, Herr Frerksen?«
    »Ich weiß nicht … Es ist schon möglich … Ich zweifele allerdings …«
    |118| »Die Leute sollen ja nicht zum Einsatz kommen. Nur für den äußersten Fall der Not, Herr Oberinspektor, das muß ihm doch recht sein!«
    Er wendet sich rasch zu dem eintretenden Gareis: »Also, Herr Bürgermeister. Wir haben alles noch einmal durchgesprochen. Herr Frerksen hat mir wertvolle Aufschlüsse gegeben: Unsere Bedenken sind nicht zerstreut, aber wir wollen sie zurückstellen. Sie mögen den besseren Kontakt mit den Bauern haben seit Ihrer vorzüglich gelungenen landwirtschaftlichen Ausstellung. Also, die Demonstration findet statt, sie wird freigegeben.«
    »Ich habe das bereits eben einem Führer der Bauernschaft mitgeteilt.«
    Meier verzieht das Gesicht ein wenig. »Nun also. Ist auch das in Ordnung. Nur eine Konzession müssen Sie uns machen: Für den schlimmsten Fall legen wir Ihnen ein oder zwei Hundertschaften Schupo her, auf den Rathaushof, in eine Schule.« Sehr rasch: »Nein, nein, niemand erfährt davon, die Leute kommen nachts. Es ist nur, daß Sie Hilfe zur Hand haben. Ich würde sogar, nun, ich will es verantworten, die Leute unter Ihren Befehl stellen.«
    Der Oberst grunzt.
    Der Assessor lächelt nervös.
    »Unser lieber Oberst Senkpiel scheint zu protestieren. Aber Sie verstehen doch, Herr Oberst, so schwierig, wie der Fall gelagert scheint. Nicht wahr, Herr Bürgermeister, wir sind einig?«
    Der Bürgermeister lächelt. »Ich bin längst einig, und zwar mit mir selber. Schupo kommt nicht nach Altholm. Was Sie da sagen von ›heimlich‹, ›niemand erfährt davon‹, ist, entschuldigen Sie, Herr Assessor. Unsinn. Auf den Rathaushof gehen hundert Fenster, ganz abgesehen davon, daß auch in Altholm Leute manchmal nachts auf sind und die Schupo kommen sehen.
    Nein, all das kommt nicht in Frage. Es gibt keine Zusammenstöße.«
    |119| »Herr Bürgermeister, ich bitte Sie, der Regierungspräsident …«
    »Auch der Regierungspräsident kann an meiner Entscheidung nichts ändern.«
    »Wir werden Ihnen einen Befehl geben!«
    »Ich wende mich dann an den Minister. – Aber, lieber Herr Assessor, was erregen wir uns?
Ich
trage die Verantwortung, ich allein. Der Fall ist erledigt.«
    »Er ist
nicht
erledigt. Er kann und darf nicht so erledigt sein.«
    »Ich versichere Ihnen, er ist erledigt.«
    »Dann«, ruft der Assessor verzweifelt aus, »dann bleibt uns nichts, als die Schupo nach Grünhof zu legen, nach Ernsttal. In die Vororte.«
    »Was außerhalb meines Amtsbezirks geschieht, kann ich nicht hindern. Gut ist es nicht, denn auch dort wird die Schupo gesehen.«
    »Und Sie werden diese Schupo benutzen, Herr Bürgermeister. Ich prophezeie Ihnen …«
    »Prophezeien Sie nicht, Herr Assessor, man hat nie den Propheten geglaubt. – Eine andere Frage: Wissen Sie zufällig, ob der Tredup seine tausend Mark bekommen hat?«
    »Gewiß doch«, sagt der Assessor übellaunig.
    »Sie sind sicher?«
    »Wo ich doch dabeigestanden habe, wie er sich das Geld genommen hat!«
    »Genommen hat, ist gut. Aber das ist wirklich seltsam …«
    »Ja, Herr Bürgermeister, meine Obliegenheiten sind also dann erledigt. Ich verhehle Ihnen nicht, ich gehe mit sehr schwerem Herzen. Herr Regierungspräsident wird äußerst ungehalten sein.«
    »Sie werden am Dienstag wissen, daß ich recht hatte.«
    »Ich hoffe es, aber ich kann nicht daran glauben. Adieu, Herr Bürgermeister.«
    »Adieu, Herr Assessor. Es hat mich sehr gefreut.«
    Der Assessor schüttelt dem Oberinspektor die Hand. |120| »Adieu, Herr Frerksen.« Leise: »Wir verlassen uns ganz auf Sie.«
    Die Herren von der Regierung gehen ab.
    Der Bürgermeister, sehr scharf: »In was verläßt sich Stolpe ganz auf Sie, Herr Frerksen?«
    Frerksen fährt zusammen. »Oh, die haben mir nur die Ohren vollgeblasen,

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