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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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dann, ich werde ihn grüßen, Ihren Max.«
    »Ich danke auch schön, Herr Bürgermeister. Und dann …«
    Aber Gareis ist schon drinnen im Zimmer vom Assessor Stein, die Tür klappt grade hinter ihm zu.
    Am Fenster steht der Bauer Benthin, der einzige Landwirt in Altholm, bekannt unter dem Namen »Mottenkopp«, weil in seinen grau und blond gescheckten Haarwuchs eine Flechte runde »Mottenlöcher« gefressen hat. Er dampft aus einem urmächtigen Knösel.
    »Behalten Sie die Piep im Mund, Vadder Benthin, immer dampfen Sie ruhig weiter. Nun, was macht das liebe Leben? Frau munter? Ist der Junge schon da?«
    |113| »Danke der Nachfrage, Herr Burgemeister. Das geht ja alles soweit. Auf den Stammhalter warten wir noch. Das kann ja nun wohl jeden Tag losgehen.«
    »Na, bei uns hier auch, nicht wahr?«
    »Bei uns auch? Wie meinen Sie denn das, Herr Burgemeister?«
    »Ich habe so was gehört, ihr wollt hier großes Trara machen. Massendemonstrationen. Zehntausend Bauern. Widerstand gegen die Staatsgewalt. Aufruhr. Revolution.«
    »Gott, Herr Burgemeister, seh ich so aus? Ich bin man auch ein ruhiger Mann.«
    »Und die andern? Die Bauernschaft? Die Bewegung?«
    »Das sind doch auch alles Leute wie ich, Herr Burgemeister.«
    »Aber was wollt ihr denn? Ihr müßt doch hier was wollen? Umsonst zieht ihr hier doch nicht auf die Straße?«
    »Wir wollen doch unserm Franz Reimers unsere Sympathie kundgeben. Sehen Sie mal, Herr Burgemeister, da sitzt der Mann nun, und alles wegen der verfluchten Steuern. Es ist schwer mit den Steuern, Herr Burgemeister, glauben Sie mir das.«
    »Weiß ich, weiß ich, Vadder Benthin. Wir müssen mal wieder eine feine Ausstellung machen, wie wir beide sie voriges Jahr gedeichselt haben. Das bringt Leben in die Bude.«
    »Die Ausstellung war gut, Herr Burgemeister, da gibt es nur eine Stimme.«
    »Na ja, und am Montag, wird es da auch gut?«
    »Gott, warum soll es nicht gut werden? Wir sind friedlich. Da wird ein Lied gesungen, und da werden ja dann wohl Reden gehalten. Und sehen Sie, Herr Burgemeister, es sind auch Junge unter uns und Verbitterte, manchen geht es sehr dreckig. Nun, Sie brauchen ja nicht zuzuhören, was da geredet wird. Es wird so viel geredet. Darum fällt noch lange nichts um.«
    »Ich will Ihnen mal was sagen, Benthin, und darum habe ich Sie kommen lassen. Sie sind ein oller Altholmischer, und ich denke, Sie haben was übrig für die Stadt, wenn es auch |114| nur ein olles Fabriknest ist. Also, Vadder Benthin, wir haben zusammen die schöne Ausstellung gemacht, und nun sehen Sie mich an und sagen mir ins Gesicht, daß am Montag nicht gestänkert werden soll und nichts zerschlagen.«
    »Herr Burgemeister, es wird eine ruhige Sache, ich kenne doch uns Bauern.«
    »Und Sie versprechen mir in die Hand, Vadder Benthin, daß Sie am Montagvormittag noch mal mit den Führern zu mir kommen, damit wir besprechen, wie und wann und wo marschiert wird?«
    »Versprech ich, Herr Burgemeister.«
    »Und Sie versprechen mir auch heilig, daß Sie am Montag von selbst zu mir kommen, wenn Sie merken, es soll gestänkert werden? Es wäre doch eine Schande, wenn es hieße, in Altholm hat es Stänkerei gegeben mit den Bauern!«
    »Versprech ich, Herr Burgemeister.«
    »Na, dann ist ja alles in Ordnung, Vadder Benthin. Und grüßen Sie die Frau. Und daß der Stammhalter bald und gut kommt.«
    »Dank auch schön, Herr Burgemeister.«
    »Und Sie versprechen, daß ich ruhig schlafen kann, Vadder Benthin, und ohne Sorgen?«
    »Wie mein Sohn in seiner Wiege schlafen soll, Herr Burgemeister, wie mein Sohn.«

    10

    »Ich will Ihnen etwas sagen«, erklärt unterdes Assessor Meier mit ungewöhnlichem Nachdruck. »Ich denke gar nicht daran, mit diesem dickköpfigen Bescheid von Gareis nach Stolpe zurückzukommen. Sie wissen Bescheid, Herr Oberst. Mein verehrter Herr Chef, die Ohren reißt er mir ab.«
    Meier steht auf, der Klemmer fällt von seiner Nase und schlägt am Bande schaukelnd ein paarmal gegen die Weste. »Ohren abreißen? Ich bin erledigt, einfach erledigt, wenn ich mit diesem Bescheid nach Stolpe komme. Und ich werde |115| es Ihrem Bürgermeister sagen, Herr Polizeioberinspektor, ich werde es ihm mit aller Deutlichkeit sagen: Die Demonstration wird verboten!«
    Er stand da, sein fettes Gesicht zitterte, Haare hingen ihm in die Stirn.
    »Auch ich bin der Ansicht …«, begann der Oberst.
    Aber Meier war von Energie ergriffen, er sah seine Karriere bedroht, er rief: »Es handelt sich hier nicht um

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