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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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dem Häftling unter steigender Mißbilligung angehört. Jetzt explodiert er fast: »Es ist verboten, mit den Gefangenen ohne Sprecherlaubnis zu reden. Gehen Sie weg!«
    Der Bürgermeister strahlt. »Richtig, Sie sind ein pflichttreuer Beamter. Sagen Sie mal, hat Ihnen der da, der Katzenstein, auch seine Sprecherlaubnis vorgezeigt?«
    »Das geht mich nichts an. Das ist ein Kriminalbeamter.«
    »Richtig. Und ich bin der Vorgesetzte dieses Kriminalbeamten. Also …?«
    Der andere Wachtmeister, da sein Kollege wortlos dasteht, beginnt: »Es ist etwas anderes. Herr Bürgermeister, verzeihen |123| Sie, aber, nicht wahr, es ist doch etwas anderes? Die Form?«
    »Richtig. Die Form. Und deshalb bitte ich Sie oder Ihren pflichtgetreuen Kollegen, sich einmal zu Herrn Direktor Greve zu bemühen und ihm zu melden, daß ich hier mit einem Untersuchungsgefangenen rede.«
    Die Beamten sehen einander an, flüstern miteinander. Der Barsche entfernt sich. Unterdes hat sich der Bürgermeister längst wieder an den Gefangenen gewendet. »Und was war das für ein Disput, der gerade losging, als ich vorbeikam?«
    Für den Gefangenen, der schweigt, antwortet Kriminalkommissar Katzenstein: »Herr Reimers sollte von mir zu einer Vernehmung in der Bombensache nach Stolpe gebracht werden. Er will nicht ins Auto.«
    »Vernehmung in der Bombensache ist lächerlich. Ich soll nicht hier sein, wenn die Bauernschaft demonstriert.«
    »Das glaube ich auch«, sagt Gareis bieder. »Man will Sie gerne von hier weg haben. Finden Sie das so dumm?«
    »Nein, schlau sind die. Aber ich bin ebenso schlau.«
    »Schließlich«, beginnt der Bürgermeister langsam, »könnte man Sie mit Gewalt abtransportieren. Hier sind viele, Sie sind einer. Sie könnten schreien, hier ist schon mehr geschrien worden. Es ist immer dumm, sich aussichtslos zur Wehr zu setzen, weil es zwecklos ist.«
    »Aber man soll sich nicht fügen, man soll sich zur Wehr setzen.«
    Plötzlich kommt Leben in Gareis. »Selbstverständlich soll man kämpfen, Herr Reimers. Kämpfen Sie um Ihren Hof, für die Bauernschaft, gegen den Staat meinethalben, wenn Sie müssen – das ist Kampf. Aber einer gegen zwanzig körperlich sich rumhauen – das ist Idiotie.«
    »Ich gehe nicht weg«, sagt trotzig der Bauer.
    »Natürlich gehen Sie weg« sagt Gareis wieder sanft. »Natürlich gehen Sie. In diesem Gefängnis«, er sieht an den Mauern empor, »liegen achthundert bis tausend Gefangene. Am Montag ist Demonstration unter diesen Fenstern, Musikkapellen, |124| Reden, Gebrüll – glauben Sie, Mann, ich bin der Narr, das zu gestatten, damit achthundert Gefangene nächtelang toben, weinen, brüllen, sich verzweifelt raussehnen? Bloß weil es Ihre Eitelkeit kitzelt?«
    »Ich bin nicht eitel.«
    »Dann sind Sie dumm. Haben Sie geglaubt, unter Ihren Fenstern wird demonstriert?«
    »Sie verbieten die Demonstration?!«
    »Ich will Ihnen etwas sagen, Reimers. Man hat von zehn Seiten verlangt, daß ich diese Demonstration verbiete. Ich erlaube sie, weil ich euch Bauern kenne. Ich erlaube Sammlung auf dem Marktplatz. Marsch durch die Stadt, jedwede Rede in Ihrer Auktionshalle, aber – unter die Mauern dieses Gefängnisses stellt sich kein Bauer, dafür stehe ich Ihnen!«
    »Sie werden sich nicht abhalten lassen. Sie werden doch kommen.«
    »Sie werden nicht kommen. Ich werde am Montagmorgen verbreiten lassen durch die Stadt, daß Sie nicht mehr hier sind. Ganz gleich, ob Sie nun hier sind oder nicht.«
    »Das ist eine Gemeinheit!«
    »Eine Gemeinheit gegen Sie und eine Wohltat für siebenhundertundneunundneunzig. Seien Sie doch vernünftig, Mann, kämpfen Sie, schlagen Sie mich ins Gesicht, auch ich bin ein Bonze. Ich werde Sie wiederschlagen, ich werde gegen Sie ankämpfen. Aber seien Sie kein Narr. Seien Sie kein Flachkopf.«
    Gareis steht noch einen Augenblick, als überlegte er sich etwas. Dann zieht er den Hut, drückt dem Bauern überraschend die Hand, sagt: »Guten Tag, Herr Reimers« und geht auf einen Herrn zu, der vor einigen Minuten mit dem Wachtmeister in die Nähe trat und zuhörend stehenblieb.
    Der Bauer sieht ihm einen Augenblick nach, dann zum Himmel hoch, dann auf die Gesichter um sich.
    »Also fahren wir«, sagt er und steigt in den Wagen.

    |125| 12

    Gefängnisdirektor Greve und Bürgermeister Gareis schütteln einander die Hand, kühl und doch vertraut.
    Der Direktor sagt lächelnd: »Wo Sie hinkommen, Herr Bürgermeister, schlichtet sich das Widerhaarige, das Unebene wird glatt. Nun,

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