Bauern, Bonzen und Bomben
Bonzen?«
»Sicher ist es. Katzenstein hat ihn selber im Auto fortgefahren. Und der Bürgermeister war am Freitagabend im Gefängnis, das weiß ich bestimmt.«
»Die Woche fängt gut an. Denkt man, es ist endlich ein bißchen Leben in Altholm bei diesen bescheidenen Zeiten, jagen die Bürgermeister noch die Kundschaft aus dem Laden. Nun, zu einer Lokalnotiz langt es.«
»Ich hab sie dir aber nicht gegeben.«
»Nee, natürlich nicht. Ich weiß Bescheid. Morgen.«
Der Stadtsoldat schlendert weiter die Straße hinunter. Die Verkehrsposten sind noch nicht besetzt, nur ein paar Milchwagen sind unterwegs. Er ist herrlich müde und freut sich erstens auf sein Bett, zweitens auf den Morgenkaffee vorher mit frischen Semmeln und Honig, drittens, daß er die Kinder noch zu sehen bekommt, ehe sie in die Schule gehen.
Stuff erschrickt, als er auf die Redaktion kommt, und dort sitzt ein weißschopfiger rotglänzender Zwerg: sein Chef.
»Guten Morgen, Herr Schabbelt.«
»Quatsch. Was ist mit dem Tredup?«
»Der sitzt. Er soll die Bombe gelegt haben bei dem Präsidenten.«
»Quatsch. Und was ist mit den Bauern?«
»Fällt aus. Die haben heimlich den Oberbauern am Freitag nach Stolpe gebracht.«
»Hör mal, die wollen uns die Anzeigen wegnehmen vom Magistrat. Es lohnt sich nicht mehr, haben die geschrieben, und sie müssen sparen.«
»Wer hat es unterschrieben?«
»Der Gareis.«
»Definitiv?«
»Es läßt sich vielleicht noch einrenken. Geh heute morgen mal zum Bürgermeister und sag ihm, daß wir fromm sein wollen. Vielleicht läßt er uns dann noch die Anzeigen.«
»Kann das der Wenk nicht?«
|132| »Der kann nicht. Das ist kein Mann, das ist ein besoffener Kleiderständer.«
»Gerne tue ich es nun grade nicht, Herr Schabbelt.«
»Gerne verkauf ich den Käse auch nicht und muß doch.«
»Welchen Käse?«
»Nun, den hier!« Der Gnom schlägt erbost auf die Schreibtischplatte. »Den ganzen Käse hier. Mit Rupps und Stupps. Setzerei, Redaktion – eben alles!«
»Herr Schabbelt!«
»Ich weiß. Ich weiß. Da sind Wechsel, und die Schweine haben mir die Hypotheken gekündigt, das ist ein Komplott.«
»Und wer kauft?«
»Meier aus Berlin oder Schulze aus Stettin oder Müller aus Pforzheim.«
»Irgendwer?«
»Natürlich irgendwer, für den kleinen Intriganten von den ›Nachrichten‹, den Gebhardt, der so nach Geld stinkt.«
»Herr Schabbelt!«
»Tut mir leid, Stuff. Ist bitter, von der Konkurrenz geschluckt zu werden, ich weiß das. Mußt sehen, daß du noch ein bißchen in letzter Stunde vor denen kriechst, damit sie dich übernehmen. Deswegen hab ich es dir gesagt. Morgen.«
»Na, diese Woche …«, sagt Stuff und starrt vor sich hin.
Auch der Hauptwachtmeister Maak hat seine Überraschung auf der Wache.
Polizeimeister Kallene empfängt ihn. »Sie können heute nicht nach Haus. Wir liegen in Alarmbereitschaft. Schlafen Sie ein paar Stunden nebenan auf der Pritsche. Um neun Uhr ist Dienstausgabe.«
Auf der Mannschaftsstube sind schon mehr vergrätzte Kollegen.
»Weswegen ist denn das? So eine verfluchte Sauerei!«
»Nun, weswegen denn? Auf dem Arbeitsamt wollen die Kommunisten stänkern.«
»Quatsch! Das ist wegen der Bauern.«
|133| »Bauern kommen heute nicht in Frage. Gareis hat den Reimers höchstselbst nach Stolpe expediert.«
»Wer hat diesen Scheiß angerührt?«
»Ich wollte Frühkartoffeln aufnehmen in meinem Garten.«
»Und meine Frau sitzt und wartet mit dem Kaffee.«
»Wer soll das gemacht haben wie dieser Affe Frerksen? Dieser Hund mit seinen ewigen Schikanen.«
»Seine eigenen Eltern besucht er nicht mehr, so fein ist der Schreiberstift geworden. Weil der Vater mit Lumpen rumgezogen ist.«
»Mist. Knöppe hat er verkauft auf den Dörfern, und Hosenträger.«
»Wer soll denn hier schlafen, wenn ihr alle so sabbelt? Haltet den Rand gefälligst!«
»Du kommst noch früh genug zum Schlaf bei deiner Ollen.«
»Ruhe endlich!«
»Ruhe!«
»Halt doch selber die Fresse!«
»Ruhe!!!!«
2
Polizeioberinspektor Frerksen steht auf. Es ist kurz nach sieben Uhr. Die Frau hat ihm schon Rasierwasser bereitgesetzt. Der Zivilanzug vom Sonntag ist weggehängt, die Uniform liegt überm Stuhl.
Er ist grämlich, mürrisch. Geärgert sieht er in den Sonnenschein. Als die Kinder nebenan lärmen, stößt er einen Fluch aus und wirft den Schuh gegen die Tür.
Dann fängt er langsam mit dem Anziehen an.
Die Frau kommt.
»Warum hast du mir die Uniform rausgehängt? Ich gehe in Zivil.«
»Aber
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