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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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außer meiner Kompetenz, Reimers zum Abtransport zuzureden, Herr Direktor. Es lag außer meiner Kompetenz, Ihnen diesen Brief zurückzubringen.«
    »Ich weiß. Ich weiß. Ich bin Ihnen auch sehr dankbar.«
    »Das ist ein Wort. Sie sind kein Mann der Redensarten …«
    »Nein. Aber Sie ahnen nicht, wie diese blödsinnige Bombe bis nach Berlin erregt hat. Rund um Ihren Tredup habe ich alle Zellen ausräumen müssen. Unter seinem Fenster steht ein Posten.«
    |128| »Sie könnten der Unterredung beiwohnen, Herr Direktor.«
    »Nein. Auch dann nicht. Ich bin fest entschlossen. Es ist unmöglich. Nein.«
    »Also, dann muß ich verzichten. Armer Tredup, er wird ein paar ungemütliche Tage verleben. – Und im übrigen, also auf Wiedersehen, Herr Direktor.«
    »Auf Wiedersehen, Herr Bürgermeister. – Es tut mir leid. – Warten Sie, ich bringe Sie noch zum Tor.«
    »Ich möchte Sie nicht bemühen, Herr Direktor.«
    »Es ist mir wirklich keine Mühe, Herr Bürgermeister.«

    13

    In seinem Amtszimmer angekommen, setzt sich der Bürgermeister einen Augenblick in seinen Sessel und denkt nach. Er stützt den Kopf in die Hände und bewegt sich nicht. Das große Haus ist totenstill, Bürozeit längst vorbei. Er denkt nach, denkt nach.
    Er hat Wünsche, Hemmungen. Er sieht die Szenen eben wieder vor sich: den Wortwechsel mit Reimers, dann kam der Greve. Der ist von oben gekommen, aus gutem Bürgerhause. Er selbst hat sich seinen Weg von unten bahnen müssen. Wer von unten kommt, darf nicht empfindlich sein gegen Schmutz.
    Der Bürgermeister geht an einen Wandschrank, läßt das Wasser aus dem Leitungshahn in das Becken laufen. Er läßt es lange laufen. Das Geräusch tut ihm gut. Es schläfert seine Gedanken ein, er braucht nicht mehr nachzudenken. Dann trinkt er ein Glas Wasser, und nun geht er auf und ab, auf und ab und denkt wieder nach.
    Er hat nie bedingungslos an den Satz geglaubt, daß der Zweck die Mittel heiligt, heute meint er beinahe, daß er nie richtig ist. Gleichgültig, er kann nicht mehr umlernen. Was schlimmer ist: Er will es nicht mehr.
    |129| Er geht zum Telefon und greift nach dem Hörer.
    Und hebt ihn nicht ab, geht wieder hin und her, lange, lange.
    Der Himmel draußen vor den Fenstern wird durchsichtig grün, und die Vögel lärmen nicht mehr in den Baumkronen.
    Dann nimmt er den Hörer ab und verlangt eine Verbindung. »Hier der Bürgermeister. – Ist Pinkus dort, von der ›Volkszeitung‹? – Nein? Aber er kommt doch noch? – Schön. Sagen Sie ihm, er kann den Brief morgen bringen. Auf der ersten Seite. – Den Brief. – Jawohl. – Den Brief, er weiß schon. – Und er soll zu mir kommen in meine Wohnung, heute abend noch. – Ich will die Aufmachung mit ihm besprechen.«
    Der Bürgermeister legt den Hörer zurück.
    In seinem Amtszimmer ist es dunkel geworden.

|130| FÜNFTES KAPITEL
Der Blitz ist in der Wolke
    1

    Es ist Sonntag gewesen, und nun ist es Montag geworden, auch in Altholm. Die Sonne ist um vier Uhr vierzehn aufgegangen, der Himmel ist hellblau. Es verspricht, ein schöner Tag zu werden, auch in Altholm.
    Für Stuff ist der Montag ein schlimmer Tag, nicht nur dieser, jeder Montag. Am Sonntag wird es stets später, als es werden soll, und sein Herz hält das Trinken nicht mehr recht aus. Trotzdem ist es kaum sechs vorbei, als er den Burstah entlangschlurft, zuerst zum Hauptbahnhof, um dort die Stettiner Blätter zu kaufen, aus denen er mit seinem »Solinger Mitarbeiter« den Sportteil der »Chronik« zusammenstellt: reine Scherenarbeit.
    Hoffentlich ist nicht zuviel los, denkt er, als er die Tür zur »Chronik« aufschließt und noch einmal den Burstah hinunterschaut. Die Straße ist fast menschenleer, sie sieht so kümmerlich aus im frischen, jungen Morgenlicht. Die Reklamen an den Läden alt und verwittert. Als hätten wir alle zu sterben vergessen, denkt Stuff.
    Polizeihauptwachtmeister Maak kommt von der Bahnhofswache, wo er wohl Nachtdienst gehabt hat. Stuff winkt ihm. Vielleicht kann er ein paar Neuigkeiten aus der Sonntagnacht erfahren, irgendeinen fetten Lokalriemen.
    Aber Maak hat nichts. Es ist alles still gewesen. Vielleicht auf der Rathauswache?
    »Da komme ich noch um zehn hin. Au verdammt, wie mein Schädel schmerzt! Was wird das heute mit den Bauern?«
    »Nichts. Vielleicht demonstrieren sie gar nicht. Der Reimers ist noch am Freitagabend nach Stolpe gebracht worden.«
    |131| »Ist das sicher? Woher weißt du das? Wer hat das gemacht? Euer dickes Schwein von

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