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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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Tatsächlich, schwarz auf weiß.
    »Der Flo! Aber warum sollte denn der Gessler den Florian Berthold …«, während er sprach, versuchte sein Verstand die formulierte Frage selbst zu beantworten.
    »Wer is’ der Vater vom Florian?«, fragte er Sandra und Helmuth.
    »Keine Ahnung, die ist doch ledig!«
    »Is’ die Berthold noch da?«
    Helmuth rief in der Wache an, wo das Haftbuch für die Arresträume auflag. »Nein, ist schon unterwegs zum Richter.«
    »Scheiße«, entfuhr es Charly. Was konnte man als Nächstes tun? »Geburtsurkunde, Standesamt.« Dabei sah er Helmuth an. Der sah auf seine Armbanduhr.
    »Freitag um halb vier, da kannst dich brausen mit Standesamt.«
    Charly produzierte ein schmatzendes Geräusch und ließ resignierend die Arme fallen.
    »Aber ich kenn eine, die arbeitet im Standesamt«, fiel Helmuth ein. »Von früher.«
    Er konnte seine Bekannte zu Hause am Telefon erreichen und nachdem er ihr die Dringlichkeit seines Anliegens erläutert und man einige angenehme Erinnerungen ausgetauscht hatte, versprach die Dame, sofort noch einmal in ihr Büro zu fahren und die Geburtsurkunde von Florian Berthold herauszusuchen. 20 Minuten später schob sich eine Kopie der Urkunde aus dem Faxgerät.
    »Interessant«, verkündete Charly, nachdem er die Abschrift des Dokumentes durchgelesen hatte. Das Papier beurkundete, dass die ledige Büroangestellte Annemarie Berthold am 14. März 1984 in Ingolstadt einen Knaben mit den Namen Florian Ignaz zur Welt gebracht hatte. Ein handschriftlicher Vermerk am Rand des Blattes gab Auskunft darüber, dass Ignaz Gessler im Mai 1992 die Vaterschaft anerkannt hatte.
    »Also ist der Gessler der Vater von der Berthold ihr’m Sohn«, stellte Charly zusammenfassend fest.
    »Seine eigene Ehe ist kinderlos geblieben«, dachte Sandra weiter. »Und wenn der Gessler nicht noch mehr Kinder irgendwo adoptiert hat, dann ist dieser Florian der Alleinerbe – auch von der Firma.«
    Helmuth stellte daraufhin lapidar fest: »Na also, Motiv vorhanden.«
    Charly war auffällig ruhig. Ihn hatte während der letzten Momente anscheinend irgendetwas anderes beschäftigt. Plötzlich stand er auf und ging zu seinem Schrank. Dort hing immer noch die Jeansjacke, die er seit der Tatortarbeit am Bichler-Hof nicht mehr getragen hatte. Er griff in die Jackentasche und fischte den gelben Plastiknagel heraus, den er an jenem Abend eingesteckt hatte.
    »Was ist das?«, fragte er in die Runde, während er den Nagel hoch hob.
    »Sieht aus wie ein Tee«, meldete sich Nager, der immer noch im Türrahmen lehnte und sich in seiner Freizeit mit adäquaten Partnern dem Golfsport widmete. »Wir Golfer benutzen es beim ersten Abschlag.«
    »Der golfverrückte Florian!« Charly drehte das Tee zwischen den Fingern. »Motiv, Gelegenheit und seine Ma besorgt ihm die Waffe.«
    »Und wo finden wir den jetz’? Der studiert in Regensburg, oder?«
    »Erstens könnten wir mal eine Abfrage in der Meldedatei von Regensburg machen«, schlug Charly mit Blick auf Helmuth vor, »und zweitens könnten wir in die Handtasche von der Berthold schauen. Die haben wir doch sichergestellt, zur späteren Auswertung. Sandra, schaust du mal nach, die ist bestimmt beim Bernd vorne in der Kiste.«
    Die Computerabfrage ergab eine Anschrift in der Regensburger Innenstadt und Helmuth bat die zuständigen Kollegen, an der Adresse nachzusehen, ob sie Florian Berthold antreffen konnten.
    Sandra kam mit der Handtasche zurück und öffnete sie.
    »Aha, ihr Handy!« Charly nahm das Mobiltelefon heraus, aber es war keines der Modelle, die er gewohnt war. Er drückte einige der sehr kleinen und abgegriffenen Tasten und schon erklang ein harmonischer Akkord, das Display leuchtete auf, zeigte den Gruß »Auf Wiedersehen« und wurde wieder schwarz.
    »Ich glaub, jetz’ hab ich’s ausg’schalten.« Mit Mühe konnte er eine Taste identifizieren, auf der sich ein kaum mehr sichtbarer Strich in einem verwaschenen Kreis befand. Er drückte darauf und es erklang ein anderer Akkord. Das Display wurde hell und zeigte die Aufforderung Bitte PIN eingeben.
    »Scheiße!«
    »Vierzehn Null Drei«, schlug Helmuth vor.
    Charly tippte und das Handy schaltete sich ein. Verblüfft sah er Helmuth an.
    »Florians Geburtsdatum, typisch Mutter«, erklärte er.
    Das Menü des Telefons zeigte fünf entgangene Anrufe von ›Flo Handy‹ seit gestern Nachmittag. Die letzte Nachricht war eine SMS: »Ma, kann dich nicht erreichen, melde mich von unterwegs, abfl. in 2 Std. Lg flo.«

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