Bauernsalat
denken.«
»Nüchtern analysiert, hatten also Elmar, seine Freundin und auch Elmars Mutter tatsächlich ein Motiv, den Onkel umzubringen?«
Alexa sah mich von der Seite entsetzt an. »Du meinst das nicht ernst, oder? Es ist völlig ausgeschlossen, daß Elmar oder seine Mutter irgend etwas mit der Sache zu tun haben. Anne kenne ich zwar nicht, aber auf sie wird wahrscheinlich dasselbe zutreffen.«
»Warum bist du dir bei Elmar und seiner Mutter so sicher?«
»Warum? Weil ich sie kenne, und weil ich weiß, daß sie so etwas nie tun würden.« Alexa verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und signalisierte, daß damit praktisch alles gesagt war.
»Was ist mit anderen Personen? Wer könnte noch einen Brass auf Elmars Onkel haben?«
Alexa brummte zum Zeichen ihrer Unentschlossenheit. »Ich habe den Onkel kaum gekannt. Ich weiß nur, daß er nicht gerade ein sympathischer Typ war. Aber deshalb allein bringt man wohl kaum jemanden um, oder?«
»Vielleicht sollten wir Elmar danach fragen!«, sagte ich und legte den Arm um Alexa. »Unter Umständen können wir ihm damit helfen.«
»Natürlich sollten wir das!«, rief Alexa begeistert und legte ihre Hand auf meinen rechten Oberschenkel. »Wir sollten jetzt gleich losfahren!«
»Gleich ist nicht jetzt«, murmelte ich und küßte Alexa, um ihren Tatendurst noch eine halbe Stunde auf etwas anderes zu konzentrieren. Aus dem Unterricht weiß ich, daß meine Argumente zur Motivation der Schüler nicht immer auf fruchtbaren Boden fallen. Bei Alexa hatte ich in diesem Fall mehr Glück.
7
Es war fast acht, als wir endlich auf dem Hof Schulte-Vielhaber ankamen. Natürlich war es längst dunkel, aber das Mondlicht war stark genug, um sich vor dem Haus orientieren zu können. Zwei Fenster waren beleuchtet und warfen ein warmes, gedämpftes Licht nach draußen. Es wirkte wie eine Einladung. Erst jetzt fiel mir auf, daß an der Haustür keine Klingel angebracht war. Ich trat einen Schritt zurück und versuchte die Inschrift zu lesen, die oberhalb der Haustür auf einen dunklen Holzbalken aufgetragen war. Von Franz und Martha Schulte-Vielhaber erbaut mit Gottes gütiger Hilfe im Jahre 1856, stand dort geschrieben.
»Wird wohl nicht unser Franz gewesen sein«, murmelte ich zu mir selbst, während Alexa kräftig an die Tür klopfte und dann sogleich in den Flur trat. Dort öffnete sich fast gleichzeitig eine eichene Innentür und Elmars Mutter trat heran. Ihr Gesicht wirkte zwar weniger verweint, ihr Körper aber hatte an Zerbrechlichkeit gewonnen.
»Alexa!« ein leises Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Wie schön, daß du gekommen bist!«
Alexa strich der Frau vertraulich über den Arm.
»Vorsicht!«, sagte Elmars Mutter und hob ihre Arme. »Meine Hände sind voll Teig. Ich backe gerade ein Brot«
Alexa blickte zu mir herüber. »Das ist mein Freund Vincent. Ihr kennt euch ja schon ein wenig.«
Elmars Mutter schien mich tatsächlich erst jetzt wahrzunehmen. »Aber natürlich! Kommt doch herein!«
Wir betraten die Küche, wo Elmars Mutter sich sofort wieder an dem Teig zu schaffen machte.
»Ich mache das eben zu Ende, ja?«, fragte sie in unsere Richtung, ohne tatsächlich auf eine Antwort zu warten. »Meistens komme ich gar nicht dazu, selbst Brot zu backen, aber heute dachte ich mir, daß Arbeit mich jetzt am besten vom Grübeln abhält«
»Eigentlich kenne ich dich gar nicht anders als arbeitend«, meinte Alexa und rutschte auf die urige Küchenbank. Ich selbst ließ mich auf einem Stuhl nieder.
»Wie geht’s denn Elmar?«, wollte Alexa wissen. »Ist er hier?« Nur ich wußte, daß die Frage auch die Angst beinhaltete, daß man Elmar vielleicht mitgenommen hatte, festgenommen, wie es nun mal landläufig heißt.
»Ich glaube, er duscht gerade!«, erklärte die Mutter. »Ohne Franz ist die Arbeit auf dem Hof kaum zu schaffen. Er ist gerade erst aus dem Stall gekommen!«
»Wie alt war Ihr Schwager denn eigentlich? Konnte er noch soviel mithelfen?« Ich stellte die Fragen, weil plötzlich wieder der Körper des Toten in meiner Erinnerung aufgetaucht war. Im Grunde war er ein alter Mann gewesen, und ich konnte mir nicht vorstellen, daß er noch allzu viel körperlich hatte arbeiten können.
»Er wäre nächsten Monat siebenundsiebzig geworden«, erklärte Elmars Mutter, während sie sich die Ärmel ihrer Bluse noch einmal hochschob. »Zehn Jahre älter als mein Paul«, fügte sie hinzu. »Die beiden waren tatsächlich fast zehn Jahre auseinander.«
»Für
Weitere Kostenlose Bücher