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Bauernsalat

Bauernsalat

Titel: Bauernsalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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er. »Ihre Mutter nehme ich an.« Er hielt ein Foto hoch, das Josef Koslowski mit einer alten Dame zeigte. Koslowski nahm die Frau herzlich in den Arm. Die Frau wirkte dadurch wie eingeklemmt. Trotzdem zeigte das Bild eine große Herzlichkeit. »Ja, das ist meine Mutter«, bestätigte Koslowski mit einem Seitenblick. Inzwischen stöberte er auf einem anderen Regalbrett herum. Max hoffte, daß er noch eine Weile weitersuchen mußte.
    »Wohnt sie auch hier in Münster?«
    Koslowski ließ sich in seiner Suche nicht beirren. »Nein, sie lebt in einem Altenheim in Lüdinghausen. Das ist nicht allzu weit von hier.«
    »Und Ihr Vater? Lebt der auch noch?«
    »Mein Vater? Mein Vater lebt nicht mehr.«
    »Ach, hier ist ja noch ein Bild von Ihrer Mutter«, Max versuchte, das Gespräch in Gang zu halten. »Sie wird sich sicher freuen, wenn sie jetzt ein paar Enkelkinder bekommt nicht wahr?«
    Koslowski hielt in seiner Arbeit inne. Max dachte einen Augenblick lang, er sei in seinen Äußerungen zu weit gegangen. Doch dann antwortete Koslowski ohne Verärgerung.
    »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie meine Mutter das aufnimmt mit den beiden Mädchen. Wissen Sie, sie ist eine ganz katholische Person. Eine geschiedene Frau ist nicht unbedingt das, was sie sich immer als Schwiegertochter gewünscht hat.«
    »Vielleicht ändert sich das, wenn sie Ihre Freundin einmal kennengelernt hat.«
    »Das kann ich nur hoffen, aber bisher bin ich mit der Wahrheit noch nicht rausgerückt. Ich hab’s immer wieder vor mir hergeschoben.«
    Max überlegte, wie er wieder auf den Vater zu sprechen kommen konnte, ohne daß es aufgesetzt klang.
    »Haben Sie zu den Töchtern Ihrer Freundin schon ein gutes Verhältnis?«
    »Das kann man wohl sagen!« Koslowski strahlte jetzt »Zwölf und vierzehn sind die beiden. Ich muß sagen, es hat von Anfang an gut geklappt mit uns Dreien – mit uns Vieren, meine ich. Ich wollte mich nie aufdrängen, aber die Kinder haben mich von Anfang an dabeihaben wollen.«
    »Das ist nicht selbstverständlich«, meinte Max, als habe er solche Situationen schon hundertmal am eigenen Leib erfahren. »Das kann auch ganz anders laufen.«
    »Der Ex-Mann meiner Lebensgefährtin kümmert sich um nichts«, erzählte Koslowski jetzt ganz hemmungslos. »Der wohnt in Frankfurt und läßt kaum von sich hören.«
    »Kaum vorstellbar.«
    »Das finde ich auch. Die Mädchen sind so nett.«
    »Nun, Vater ist nicht gleich Vater«, seufzte Max pathetisch. »Haben Sie gute Erfahrungen mit Ihrem Vater gemacht?« Max wußte, daß die Frage sehr direkt war, der Übergang zudem ziemlich brüchig. Trotzdem, Koslowski schluckte den Fisch.
    »Fragen Sie mich nicht danach!« Koslowski kam langsam auf Max zu und nahm vorsichtig das Bild seiner Mutter in die Hand. »In meinem Leben gibt es gleich zwei davon. Einen, den ich nie gekannt habe, weil er meine Mutter gleich nach der Geburt verlassen hat, und einen guten, der immer für mich da war.« Koslowski sah Max mit einem ernsten Blick an. »Das war mein eigentlicher Vater, der Mann, der meine Mutter geheiratet hat, als sie schon in Umständen war. Er hängt hier vorne an der Wand, mein Vater.«
    Max folgte Koslowski zu einem Portrait eines ernst dreinschauenden Mannes mit einer ausgeprägten Hakennase.
    »Ein schönes Bild«, sagte Max. »Und Ihren eigentlich Vater, wollten Sie den niemals wiedersehen?«
    »Warum?«, fragte Koslowski und stellte das Bild seiner Mutter wieder hin. »Er ist es nicht wert, finde ich. Das ist der richtige«, Koslowski zeigte noch einmal auf das Bild an der Wand. »Das ist mein richtiger Vater.«
    Max fragte sich, ob Koslowski sich niemals gewundert hatte, warum seine so katholische Mutter vor der Ehe schwanger geworden war. Wahrscheinlich hatte er nicht sehen wollen, was beinahe unübersehbar war.
    Max nickte nachdenklich. »Sie haben recht, Herr Koslowski. Sie haben absolut recht. Und in einem bin ich mir sicher. Sie selbst werden auch ein guter Vater, ganz bestimmt«
    Hätte Max Franz Schulte-Vielhaber einmal kennengelernt, dann hätte er wohl in diesem Moment dessen Lächeln wiedererkannt.

36
    Der Anpfiff war nicht von schlechten Eltern. Christoph Steinschulte hatte von Stümperei gesprochen, von vorwitzigem Verhalten und überhaupt. Er gab an, selbst mit Lutz Demmert gesprochen und sein Alibi überprüft zu haben. Es war bombenfest.
    Zerknirscht hatte ich mich dann an den Schreibtisch gesetzt und eine Klassenarbeit für den nächsten Tag aufgesetzt. Natürlich hatte ich

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