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Bauernsalat

Bauernsalat

Titel: Bauernsalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Telefon drückte, zitterten ein wenig ihre Hände. Sie hörte es zweimal tuten, dann kam Vincents Stimme auf dem Anrufbeantworter. Alexa legte auf und fühlte den dicken, klebrigen Kloß, der ihren Hals versperrte. Für den zweiten Anruf nahm sie sich viel weniger Zeit. Flugs tippte sie die Kölner Vorwahl ein, warf einen Blick auf die Uhr und entschied sich dann, es bei Robert zu Hause zu versuchen. Es war schließlich nach fünf, eine Zeit, zu der Robert sich gewöhnlich nicht mehr an der Uni aufhielt. Robert war Assistent für Alte Geschichte und schrieb gerade wie wild an seiner Habilitationsschrift. Am wichtigsten aber war: Robert war Vincents bester Freund. Und Alexa verspürte ein überaus dringendes Gefühl, mit Robert zu sprechen. Gott sei Dank meldete er sich bereits nach dem ersten Klingeln. Er schien erfreut, Alexas Stimme zu hören.
    »Mensch, ihr habt euch ja ewig nicht mehr gemeldet. Was ist los bei euch?«
    »Es gibt da ein Problem«, begann Alexa zaghaft. »Um genau zu sein, gibt es gleich mehrere Probleme.«
    »Du redest von Vincents Angebot, nach Köln zu gehen, hab ich nicht recht?«
    Alexa erstarrte.
    »Alexa, wäre es so schlimm für dich, deine Stelle zu wechseln? Ich hätte euch so gerne beide hier in Sichtweite des Doms. Könntest du dir das nicht vorstellen? Gut, ich gebe zu, du müßtest dich von sauerländischen Rindviechern verabschieden und hättest in Zukunft mehr mit neurotischen Großstadt-Pinschern zu tun. Doch dafür hättest du das Glück, in der schönsten Stadt der Welt zu wohnen, nahe bei einem guten Freund wie mir, und bräuchtest nicht –«
    »Robert?«
    »Alexa, was ist los?«
    »Mir ist nicht gut. Nimm’s mir nicht übel. Ich meld mich ein andermal wieder.«

38
    Trotz des Feierabendverkehrs war ich schon nach vierzig Minuten bei Elmar. Der hatte wohl den Stall seit dem Gespräch nicht verlassen. Er hockte neben der Kiste, als müsse er sie bis zum Sanktnimmerleinstag bewachen. Ich verdrängte den penetranten Stallgeruch, der mir beim Eintreten sofort in die Nase zog.
    »Hast du was angefaßt?«, fragte ich.
    »Bevor wir telefoniert haben, schon«, Elmar verteidigte sich sofort. »Ich wollte ja wenigstens wissen, was drin ist.«
    Ich überlegte einen Augenblick, wie wir jetzt vorgehen sollten. Prompt fiel mir mein Verbandskasten ein. Zum Glück hatte Alexa ihn aufgerüstet, nachdem wir einstmals nach einem Schützenfest tatsächlich Erste Hilfe hatten leisten müssen. Mit jahrelanger Verspätung hatte Alexa endlich für Einmalhandschuhe gesorgt. Ich ging zum Auto, holte sie aus dem Kasten und zog mir die hauchdünnen Dinger schon im Gehen an.
    »Was wird das denn?«, fragte Elmar, als er mich damit sah.
    »Wenn Fingerabdrücke da sind, dann möchte ich sie nicht verwischen.«
    Viel weniger noch wollte ich mir einen zweiten Anschiß von Hauptkommissar Steinschulte holen. Aber der war mir wahrscheinlich sowieso sicher, nachdem wir ihm den Schmuckfund nicht sofort mitgeteilt hatten.
    Elmar hatte nicht untertrieben. In den beiden Kistchen, die in der großen Holzkiste versteckt gewesen waren, fand sich Schmuck der unterschiedlichsten Art. Ketten aus Gold mit verschiedensten Steinen. Smaragde, Rubine, Brillanten – auch für den Laien eine beeindruckende Vielfalt. Perlenketten waren natürlich auch dabei. Außerdem Armbänder, Armreifen und Ringe. Die Ringe waren in einem kleinen Tütchen extra verpackt.
    »Das gibt’s doch gar nicht«, staunte ich. »Und das gehört nicht etwa zum allgemeinen Familienerbe?«
    »Um Gottes willen. Der Familienschmuck ist in Mamas Besitz. Den hat ihr Tante Mia kurz vor ihrem Tod übergeben. Und Mama verstaut den Schmuck sicher nicht in einer alten Holzkiste im Schweinestall.«
    »Dann sind es tatsächlich Schwarzmarktgewinne«, sagte ich nachdenklich. »Wertsachen, die in Kriegs- oder Nachkriegszeiten gegen Lebensmittel eingetauscht worden sind.«
    Ich nahm vorsichtig eine wuchtige Halskette heraus. Sie war so steif, daß sie mehr wie ein Halsband wirkte. Plötzlich fiel mein Blick auf ein Zettelchen, das sich zwischen den übrigen Ketten kräuselte. Vorsichtig nahm ich es heraus. Es war mit einem Klebestreifen an einer Perlenkette befestigt. Darauf stand eine Zahl: 1.400.
    Elmar sah mir interessiert über die Schulter. »Ob das ihr Wert ist?«, fragte er leise.
    »Kann schon sein.« Ich suchte mit dem Finger weiter in der Kiste herum. Tatsächlich fand sich ein zweites Schildchen an einer mit Brillanten besetzten Halskette, ca. 8000 stand

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