BAUhERrNOPFER
Stift weinend auf dem Boden, was mich etwas von dem Baumeistergespräch ablenkt. Alex nützt die allgemeine Verwirrung um Herrn Ramoser zu fragen ob er ein Haustier habe. Dieser erzählt ein Wenig von den Mäusen seiner Tochter und dem Aquarium seines Sohnes bevor ich das Gespräch wieder auf unser Haus zu lenken versuche.
»Siehst du Papa, jeder hat ein Haustier. Sogar er da. Warum darf ich denn keines haben?« »Alex, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Herr Ramoser muss gleich wieder gehen, dann reden wir darüber.« versuche ich das Gespräch im Keim zu ersticken. »Ich bin schon fast erwachsen. Auf jeden Fall bin ich alt genug, damit ich mich um ein Tier kümmern kann. Vielleicht eine Maus, die ist ganz klein und sicher nicht teuer.«
Nun versucht auch Herr Ramoser rettend in die Mäusediskussion einzusteigen »Meiner Tochter gehen die Mäuse ganz schön auf die Nerven, weil sie sich immer um den Käfig kümmern muss. Manchmal würde sie lieber mit ihren Freundinnen spielen gehen.«
»Ich nehm ihre Mäuse, dann kann sie spielen und wir müssen kein Geld dafür ausgeben.« ist Alex', an sich recht gut durchdachter, Vorschlag zur Problemlösung. Mittlerweile kehrte auch Babsi von der Künstlerfront zurück und beendet das Haustierthema gekonnt mit einem bestimmten »Schluss jetzt Alex. Wir sprechen später darüber, und Herrn Ramosers Tochter behält ihre Mäuse bei sich.« Ein enttäuschtes und ein weinerliches Kind sind das Ergebnis weniger Minuten Erziehungsarbeit, und wir setzen unser Gespräch mit dem Baumeister fort.
Nachdem etwas später auch geklärt ist, dass die Zwischenwände im Obergeschoß von uns als Trockenbauwände ausgeführt werden, und daher nicht im Angebot stehen müssen, und dass es beim endgültigen Angebot noch vier Prozent Skonto geben wird, verlässt uns Herr Ramoser mit dem Versprechen, rasch einen fertigen Kostenvoranschlag zu schicken.
Schon am nächsten Tag ist es soweit und der geänderte Voranschlag landet in meiner Mailbox. Der Pool steht jetzt ebenso drinnen wie eine zusätzliche Zisterne um das Regenwasser zu speichern, ohne eine Erhöhung der Gesamtsumme. Im Gegenteil, durch die zusätzliche Rabattierung von vier Prozent fällt die Endsumme sogar niedriger aus, als im letzten Offert.
Da wir Herrn Ramoser über eine Empfehlung kennen lernten, planten wir bereits vor dem günstigen Angebot unser Projekt mit diesem Baumeister umzusetzen. Schließlich kauft man sich ja auch lieber einen Artikel im Internet, der bereits ein paar gute Bewertungen hat, als einen zu nehmen von dem man nicht weiß ob man schlussendlich zufrieden sein wird.
Jetzt wo Preis und Bauchgefühl zusammen passen ist es klar, dass der erste Auftrag vergeben werden kann und ich schreibe ein entsprechendes Mail an Herrn Ramoser in dem wir den Auftrag offiziell an ihn vergeben. Ein Klick hier ein Klick da und bald schickt sich eine sechsstellige Summe an, den Besitzer zu wechseln.
Gleich nachdem der Auftrag vergeben ist, verfasse ich ein Mail an die erfolglosen Anbieter, um ihnen mitzuteilen, dass sie diesmal nicht zum Zug kommen. Dies mache ich zum einen aus Respekt vor den Bemühungen der Leute und zum anderen aus reinem Selbstschutz, da ich mich damit absichere gegen vermeintliche ' mündliche Absprachen '. Schließlich hatte ja jeder einen Einreichplan von uns bekommen, und könnte dies womöglich als Aufforderung zu weiteren Tätigkeiten ansehen.
Gerade als ich dabei bin dieses Schreiben freundlich zu verfassen, landen die Mäuse wieder auf dem Tisch. Rein bildlich gesprochen natürlich, da Alex unser Versprechen, später über die Anschaffung von Mäusen zu diskutieren, nicht vergaß. »Wann kaufen wir denn eine Maus?« möchte er wissen, und ich antworte, während ich am Computer den letzten Satz meines Mails vervollständige und es zu allererst an den 'Geschenkeverteiler', Baumeister Tross, sende, etwas geistesabwesend »Mit Glück ist schon eine in der Falle unter dem Waschbecken. Diese Drecksviecher vermehren sich momentan wie wahnsinnig.«
» Du tötest Tiere!?« stellt mein Sohn vollkommen schockiert fest, und mir wird schlagartig klar, dass ich besser aufpassen muss was ich sage. Dass Tiere für die Ernährung der Menschen sterben müssen, ist für Alex
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