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BAUhERrNOPFER

BAUhERrNOPFER

Titel: BAUhERrNOPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian H. Geyer
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lacht allerdings nicht, wahrscheinlich weil er das wirklich ernst meinte. »Jetzt haben sie uns neugierig gemacht Herr Tross, lassen sie mal sehen wie groß unsere Freude über ihr Geschenk sein wird.«
                Bevor er uns unser Geschenk überreicht, betont er noch einmal, dass es am absoluten Limit kalkuliert ist und »Um den Betrag den ich für die Baumeisterarbeiten nehme, bekommen's heut' nicht mal ein Auto.«
                Mal überlegen, nachdem uns der Uno (Wert 300 Euro) unter dem Christbaum verreckt war, kauften wir uns mit allem was uns zur Verfügung stand einen gut erhaltenen Golf Kombi um dreitausend Euro, also geht die Rechnung irgendwie nicht ganz auf. Ach ja, der Herr Architekt fährt  einen topmotorisierten X5 mit Vollausstattung. Wie viel X5 bekommt man eigentlich für dreitausend Euro? Wahrscheinlich einen Fahrersitz auf zwei Skateboards montiert, nur ohne elektrische Sitzverstellung, denn die kostet ja Aufpreis.
                Also aus seiner Sicht wird es wohl stimmen, dass ein Auto mehr kostet als unser Bau. Den X5 kann er sich bestimmt nur wegen der vielen Geschenke leisten, die er seinen Kunden macht. Der Ehrlichkeit halber muss aber erwähnt werden, dass er obwohl sein Angebot weit über dem Preis eines X5 liegt, nicht der teuerste ist. Andere Bauunternehmer beschenken ihre Kunden und sich selbst also noch ein bissl intensiver. Allerdings verstehe ich den Preis nicht so recht, da uns Herr Tross erklärt, so günstig sein zu können, weil die Baustelle in seiner direkten Nachbarschaft liegt und er die Baustelle damit mehr oder weniger mit anderen mit betreuen könnte. Oder anders gesagt, seine Leute würden nachdem sie von anderen Baustellen früher zurückkommen bei uns weiter arbeiten, daher könnte es nämlich auch ein wenig länger dauern bis die Arbeiten erledigt wären. Ein Geschenk eben. Und wie heißt es so schön? 'Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul!'

Die Auftragsvergabe
                Wir haben genug gesehen, es wird Zeit eine Entscheidung zu treffen und die Aufträge zu vergeben. Damit uns die Wahl leichter fällt, beschließen Babsi und ich uns mit den Handwerkern, die in die engere Wahl kommen, persönlich zu unterhalten. Der erste Gesprächspartner der Abschlussrunde wird der waldviertler Baumeister, Herr Ramoser sein. Sein vorliegendes Angebot ist bereits, das mit Abstand günstigste, allerdings wollen wir noch über ein paar Änderungen plaudern. Er wird uns zuhause besuchen, nachdem er seine wöchentliche Baustellenrunde abgeschlossen hat.
                Um halb sieben am Abend ist er bei uns, und wirkt auf Anhieb sehr sympathisch. Herr Ramoser ist ein ruhiger Typ, mit gepflegtem Äußeren und lässt im Gespräch die Flexibilität vermuten, die wir gerne hätten. Wir würden nämlich gerne die Betonarbeiten für den Pool gleich mit der Bodenplatte und der Zwischendecke mitmachen lassen, dann käme uns die Lieferung des grauen Goldes günstiger. Das sollte natürlich wenig bis gar nichts kosten.
                Mit privaten Bauherren zu arbeiten, vor allem wenn sie nicht genug Geld für ihr Vorhaben besitzen, muss ein Horror für jeden Baumeister sein. Aber das kümmert uns wenig, solange nur irgendjemand bereit ist, unseren Auftrag zu übernehmen.
                Herr Ramoser hat für unser Problem die passende Lösung parat. »Ihre Bodenplatte ist mit dreißig Zentimetern viel zu stark geplant, da können wir gut und gerne fünf Zentimeter einsparen. Der Beton, der uns hier überbleibt, müsste für die Bodenplatte und die Seitenwände des Pools ausreichen.« erklärt er und erntet für diesen Vorschlag heftigen Applaus – zumindest im Geiste – und die Zustimmung von Babsi und mir.
                Warum zerbrachen wir uns eigentlich so lange den Kopf über etwas, das letztlich so einfach zu lösen ist. Während wir gemeinsam mit dem Baumeister über den Rohbau und die Nachteile eines Anhydritestrichs reden, blättert Alex in einem seiner Bücher. Sogar Emma lässt nichts von sich hören. Das kommt Babsi verdächtig vor, und sie macht sich auf die Suche nach unserer Tochter, die sie mit einem Filzstift bewaffnet auf einem unserer Nachttische stehend vorfindet. Emma befindet sich mitten in ihrer surrealen Schaffensphase, und verschönert mit einer Vielzahl unterschiedlich langer Linien die weiße Wand hinter unserem Bett. Kurz später steht Emma, von Babsi herunter gehoben, ohne

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