BAUhERrNOPFER
ist mir zumindest klar, wofür man normaler Weise einem Architekten zehn Prozent von der Bausumme bezahlt. Nicht, dass ich glauben würde, ein Architekt machte es besser als ich, aber zumindest mit viel weniger Aufwand für uns. Ich verspreche dem Berater, mir das alles anzusehen und ihm die Informationen per Mail zu schicken, was ich nach einer achtstündigen Recherche auch pflichtgetreu erledige.
Wieder ist eine nahezu schlaflose Nacht auf der Suche nach der Erleuchtung, oder zumindest ein paar Erkenntnissen vergangen und wir sind der Bestellung unserer Fenster einen großen Schritt näher gekommen. Ich weiß jetzt sogar um die Eigenschaften der verschiedenen Sicherheitsstufen des Glases Bescheid. Wir brauchen bei allen Fenstern, die im Erdgeschoß bis zum Boden reichen ein sogenanntes ESG-Glas. Dieses ist Bruch- und Splittersicher, weil es wie eine Windschutzscheibe eines Autos mit einer Folie bezogen ist. Im Obergeschoß muss das Glas zusätzlich gegen das Hinausfallen aus dem Rahmen gesichert werden, falls einmal ein Kind mit dem Bobbycar die falsche Ausfahrt nimmt und gegen die Scheibe donnert. Dann darf es nicht splittern und muss zusätzlich dem Gewicht von Auto und Fahrer standhalten, um unfreiwillige Stuntsprünge zu verhindern. Auch der Begriff des Thermoprofils ist mir jetzt kein unbekannter mehr, denn dieses wird dazu verwendet bodennahe Fenster oder Türen auf das Niveau des zukünftigen Bodenbelages zu heben. Das gleiche könnte man auch mit Ziegeln machen, einfacher geht’s aber mit diesen Profilen, die bereits im Fensterwerk aufgeschraubt werden.
Mein geballtes Fensterwissen verpacke ich in eine hübsche Tabelle und sende Alles an unseren Losko-Berater. Hoffentlich braucht er jetzt nicht zu lange, weil es derzeit angeblich bei Losko eine Aktion gibt, die wir gerne nützen würden.
Wir haben noch keine Anschlüsse!
Im Trubel um die Angebotseinholung habe ich den Strom- und Wasseranschluss ganz verschwitzt. Das ist gar nicht gut, da die Bauarbeiter ohne Wasser und Strom relativ wenig weiter bringen werden. Nachdem ich absolut keine Ahnung habe wie das mit den Anschlüssen funktioniert, rufe ich mal bei unserem Elektriker an.
Wolfgang schlägt mir vor, mich am Abend bei unserem Baugrund zu treffen und sich mit mir gemeinsam die Situation vor Ort anzusehen. Außerdem würde er gleich die erforderlichen Dokumente mitbringen um eine Anmeldung beim lokalen Stromanbieter durchführen zu können.
Am Abend kommt er pünktlich zur Baustelle und steckt seinen Schlüssel in das Schloss unseres Elektrobockes, das ist der große Betonklotz in dem der Elektrozähler montiert sein sollte. »Uiii. Do is aber noch nix g'macht!«
»Na ned, des wird wieder unnötig teuer. Was is denn zu machen?« möchte ich wissen. »Die von der Stromgesellschaft müssen den Bock erst an der Trafostation anschließen und den Zähler montieren, dann kann ich weiter machen.« Zuvor müsse ich mich an den lokalen Anbieter wenden um zu klären, wie und wann wir einen Stromzähler bekommen.
Ein Besuch beim Kundencenter des Energieanbieters bestätigt meine Befürchtungen. Nach über einer Stunde finden die, mittlerweile zu Dritt suchenden, Techniker von Niederösterreich Strom den passenden Akt von der Aufschließung aus dem Jahr 1994. Damals lag das Grundstück noch in einem anderen Gemeindegebiet, und konnte daher nicht so leicht aufgestöbert werden. »Wie schaut's denn jetzt aus mit dem Anschluss? Der wurde bei der Aufschließung ja bereits bezahlt, soviel ich weiß.« versuche ich eine Information aus einem der sentimental dreinblickenden Techniker zu erhalten. Diese schwelgen lieber in Erinnerungen über die gute alte Zeit, als Akten noch handschriftlich in dicken Ordnern abgelegt wurden. Heute ist alles viel schlechter geworden, so unpersönlich. Und meiner Ansicht nach viel schneller, wenn man nicht zuerst zwanzig verschiedene Ordner durchackern muss, um die gewünschten Daten zu finden.
»Ja wissen sie. Die Niederösterreich Strom ist damals in Vorlage getreten.« beginnt einer der Techniker seine Erklärung, die in meinem Gehirn gerade dazu führt, die Rechenfunktionen aufzurufen. Vorlage heißt doch eigentlich, dass das Geld nur vorgestreckt wird. »Das bedeutet, dass der Grundeigentümer damals die Kosten für die Einrichtung des
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