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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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Mama nie reden. Und der Papa auch nicht. Und, guck mal, Paul*, jetzt macht die Mama das doch. Und der Papa auch. Und inzwischen weiß die Mama auch, wieso: Kinder begreifen in den ersten zwei Lebensjahren einfach besser, von wem die Rede ist, wenn man in der dritten Person spricht, weil sie das doch etwas verzwicktere Konzept des »Ich« noch nicht so ganz verstehen. So, jetzt weiß die Leserin das auch. Ei, fein, oder?
    (* Name geändert)
    „ Die erste Hälfte des Lebens versauen einem die Eltern,
die zweite Hälfte die Kinder.
    (Quelle unbekannt)
• ES STEHT EIN PFERD AUF DEM FLUR
    Bei mir ist es schwarz-weiß, kann auf Knopfdruck Galoppgeräusche produzieren und sogar wiehern – ein Geschenk meiner Freundin Steffi für meinen Sohnemann. Fertig gesattelt wartet es darauf, bis der Cowboy groß genug ist, um darauf das Lasso zu schwingen. Und so lange steht es eben rum. Meistens auf dem Flur, mal im Wohnzimmer und mal in der Küche. Dem Pferd leiste(te)n Gesellschaft: der pädagogisch angeblich wertlose (aber sehr beliebte) »Activity Walker«, quietschbunte Kindermöbel, Bobbycar, Bauklötzchen, ein ganzer Zoo diverser Kuscheltiere, ein Taschenrechner in XXL-Format (den Monsieur gottlob bis jetztals Computerersatz akzeptiert), Bilderbücher, Gummitiere, Kleidungsstücke, Deckchen, Kekse ... Um nur einiges zu nennen.
    Kurz: Meine einst mit Bedacht, Geduld, viel Liebe und Geschmack eingerichtete Behausung ist zum Aufbewahrungsraum der Kindshabseligkeiten mutiert. Ich hatte mir früher immer gedacht, dass man das doch »mal eben« aufräumen kann, wenn das Baby pennt. So ein winziges Kind, glaubte ich, kann ja nun nicht so viel Chaos machen. Heute weiß ich: Kann es. Sogar noch viel mehr. Und wenn es pennt, hat man Besseres vor als ausgerechnet aufzuräumen.
    Was man da tut? Ganz einfach: Storch spielen und drübersteigen.
    Apropos Kindshabseligkeiten: Damals, in meinem anderen Leben, hatte ich mich stets gewundert, wieso Leute mit Kindern immer mindestens so viel Equipment wie für eine Expedition zum Mond dabeihatten und sich an Swimmingpools und auf Picknick-Wiesen breitmachten wie ein Jugendcamp der Pfadfinder, selbst wenn es sich lediglich um eine dreiköpfige Kleinfamilie handelte. Was, zum Teufel, konnte so ein Dreikäsehoch denn schon brauchen?
    Ich spule kurz vor:
    ----

    GEHEN SIE MAL ZUR SEITE, DA KOMMT NOCH MEHR ODER: NEIN, WIR PLANEN KEINE ARKTIS-DURCHQUERUNG, WIESO?
    Mein Stammtaxifahrer Hans, ein Ur-Frankfurter, war empört: »Ja willst misch veräppeln!? Hätt isch gewusst, dass de umziehe willst, wär isch mim Transpordär gekomme«, beschwerte er sich.
    Nein, ich wollte nicht umziehen, ich wollte verreisen – mit Baby. Beim Blick auf den Gepäckberg konnte ich selbst kaum glauben, dass ich tatsächlich mal mit Handgepäck zwei Wochen nach Thailand geflogen war. Mehr als jeweils fünf Bikinis, Höschen,Pareos, knitterfreie Sommerkleider und zwei Paar Flip-Flops brauchte ich damals nicht. Jetzt hatte allein unsere Reiseapotheke die Ausmaße einer Mikrowelle, ganz zu schweigen von der Baby-Grundausstattung, die natürlich ebenfalls mitgeschleppt werden musste. Vom Sterilisator über eine ganze Fläschchen-Armada bis hin zu Babykost – alles »Lebensnotwendige« hatte ich in drei XXL-Koffern plus Bordcase verstaut. Kinderwagen und Autositz waren für den kostbaren Minipassagier selbstverständlich auch am Start. Die Operation »Kofferpacken« war mit militärischer Disziplin von langer Hand geplant und ausgeführt worden. Drei Tage hatte ich gepackt, und das will was heißen, denn ich bin nach über zehn Jahren Model-Nomadenlebens die Königin des flinken Kofferpackens.
    »Hans, lass uns die Rückbank umklappen, und dann schmeiß einfach rein, was geht«, versuchte ich ihn zu beruhigen.
    Hansemann, Mitte sechzig, schaute mich verzweifelt an: »Ei, hosche ma! Un du babst disch dann mit deim Bopo uff mei Schoß, oder was?«
    »Nee, meine Mutter muss uns dann eben bringen.« Hans war erleichtert und ich besorgt.
    Dieser Winter hatte es nämlich in sich. Es lag Schnee, und gegen Abend wurde es verdammt glatt. Diese Drecks-Kälte war der Hauptgrund, warum wir uns den Kraftakt »Reisen mit Baby« überhaupt antaten. Aber wo konnte man mit einem noch nicht mal sechs Monate alten Baby über Weihnachten und Neujahr überhaupt hin? Berggorilla-Trecking in Ruanda oder Insel-Hopping in Thailand konnten wir wohl für die nächsten Jahre abhaken. Die Destination musste vor allem zwei Kriterien erfüllen: Der Flug

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