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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition)
Autoren: Sonya Kraus
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hätte den Mann knutschen können, aber so schnell gab mein Freund nicht auf.
    »Um die Sauberkeit mache ich mir weniger Sorgen. Unsere Hunde sind nur riesig und ziemlich wild.« Der Arzt legte den Kopf schräg und antwortete, als wäre sein Gegenüber etwas schwer von Kapee. »Nun, als Babysitter taugen die wohl nicht. Sie dürfen Hunde, egal welcher Größe, mit Babys oder Kleinkindern grundsätzlich nicht alleine lassen. Aber das liegt ja auf der Hand! Oder?«
    Damit war die Debatte beendet. Ich grinste in mich hinein, und mein Typ hielt endlich die Klappe.
    Als der Kleine nach knapp einer Woche endlich zuhause Einzug hielt, hatten die Jungs von meiner Mutter schon diverse »duftende« Windeln aus dem Krankenhaus mitgebracht bekommen. Neben dem Wickeltisch stand die Leckerlidose, aus der es, bei jedem Windelwechsel, ein Goodie für die Hundis gab. Auch das Baby selbst, gerade mal so groß wie der Kopf meines Doggen-Dickschädels, durfte hemmungslos beschnüffelt werden.
    Tja, und dann gab es noch unseren flotten Vierer: Die gemeinsamen Still-Sessions mit Baby und Bestien. Hätte irgendjemand uns beobachtet, Ärger mit dem Jungendamt wäre programmiert gewesen. Das Würmchen und ich lagen aneinandergekuschelt im Bett, eng eingerahmt von den zwei Riesen, die ihre warmen Rücken an uns pressten. Dabei wurde fleißig gekrault, geschmust und jede Minute genossen.
    Ich höre schon die Entsetzensschreie: »Hund im Bett? Dreck!«, »Bakterien!«, »Hundehaare!«
    So was war mir allerdings im Moment reichlich wurscht, denn die Hunde begriffen schnell: Immer wenn das Baby im Spiel war, passierten nur ganz tolle, wunderbare Dinge. Aber auch für den kleinen Mann waren unsere »flotten Vierer« der Beginn einer großen Liebe. Quälte ihn ein böser Babypups, oder schrie er gerade hysterisch aus unerklärlichen Gründen, wurde das Allheilmittel gerufen: die Boys! War der Weinkrampf besonders schlimm, wurde das Baby auf Franky gesetzt, und der Kleine beruhigte sich in zehn Sekunden. Ich dagegen hätte Stunden singend im Kreis laufen können, und er hätte nicht dran gedacht, mit dem Schreien aufzuhören.
    Auf magische Art und Weise entwickelte sich ein echter Zauber zwischen den Wilden und dem Winzling. Sogar beim Gassigehen mit Baby verhielten sich die Hunde völlig anders als sonst: Der Kinderwagen und ich hatten eine Polizeieskorte, die sich höchstens für einen besonders gut duftenden Baum (oder eine besonders gut duftende Hündin) mal etwas weiter entfernte.
    Heute, eineinhalb Jahre danach, ist die Situation völlig entspannt. Das zarte Wesen hat sich zu einem beachtlichen Rowdy entwickelt, dem ich ständig klarmachen muss, dass Hundeohren nicht zum Klettern da sind, Wauwaus keine Pferdchen sind und nicht jeder Bissen mit den Staubsaugern auf vier Beinen geteilt werden muss.
    Meine Hunde legen im Umgang mit ihrem Baby eine unglaubliche Gelassenheit an den Tag. Egal, ob er ihnen auf den Pfotenherumtrampelt, sich auf ihren Schwanz setzt oder gegen sie fällt – von niemandem lassen sie sich so was bieten, bei ihm aber bleiben sie stoisch entspannt. Denn sie wissen genau, die Erziehung des Welpen ist der Job von Alpha-Hündin Sonya.
    Es rührt mich unvorstellbar, wenn sich »Romie« abends (unter meiner Aufsicht) vor dem Gitterbettchen niederlässt, wacht, bis der Kleine ruhig und tief atmet, und dann auf leisen Pfötchen behutsam aus dem Kinderzimmer schleicht. Selbstverständlich lasse ich meine Wölfe noch lange nicht mit dem Rotbäckchen allein, aber der Weg zum Herzen eines Hundes ist kurz. Ein Leben ohne Hunde? Ein Hundeleben!
    P.S. Auch wenn ich hier gerade ein flammendes Plädoyer pro Vierbeiner gehalten habe, eine dringende Bitte: Bitte jetzt auf keinen Fall unüberlegt losrennen, um sich noch ein weiteres Familienmitglied anzuschaffen. Falls Sie noch kein Tier haben, sollten Sie es nicht ausgerechnet zur Geburt Ihres Babys zu sich holen, denn dann haben Sie erst einmal genug mit Ihrem neuen menschlichen Mitbewohner zu tun. Genau wie Babys brauchen Tiere Zeit, Zuwendung und Platz. Und nicht zuletzt kosten sie auch Geld: Versicherung, Futter und Tierarzt. Man sollte also vorher ganz genau wissen, ob man sich ums Tier kümmern kann und will. Wenn es da Zweifel gibt: Finger weg, denn es ist ein Lebewesen, kein Umtauschartikel!
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    DAS MATRATZENMONSTER
    Die Erinnerung an damals lässt mich immer noch frösteln: Als ich sechs Jahre alt war, starb mein kleiner Bruder mit neun Monaten am plötzlichen Kindstod.
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