Bd. 3 - Der dunkle Stern
konzentrierte sich ganz auf den Captain.
»Sparen Sie Ihre Kräfte auf, Captain«, sagte der Fremde. »Ihre Loyalität gegenüber dem jungen Mann ist durchaus ehrbar, jedenfalls nach menschlichen Maßstäben. Aber sie hilft Ihnen jetzt auch nicht mehr.«
»Ich nehme an, diese Worte sollen mich trösten.« Abramowicz sah kurz zu seinem XO Kit Hafner, dann widmete er sich wieder dem Alien.
»Es ist nicht meine Aufgabe, Sie zu trösten. Es gibt hier etwas, das ich haben möchte, und ich werde es bekommen. Die Anzahl der Fleischkreaturen, die währenddessen sterben werden, ist für mich bedeutungslos. Ich glaube, ich sagte es Ihnen bereits …« Er ging zum Pilotensitz, nahm Platz und drehte sich herum, damit er den Captain der Trebizond ansehen konnte. »Und ich hasse es zutiefst, mich zu wiederholen. Glauben Sie mir, Captain, Ihr junger Fühlender hegte sehr unfreundliche Gedanken mir gegenüber. Ich benötigte ihn nicht länger.«
»Und mich benötigen Sie, darf ich annehmen.«
»Letztlich auch nicht mehr. Aber bis dahin brauche ich das, wofür ich herkam – und Sie werden mich hinbringen.«
»Wohin?«
»Zur Sternbasis Adrianople. Wenn wir dort eintreffen, sollte sich eigentlich alles so gut wie entschieden haben.«
Der Transponderkode der Aragon verschwand vom Display der Sternbasis Adrianople. Visuell war die Energieentladung noch nicht erfasst worden, während das Masseradar nach dem gleichen Prinzip arbeitete wie die Sprungtechnologie. So war es möglich, dass trotz interstellarer Entfernungen Informationen fast ohne Zeitverlust übermittelt wurden. Die Explosion selbst war aber der Lichtgeschwindigkeit unterworfen, und so hatte die Aragon scheinbar noch ein paar Minuten zu leben, obwohl der Commodore längst die Wahrheit kannte.
»Was ist passiert?«, wunderte sich Mustafa kopfschüttelnd.
»Sie kennen nicht Laperrieres Bericht, ich dagegen schon. So etwas ist nicht zum ersten Mal vorgekommen. Die Aragon und die Eurydice haben sich gegenseitig als feindliche Schiffe identifiziert. Sie dachten …« Durant stützte sich auf den Tisch in seiner Messe und fühlte sich so alt wie noch nie. »Ich weiß nicht. Aber dieser Feind … diese Aliens können uns alles sehen lassen, was sie wollen.«
Plötzlich erlosch auch der Transponderkode der Eurydice.
»Und was sollen wir jetzt machen?«, fragte Mustafa. »Sollen die restlichen Schiffe angreifen?«
»Ich glaube nicht. Ich denke, wir haben nur eine Alternative.«
»Kapitulation?«
»Richtig. Fliehen können wir nicht, und ich will nicht noch mehr Leute in den Tod schicken.«
»So wie die der Eurydice und der Aragon, meinen Sie.« Arien Mustafa ballte die Fäuste. »Sie wussten, dass es so kommen würde, nicht wahr?«
»Nein«, sagte Durant und blickte seinen XO an. »Nein.«
Mustafa machte den Eindruck, als wollte er noch etwas sagen, könne sich aber nicht entscheiden. Nach einigen Augenblicken wandte er sich ab.
Die Tür zur Brücke glitt zur Seite. Durant drehte sich um und entdeckte Dr. Edward Comeau, einen der Mitarbeiter des Shiell Institute, der den Bereitschaftsraum betrat.
»Doktor«, begann Durant. »Ich habe jetzt wirklich keine Zeit für Sie …«
»Doch, die haben sie«, schnitt der Mann, dessen Gesicht von Angst gezeichnet war, ihm das Wort ab. Er holte seinen Computer hervor und beschrieb eine Geste darüber, dann verschwand das Pilotendisplay über dem Tisch und wurde durch ein Holo des Labors ersetzt, in dem man die Technologie der Aliens untersuchte.
Deren Ausrüstung bestand in einem Dutzend sonderbar geformter Objekte aus einem unbekannten Metall, die verschiedene Ein- und Ausbuchtungen aufwiesen. Seit dem Zeitpunkt, da ein Marinetrupp sie von der Duc d’Enghien auf die Sternbasis gebracht hatte, war an ihnen – soweit Durant das verstand -kein Hinweis auf irgendwelche Funktionen festzustellen gewesen.
In der Holodarstellung war dagegen nicht zu übersehen, dass sie aktiv waren. Energiestrahlen verbanden die einzelnen Objekte miteinander und bildeten ein Geflecht, das das Labor überzog. Einer der Laboranten des Shiell Institute hatte offensichtlich am falschen Platz gestanden, als die Ausrüstung zu arbeiten begann. Er war unterhalb des Brustbeins säuberlich in zwei Hälften zerteilt worden. Die untere Hälfte seines Körpers lag auf dem Boden, während die obere Hälfte auf dem Tisch zusammengebrochen war. Die anderen Wissenschaftler hatten sich in Sicherheit gebracht und standen reglos da, den Blick abgewandt.
In der
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