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Bd. 3 - Der dunkle Stern

Bd. 3 - Der dunkle Stern

Titel: Bd. 3 - Der dunkle Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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war dieser hier so gut wie leer, wenn man von einem gelegentlich auftauchenden Diener absah. Selbst diese niederen Wesen öffneten in die Wände eingelassene Portale und machten auf diese Weise Platz, wenn sie vorbeiging. Ihre Größe ließ anderen ohnehin so gut wie keinen Raum, sich an ihr vorbeizuzwängen. Niemand von ihnen wagte es, einen Fühler oder eine Beißzange nach der warmen Flüssigkeit auszustrecken, die ihre Haut als glänzende Schicht überzog. Was unter Gleichen gestattet war oder sogar als Zeichen der Hochachtung gegenüber einem Höhergestellten gelten konnte, kam in diesem Fall einem Sakrileg gleich. Ohne Erlaubnis traute sich niemand, den Körper der Großen Königin oder ihre Körperflüssigkeiten zu berühren.
    Wäre ihr danach gewesen, hätte die Große Königin einigen dieser Diener befehlen können, sie standesgemäß durch diesen Korridor zu befördern. Doch sie hatte sich gegen diese Zeremonie entschieden. Bei den obersten Drohnen und anderen Hochrangigen im Ersten Schwärm galt diese Königin als ein wenig ungewöhnlich. In ihrer noch kurzen Zeit auf dem Thron der Majestät hatte die Große Königin K’da alles darangesetzt, von den anderen als unberechenbar wahrgenommen zu werden.
    Die beste Methode, um den Pfahl zu vermeiden, dachte K’da, während sie sich weiter durch den Korridor bewegte. Im Hinterkopf fand sich die Erinnerung daran, wie die lebenswichtigen Organe ihrer Vorgängerin geschmeckt hatten, die ihr von einer loyalen Drohne gebracht worden waren.
    Nach einigen Dutzend Metern hatte sie einen Abschnitt des Komplexes erreicht, in dem sich keine Diener aufhielten, die ihr hätten Platz machen können. Nicht einmal von der fanatischen P’cn-Todesbrigade war etwas zu sehen, die sonst überall dort in regelmäßigen Abständen ihre Leute postierte, wo die Große Königin hinging. Dies hier war der Teil des Schwarm-Komplexes, in den sich nur eine Große Königin begab.
    Ein Schlitz entstand am Ende des Korridors, den die Große Königin durchschritt. Die Seiten des Durchgangs strichen dabei fast zärtlich über ihren Leib. Als sich hinter ihr der Schlitz wieder schloss, klang der Lärm aus dem Schwärm gedämpft. Diese Tatsache sowie die Weitläufigkeit des Raums, in dem sie sich nun befand, wirkten auf sie mindestens so beunruhigend wie der Anblick des Objekts, das in der Mitte stand.
    Es handelte sich um einen transparenten Würfel, in dem funkelnder leuchtender Nebel wirbelte, der das Licht im Raum erfasste und es in einem sonderbaren Regenbogenmuster zurückwarf an die gewölbten Wände. Der Nebel füllte nicht den ganzen Würfel aus, vielmehr waren die rund zwanzig u’n’klii an der Oberseite klar. Teilweise war in diesem Nebel eine silberne Sphäre zu sehen, die sich langsam auf und ab bewegte und ihre Position zusammen mit den Wirbeln im Nebel veränderte.
    =Große Königin=, sagte der Ór in ihrem Geist. Sie schmeckte einen Hauch von Ehrerbietung, doch die Geist-Stimme war unglaublich weit entfernt und so völlig fremd. Es gab nichts zu deuten, da war nur das, was gesprochen wurde.
    »Sie haben einen Ratschlag anzubieten«, gab K’da zurück. »Wir sind bereit, ihn zu empfangen.«
    =Ich habe Neuigkeiten für Sie=, erklärte der Ór. =Was Sie am meisten fürchten, ist geschehen.=
    »Der Zerstörer?«
    =Ja.= Die Sphäre antwortete aus dem Inneren des Ór – oder war das der Ór selbst? Niemand vermochte das zu sagen. =Der Zerstörer wurde von den Fleischkreaturen gezeugt.=
    K’da konnte nicht anders, als vor Nervosität Flüssigkeit abzusondern. Sie lief über ihren Panzer und sammelte sich in einer Lache um sie herum. Das würde sie selbst aufwischen müssen, da weder Roboter noch niedere Kreaturen diesen Raum betraten und sie die Lache nicht einfach zurücklassen konnte.
    = Sie haben Angst.=
    »Unsere Legenden besagen, dass der Zerstörer mit Feuer kommen und Chaos und Schmerz bringen wird. Sollte ich da keine Angst haben?«
    =Was habe ich Ihnen versprochen?=, gab der Ór mit gleichbleibender Stimme zurück. =Haben Sie das vergessen, Große Königin?=
    »Sie haben uns versprochen, dass wir siegen werden, solange Sie leben«, erwiderte K’da. »Aber der Zerstörer …«
    =Ja?=
    »Die Legende vom Zerstörer ist viel älter als Ihr Versprechen«, brachte K’da schließlich heraus. Sie fühlte die Angst in allen Poren und fürchtete, die Flüssigkeit könnte abermals zwischen den Platten ihres Panzers austreten. Es gelang ihr aber, die Angst zu unterdrücken und sie

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