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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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Naturvölker, die diese Thematik völlig anders behandeln.«
    Da stimmte ich ihr zu; doch für mich war das Thema erledigt. Im Prinzip war es mir auch egal, was sie dachte. So lange ich nicht gezwungen wurde, einer schwarzen Messe beizuwohnen oder obskure Götter anzubeten.
     
     
     
     

2
    CIERAN
     
    »Sue«, keuchte ich und küsste sie wild. Sie lächelte boshaft und zwang mich auf den Rücken. Ich war nicht überrascht. Viele Frauen mochten es, mich nach unten zu drängen. Wahrscheinlich lag es an meinem Alter, an meiner jungenhaften Gestalt. Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass es sie reizte – ich war beides, oder keins von beidem, nicht mehr Kind, aber auch noch kein Mann. Doch ich ließ sie niemals im Unklaren, davon abgesehen, dass sie an meinem langsamen Gang sehen mussten, dass ich nach dem Flugzeugabsturz körperlich beeinträchtigt war.
    Ihre Hand glitt hinunter, zwischen meine Beine – doch sie fühlte nicht das, was sie erwartet hatte. Ihr Kuss endete abrupt. Misstrauisch sah sie mich an. Ihr heißer Körper gewann ein wenig Abstand zu mir. Ihre unausgesprochene Frage hing wie ein Damoklesschwert über meinem Kopf.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht mit dir schlafen kann«, flüsterte ich leise. Ich war verunsichert.
    Sie starrte mich ungläubig an. »Das ist doch nicht dein Ernst?« Ihre Stimme war fast schrill.
    Irritiert schüttelte ich den Kopf. Was sollte das?
    »Natürlich ist das mein Ernst; meinst du, ich mache Witze darüber?« Ich spürte, wie eine kalte Wut in mir aufstieg. Eine kalte, ohnmächtige Wut. Was bildete sie sich ein?
    »Dann bist du wirklich ein Krüppel?«
    Ich biss die Zähne aufeinander. Meine Kiefermuskeln bebten so heftig, dass ich mit den Zähnen knirschte.
    »Du dumme Gans«, flüsterte ich beherrscht.
    Aber sie starrte mich weiterhin an, als wäre ich ein seltenes Insekt.
    »Du machst mich an«, sagte sie langsam, »obwohl du nicht in der Lage bist, zu vögeln?« Sie betonte jedes Wort.
    »Hau ab, raus aus meinem Bett!« fauchte ich. Meine Empörung wandelte sich in flammenden Zorn. Stumm vor Wut sah ich zu, wie sie ihre Sachen zusammenraffte und aus meinem Zimmer rauschte. Und sie lachte. Mein Gott – sie lachte wirklich über mich!
    »Komm ja nicht wieder in meine Nähe!« schrie ich hinter ihr her. Ich spürte, wie die ersten Tränen an meinen Wangen hinunterliefen. Ein unkontrollierbares Schluchzen entrang sich meiner Kehle.
    Es war so demütigend. Tränen liefen über mein Gesicht, ich war verwirrt und erschöpft. Was war bloß los? – Selbstbeherrschung ade.
    Wieso passierte so etwas? Ich konnte das nicht verstehen, denn ich hatte es ihr doch gesagt. Glaubte sie vielleicht, ich würde darüber wirklich Witze machen? – Es war verdammt noch mal schwer genug für mich. Ich hatte mir – bei Gott – nicht ausgesucht, impotent zu sein!
    Nach einiger Zeit hörte ich ein vorsichtiges Klopfen an der Tür.
    »Cieran?«
    Ich erkannte die Stimme sofort, dunkel und sanft – es war Falk. Ich wollte nicht mit ihm sprechen, ich wollte mit niemandem reden. Aber aus irgendeinem Grund schluckte ich heftig und sagte: »Ja?«
    Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet, und ich sah sein den Umriss seines Gesichts. Er machte einen betroffenen Eindruck, zumindest dachte ich das, obwohl ich seinen Gesichtsausdruck kaum sehen konnte.
    »Darf ich reinkommen?«
    Ich schniefte leise, mein Schwäche war mir unangenehm. Er musste sofort bemerkt haben, dass ich heulte.
    Ich machte eine Handbewegung, um ihn reinzubitten.
    Er kam langsam auf mein Bett zu, sah von oben auf mich herab und setzte sich dann vertraut zu mir.
    Er trug noch immer die Kleidung, die er auf der Party getragen hatte, dunkle Stoffhose, enges, weißes Hemd mit 70er-Jahre-Kragen, schwarze Schuhe. Er roch nach Zigaretten und einem herben, männlichen Duft, den ich nicht kannte.
    »Cieran«, sagte er leise. Und ich erschauderte, als er meinen Namen aussprach. »Was ist passiert?«
    Wieder spürte ich den Reif, der sich fest um meine Kehle legte. Ich schüttelte den Kopf.
    »Na, komm schon«, sagte er. Seine Stimme war wirklich vertrauenerweckend. »Sue ist eben an mir vorbeigerannt wie eine Furie.«
    Ich zuckte zusammen, als hätte er mich geschlagen. Wenigstens erwähnte er nicht, dass sie mich ausgelacht hatte. Denn, das musste er ebenfalls mitbekommen haben.
    »Fast hätte sie mich die Treppe hinuntergestoßen.« Er sah mich lange an. »Könnte es sein, dass deine miese Stimmung mit ihr

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