be-coming
»Menschenbisse infizieren sich, neben Hundebissen, am schnellsten.«
»Mr Cieran Webb, das wandelnde Lexikon«, spottete ich. »Ich werde Phil nachher fragen, ob er Zahnstein hat ...«
Vorsichtig trocknete ich mich weiter ab.
»Dafür, dass du eben so erschrocken warst, tust du jetzt aber ganz schön cool«, sagte er gereizt.
War ich das? War ich wirklich so erschrocken gewesen, dass Cieran es bemerkt hatte?
»Warum sagst du mir nicht endlich, was los ist? Du weißt etwas über Phil, was ich nicht weiß ...«
Ich starrte ihn an. Sein Blick war durchdringend.
»Phil ... verwandelt sich, Cieran«, sagte ich leise. »Ich kann dir nicht mehr sagen, weil ich nicht mehr weiß.«
Cieran sah mich ungläubig an. »In was verwandelt er sich denn?«
»Wenn ich das wüsste ...«
»Ich glaube dir nicht. Du weißt noch mehr.«
Doch ich schüttelte den Kopf. Ich konnte ihm nicht alles sagen.
Cieran nickte langsam und verließ dann das Badezimmer. Ich wusste, dass es nicht gut war, ihm Dinge zu verheimlichen. Ich wollte nicht, dass wir uns innerlich voneinander entfernten – aber genau das passierte gerade.
Mit einem um die Hüfte geschlungenen Handtuch betrat ich das Schlafzimmer und zog mich wieder an. Phil saß auf dem Bett und beobachtete mich neugierig.
Ich versuchte ihn zu ignorieren – doch es gelang mir nicht.
»Warum hast du das gemacht?« fragte ich leise.
Er lächelte entschuldigend. »Ich wollte dich nicht verletzen. – Es tut mir leid.«
»Komm schon, Phil – du kennst mich. Du weißt, dass ich mich nicht über Prellungen oder Bisse beschwere ...«
»Das hast du in der Tat noch nie«, warf er ein.
» ... aber ich verstehe nicht, was du mit mir gemacht hast. Ich war völlig weggetreten. Verdammt – ich habe nicht einmal bemerkt , dass du mich so gegen die Küchenplatte gerammt hast!«
Er sah mir unverwandt in die Augen. »Ich würde lügen, wenn ich dir jetzt sagte, es sei versehentlich passiert. Falk, ich kann dir nichts erklären, was du nicht schon weißt. Ich war scharf auf dich – wenn es zu wild war, entschuldige ich mich in aller Form dafür.«
»Ja, okay. Ist schon gut ... ich bin etwas überreizt.« Ich massierte mir die Nasenwurzel mit zwei Fingern. »Ich verstehe das alles nicht, was mit dir passiert ... und dann noch die Sache mit Cieran ...«
Phil nickte. »Ich weiß.«
43
FALK
Ich prallte fast mit Phil zusammen, als ich das Schlafzimmer verließ. Cieran war nach draußen gegangen, wahrscheinlich streifte er im Wald umher, um etwas Ruhe zu finden. Um etwas allein zu sein. Die Situation stresste ihn ebenso sehr wie mich. Phil ließ sich nichts anmerken.
Eine Frage schwirrte mir seit geraumer Zeit im Kopf herum, ich wusste nicht, ob ich sie stellen sollte. Stellen durfte. Es hatte sich auch noch nie ergeben. Aber jetzt ...
»Könntest du ihn heilen?«
Phil sah mich durchdringend an. »Gesetzt den Fall, ich könnte es – dann würde er nicht mehr dir gehören. Das ist dir doch klar, oder?«
»Also kannst du es?« bohrte ich weiter.
Er zuckte mit den Schultern. »Nein.«
»Lügner«, blitzte ich ihn an.
Er kam ein, zwei Schritte auf mich zu und verpasste mir eine schallende Ohrfeige.
»Pass auf deine Zunge auf«, fuhr er mich an.
Meine Wange brannte unangenehm. Ich starrte ihn wütend an.
»Was glaubst du, wer du bist«, fauchte ich.
Er lachte leise. »Hör auf damit. Ich kann dich jederzeit beherrschen.«
»Soll ich vor dir knien?«
Er lachte. »Das wäre nur angemessen. Wie viele Menschen sind schon vor Dämonen im Staub herumgekrochen?«
»Manchmal bist du ein echtes Arschloch, Phil.«
Er setzte sich wieder an seinen Computer. »Du bist zu empfindlich, mein Lieber. Warst du früher nicht.«
Er konzentrierte sich auf die Anzeigen auf seinem Monitor, seine Augen glitten über die Zahlenkombinationen. Er tippte einen fünfstelligen Code ein und schnalzte mit der Zunge.
»Wer sagt’s denn ...«
Die Neugier siegte über meinen Ärger. Phil konnte sich wirklich fast alles erlauben. »Was ist?«
»Du glaubst gar nicht, was für Informationen die hier gesammelt haben. Über jeden Bürger, der nur irgendwo gemeldet ist, sei es über die Fahrerlaubnis oder ein Bankkonto, Versicherungen ... Hier steht alles.«
Cieran kam wieder in die Hütte, zog seine Jacke aus und setzte sich in einen Sessel. Ich beobachtete ihn eine Zeit lang – er faszinierte mich noch immer. Ob Phil recht hatte? – Blieb Cieran nur bei mir, weil ich ihm ein Vergnügen im
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