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Beastly (German Edition)

Beastly (German Edition)

Titel: Beastly (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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die Flucht, als sie mich sahen.
    Ich hatte keinen Spiegel mehr, der mir den Weg zeigte, nur mein Gedächtnis. Mein Gedächtnis und meinen tierischen Instinkt. Ich beschwor das Bild herauf, das ich von Lindy im Spiegel gesehen hatte. Ich erinnerte mich an ihre Schreie. Ich hatte sie noch im Ohr. Ich folgte ihnen. Ein Häuserblock. Noch einer. Ich fühlte mich immer noch wie ein gehetztes Tier. Egal. Niemand konnte mich fangen. Ich folgte Lindys Schreien eine Gasse entlang und eine Seitenstraße hinunter, durch eine Tür, eine Treppe hinauf, in ein Zimmer.
    Dort blieb ich stehen.
     

8
     
     
    Ich starrte sie an. Der Mann hielt sie am Arm fest. »Kein Geld, hä?«, knurrte er. »Dein Vater sagte, du hättest welches. Aber wenn du kein Geld hast, gibt es andere Möglichkeiten zu bezahlen.«
    »Nein! Lassen Sie mich los!«
    »Lindy?«
    Der Mann und sein Opfer wandten sich um. Es war tatsächlich Lindy. Meine Instinkte, auch wenn sie die eines Tieres waren, hatten mich nicht getäuscht. Der Mann – das Monster – hatte sie an den Haaren gepackt. Er hielt ihr eine Pistole an den Kopf.
    »Lindy!« Ich ging auf sie zu.
    »Du bist da!«
    »Keine Bewegung, oder ich schieße.«
    Er hielt ihr die Waffe an den Kopf. Er durfte ihr nichts tun. Ich war nicht den ganzen Weg gekommen, um zuzusehen, wie er sie verletzte. Unbewusst stieß ich ein tiefes Knurren aus, wie ein Tier, das zum Sprung ansetzt.
    »Ich meine es ernst«, sagte er. »Keine…«
    Er hielt inne. Er sah mich an, und sein Bestien-Blick traf meinen Bestien-Blick. Das Tier, das ich war, roch seine Angst.
    »Was zum…?«
    »Wenn Sie ihr etwas tun«, sagte ich in einer Stimme, die eher tierisch als menschlich klang, »dann bringe ich Sie um.«
    »Friss mich nicht!«, schrie er.
    Und er richtete die Waffe nun auf mich.
    Das war alles, was ich brauchte. Ich machte einen Satz. Meine Zähne gruben sich in seinen Arm, meine Krallen in seinen Hals. Ein Schuss löste sich. Ich biss ihn in den Hals.
    Und dann hörte er auf, sich zu bewegen.
    Ich schleuderte ihn von mir und sackte zusammen.
    Ich blutete. Eigentlich sollte ich nicht bluten. Ich wandte den Blick ab. Es hörte nicht auf zu bluten. Vielleicht konnte meine Haut über der Wunde nicht heilen, weil eine Kugel darin steckte. Das würde einen Sinn ergeben. Aber es tat weh.
    Lindy rannte zu mir, wobei sie über den verletzten Schützen stolperte. »Adrian, du bist da.«
    »Ich bin da«, stimmte ich zu. Die Welt wurde unscharf, so unscharf. Unscharf und dunkel und dabei rein und wohlriechend wie eine Rose.
    »Aber woher wusstest du?«, fragte sie. »Wie konntest du wissen, wo ich war?«
    »Ich wusste es.« Dort, wo die Kugel war, tat mir der Bauch weh. »Ich wusste es durch…« Magie. Liebe. Tierischen Instinkt. Wie Jane von Rochester wusste. »Ich wusste es einfach.« Ich streckte die Hand nach ihr aus.
    »Ich sollte die Polizei holen. Oder einen Krankenwagen.« Sie wollte gerade gehen.
    Ich dachte an den Mob in der U-Bahn, an einen Polizeibeamten, der hierherkam und mich vorfand und mitnahm. Daran, in einem Polizeiauto zu sterben, allein. Lindy zu verlieren, jetzt, wo ich sie gerade gefunden hatte. Ich packte sie am Arm. »Bitte. Bitte nicht. Bleib hier. Bleib bei mir.«
    »Ich wollte bei dir sein.« Sie schluchzte jetzt. »Du sagtest, ich solle im Frühling zurückkommen. Und das wollte ich. Mein Vater war wie immer völlig im Eimer, und er versprach mir, eine Entziehungskur zu machen und sich Arbeit zu suchen. Er arbeitete ungefähr eine Woche. Aber dann hat er den Job hingeschmissen und gesagt, dass er nicht arbeiten gehen müsse, nur weil ich ihm das vorschreiben will. Das war das, was er immer sagte, aber dieses Mal war es anders.«
    »Warum?« Ich versuchte, meine Stimme normal klingen zu lassen. Wenn sie wüsste, wie schwer ich verletzt war, würde sie gehen und die Polizei rufen. Es tat so weh. Es schmerzte so sehr, als würde das Leben durch die Haut aus mir heraussickern. Ich schaute nicht an mir hinunter, weil ich wusste, es wäre eine einzige blutige Schweinerei.
    »Weil ich bei dir war. Zuvor wusste ich nur, wie es war, seine Tochter zu sein, Tag um Tag zu leben und darauf zu warten, dass der jeweilige Tag zu Ende geht. Aber jetzt wusste ich, wie es war, wenn jemand mit mir redete, sich um mich kümmerte…bei mir war…und…«
    »Dich liebte?« Die Worte kamen keuchend heraus, und aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie die Zeiger meiner Uhr vorrückten. 23 : 59 Uhr. Ich hatte es an diesem Morgen

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