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Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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ein übler, übler Kerl er ist. Nie hat André mich gefragt, ob ich was mit ihm unternehmen will. Trotzdem muss ich unaufhörlich daran denken, was es für ein irres Gefühl war, als er auf der Toilette in dem Klub seine Lippen auf meinen Hals gedrückt hat. Es war ein geheimnisvoller, beglückender Moment. »PJ? Was ist los?«
    PJ blickt starr geradeaus, auf irgendjemanden, der sich gerade von der kleinen Menschentraube entfernt, die der Band gelauscht hat. Die Musiker haben ihr Set beendet und die Leute applaudieren und unterhalten sich wieder miteinander. »PJ?«
    Ganz plötzlich wendet PJ sich mir mit panischer Miene zu. »Ähm, Zack, küss mich. Hier und jetzt!«
    »Äh, PJ - äh, was -«
    Sie schlingt geschmeidig ihre Arme um mich und rutscht näher an mich heran. Binnen weniger Sekunden küsst sie mich mit so viel Leidenschaft und Verlangen, dass ich fast denke, sie verwechselt da etwas, das bei ihr eigentlich zu Jay und bei mir zu André gehört. Oder sie hat eine multiple Persönlichkeit und verwandelt sich hier gerade direkt vor mir in eine andere Person. Keine Ahnung, was von beidem.
    »Oh Gott, Zack«, sagt sie, als sie ihren Mund von meinem löst und wieder ins reale Leben zurückkehrt. »Ich habe gedacht - ich habe gerade gedacht, ich hätte ein Gespenst gesehen.«
    »Und von wem, wenn ich fragen darf?«, sage ich und wische wir mit dem Jackenärmel über die Lippen. »Was um Himmels willen war denn das eben?« Ich blicke in ihre großen blauen Augen. Sie kommt mir nicht davon, ehe sie mir nicht zumindest ansatzweise erklärt hat, was sie damit eben bezweckt hat. »PJ?« Aber sie antwortet nicht.
    »Zack?«, sagt da jemand, der gerade mit einem Grüppchen auf uns zukommt. »Was ist hier los?«
    Vor uns steht schwitzend, umringt von ein paar Leuten in ähnlichen Outfits (vielleicht Kostümen?) genau der Mensch, an den ich schon den ganzen Tag gedacht habe: André.
    »Hallihallo!«, sage ich, weil ich aus irgendeinem Grund denke, dass Fröhlichkeit die beste Emotion ist, mit der ich mich verstellen kann. »Schön, dich zu sehen! Tolles Outfit!«
    Ich schnappe mir PJs kalte Hand und ziehe sie von der Bank weg. »PJ, Schatz, haben wir nicht einen, ähm, wichtigen Termin? Ciao!« Mit diesen Worten rennen wir zur Pont Neuf. Obwohl wir beide keuchen, halten wir nicht an, ehe wir nicht wieder auf der anderen Seite der Seine angelangt sind.
    Am nächsten Morgen gehe ich ins Computerlabor der Schule, um in mein Postfach zu schauen. Die Einzigen, die mir je einen Brief oder eine Karte schreiben, sind meine Großeltern in Knoxville, wahrscheinlich weil sie nichts Besseres zu tun haben.
    Da liegt etwas im Fach - anscheinend irgendein Flyer. Ich falte das pinke Blatt Papier auseinander und lasse es entsetzt fallen, als ich sehe, was jemand mit schwarzem Filzstift darauf geschrieben hat:
    »STIRB, SCHWUCHTEL.«
    In dieser Nacht kann ich nicht schlafen. Ich wälze mich im Bett umher und stehe mehrmals auf, um aufs Klo zu gehen, während mir unaufhörlich die Frage durch den Kopf geht, ob mir PJs seltsamer Kuss im Park für immer meine Chancen bei André vermasselt hat. Ich war so hoffnungsfroh, dass er der Richtige sein könnte. Ich drehe mich im Bett um und stelle mir nun eine ganz andere Frage, nämlich wer mir diesen schrecklichen pinken Brief ins Postfach gelegt hat. Wer aus dem Programm ist so offen homophob? Das führt mich gedanklich geradewegs zurück zu André, denn André ist das perfekte Gegenmittel. Bei ihm fühlt sich Schwulsein wie eine einzige Party an. Ich könnte es nicht ertragen, nicht eingeladen zu sein.
    Am nächsten Tag beschließe ich, ihn in der Mittagspause anzurufen und mich zu entschuldigen. Das ist meine einzige Chance, alles wieder in Ordnung zu bringen.
    »Hey, André, es tut mir so leid, was neulich passiert ist. Das war meine Freundin PJ, die, über die Olivia und ich manchmal sprechen ... Sie ist im Moment echt etwas wirr in la tete. Sie hat mich, glaube ich, nur geküsst, weil sie jemanden gesehen hat, den sie kannte, und sie wollte nicht, dass er sie bemerkt, verstehst du?«
    »Klar, schon okay«, entgegnet André. »Ich freue mich, dass du anrufst, Zack. Ich wollte dich sowieso fragen, ob du nicht mit mir zusammen Turnschuhe kaufen gehen willst. Die, die du neulich mal getragen hast, haben mir so gut gefallen, und ich glaube, du hast sie irgendwo hier gekauft, oder?«
    Also treffe ich André am Fuß des Aufzugs im Forum von Les Halles. Les Halles war früher mal ein riesiger

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