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Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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Lebensmittelmarkt, aber jetzt ist es nur noch eine Art großes Einkaufszentrum mit Grünanlage. Hier hängen immer ziemlich viele französische Kinder ab. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal den ganzen weiten Weg von Tennessee hierherkomme, um mich dann in Einkaufszentren aufzuhalten, aber was soll ein Junge schon tun, wenn seine wahre Liebe unbedingt in einer Shoppingmall einkaufen will?
    André küsst mich zur Begrüßung und zeigt mir eine neue Stoff-Tragetasche, die er sich gekauft hat: eine Männerhandtasche mit einem Siebdruck des Eiffelturms. »Süß, nicht?«
    Die Tasche ist viel femininer als alles, was ich je kaufen würde, aber irgendwie auch ganz witzig. »Ja, die ist toll«, sage ich. Die Worte auf dem pinken Zettel kommen mir wieder in den Sinn. Das ist genau das, was Schwuchteln so tun, denke ich entsetzt. Sie kaufen sich Taschen und präsentieren sie sich gegenseitig. Mir dreht sich fast der Magen um, und ich wünschte, ich müsste nicht mehr dauernd an diese Nachricht denken.
    »BHV. Unglaublich, oder?«, sagt André. Ich versuche, einen leichten Schock vorzutäuschen. Seit wann shoppt André denn bei BHV? »Ich weiß, ich weiß«, fährt er fort. »Ich war nur drin, um mir einen Ventilator zu kaufen, aber dann musste ich aufs Klo, und natürlich ist die einzige Toilette ganz oben in der Schwangerensta...«
    »Du meinst, in der Umstandsmoden-Abteilung?«
    »Genau, genau. Während ich mir also den Weg durch Millionen von Kinderwägen und alten Frauen mit dicken Bäuchen bahne, sehe ich diese ganzen Taschen und Kissen mit dem Eiffelturm drauf und da musste ich einfach zuschlagen und mir das kaufen. Das Kissen habe ich auf mein Bett gelegt. Sieht übrigens ziemlich gut aus. Du solltest mal zu mir kommen und es dir ansehen.«
    Ich schaue von einem knallpinken Kleid in der Auslage eines trashigen Ladens zu André hinüber und wieder zurück zum Kleid. Hat er mich wirklich gerade, so kurz nachdem er mich mitten in einem Pariser Park mit einem Mädchen hat rumknutschen sehen, zu sich eingeladen?
    »André, macht es dir denn gar nichts aus, dass du mich dabei beobachtet hast, wie ich eine Freundin küsse? Ich meine, es ist total schön, dass du da so gelassen bist, aber ich würde mich ehrlich gesagt viel besser fühlen, wenn du mir deswegen die Hölle heiß machen würdest.«
    »Nein, das macht mir überhaupt nichts aus«, entgegnet er. Wieder fällt mir auf, wie er dieselben Worte, die ich benutze, ganz vornehm ausspricht, sodass sie völlig anders klingen, überhaupt nichts klingt wie über'aup nichts. »Du bist eben ganz schön frech und ausgefuchst.«
    »Na ja, wir haben uns nun schon ein paar Mal getroffen. Wenn ich dich dabei erwischen würde, wie du im Park eine Frau küsst, wäre ich ganz schön aufgebracht.«
    »Ach so, denkst du etwa, wir sind jetzt ein Paar, oder was? Wir beide würden ein hübsches Bild abgeben, nicht?« André sieht mich an, streckt mir die Zunge heraus und lacht. Sein Tonfall ist noch immer leicht, und er schaut weiter in die Schaufenster, während wir uns durch eine Schülerschar nach Unterrichtsschluss einen Weg zu dem Laden hinüber bahnen, in dem ich meine grün-orangefarbenen Turnschuhe erstanden habe. Allerdings kann ich sehen, dass seine Stirn nicht ganz so entspannt ist, wie er wohl gern wirken würde, während er mit einem Freund Schuhe einkaufen geht.
    »Okay, André, fein. Ich hab schon verstanden, keine Angst.« Ich bemühe mich, so zu tun, als wäre das keine große Sache. »Aber weißt du, es würde dir doch kein Zacken aus der Krone brechen, höflich zu sein. Kein anderer Typ, mit dem ich je zusammen war, war so bindungsscheu wie du!«
    »Was bist du denn so ernst«, sagt er und setzt ein künstliches Schmollen auf. »Oder ist das was Amerikanisches?«
    »Was denn?«
    »Na, du weiß schon, zu glauben, dass alles immer wie im Märchen endet, mitsamt Hund und Eigenheim? So ist Paris aber nicht, weißt du. Ich bin nicht so.«
    Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll. Wenn ich versuchen würde, zu erklären, was ich meine, würde das nur ganz falsch klingen. Da bin ich mir sicher. Aber ich kann es auch nicht ertragen, dass André mich ansieht, als wäre ich ein dämlicher, liebeskranker kleiner Junge, der denkt, dass er schon nach ein paar Küssen quasi verlobt ist.
    Hatte es denn nicht dieselbe Wirkung auf ihn wie auf mich, als er mich geküsst hat? Dieses Je-mehr-du-es-tust-desto-mehr-willst-du-es-Gefühl? Wie kann er das denn nicht auch gespürt

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