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Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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schniefend. »Sie macht nicht, dass Daddy zurückkommt.«
    »Was? Was meinst du denn damit?«
    In diesem Moment taucht Albert aus seinem Zimmer auf und geht mit kleinen, scheuen Schritten in seinen dunkelbraunen Schulschuhen zu uns herüber. »Maman kann nicht machen, dass er zurückkommt, Emeline. Er will nicht.« Er spricht auf Französisch mit seiner Schwester, aber ich kann ihn verstehen.
    »Ist das der Grund, warum du das Tuch deiner Mom zerschnitten hast?«, frage ich Emeline. »Weil du wütend warst, dass dein Dad nicht hier ist?«
    Emeline schlingt die Arme um meinen Hals und nickt an meiner Brust. »Oh, Emeline«, sage ich, und auf einmal fühle ich mich so müde, traurig und so unglaublich gebraucht. »Es gibt ja noch andere Tücher«, sage ich zu Emeline. »Deine Mom wird dir verzeihen. Wie alle guten Mütter.« Gegen meinen Willen muss ich schmunzeln. »Sie ist jetzt im Moment sauer, aber das hält nicht lange an. Du wirst schon sehen.«
    Ja, ich bin mir sicher, dass es noch viele schöne Tücher in Mme Sanxays Leben geben wird. Aber, fährt es mir durch den Sinn, während ich Emelines Hände von meinem Hals löse, es wird wahrscheinlich nicht mehr Dads in Emelines Leben geben. Ich wünschte, ich wüsste nicht so gut, wovon ich rede.
    Ich gehe mit den Kindern wieder zum Jardin du Luxembourg, wo sie auf dem Klettergerüst spielen können. Währenddessen setze ich mich auf eine Bank, hebe Charles aus dem Kinderwagen und halte ihn in den Armen. Er hat gerade gebadet und riecht frisch und nach Babypuder. Dann tue ich etwas, das ich noch nie getan habe: Ich nehme seinen kleinen Rumpf in meine Hände, wobei ich mich wundere, wie klein sein schmächtiger Babykörper ist, und hebe ihn hoch über meinen Kopf. Dann schneide ich ihm alberne Fratzen, so wie Mütter das immer in Filmen machen. Charles kann gar nicht genug davon kriegen. Weit öffnet er seinen winzigen, zahnlosen Mund und stößt ein lautes Glucksen aus, das seinen ganzen Körper schüttelt. Ich wiederhole es wieder und wieder, bis ich ebenso lache wie er.
    »Bist du dir auch ganz sicher, dass du nicht die Mutter bist?«
    »Hallo, Denny.« Ich weiß, dass er es ist, bevor ich mich umgedreht habe. »Wie geht's dir?«
    Was ich jedoch nicht erwartet habe, ist, dass Denny mit zwei Dutzend pinker Tulpen vor mir steht, die er mir mit einer ausladenden Geste überreicht. »Solltest du mal Kinder haben, wirst du eine wundervolle Mutter«, begrüßt er mich. »Wie geht es dir an einem so bezaubernden Tag?«
    Ich setze mir Charles wieder auf den Schoß und muss angesichts der Tulpen unwillkürlich lächeln. »Sind die für mich?«
    »Ich wusste, dass du hier sein würdest«, erklärt Denny. »Also habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und dir ein paar Blumen gekauft. Ich hatte das Gefühl, es könnten deine Lieblingsblumen sein. Habe ich recht?«
    »Das sind nicht meine Lieblingsblumen«, sage ich leicht aufgebracht, weil er denkt, er könnte meine Lieblingsblumen so einfach erraten. »Aber sie sind trotzdem wunderschön. Vielen Dank.« Ich räuspere mich. »Wofür sind die denn?«
    »Ich wollte dich bitten, mit mir zum Essen zu gehen.«
    »Tut mir leid, Denny, aber ich bin nicht interessiert. Ich dachte, das hätte ich mittlerweile klargestellt.« Dennys Süßigkeiten neulich haben mir gezeigt, dass er eigentlich gar nicht so unheimlich ist, sondern einfach nur übermäßig amoureux. Da steckt schon ein Quäntchen Verzweiflung dahinter. Und diese Hose! Er trägt sie immer noch!
    »Alex, regarde-moi!«, ruft Emeline oben auf der Rutsche, die sie gerade hinunterrutschen will. Ich schaue zu ihr hinüber und beobachte, wie sie halb hinunterrutscht, ehe ihr dicker Po stecken bleibt und sie an Schwung verliert. Trotzdem zeige ich mit dem Daumen nach oben.
    »Kennen französische Kinder das Daumen-hoch-Zeichen?«, frage ich Denny träge.
    »Das Zeichen versteht man auf der ganzen Welt«, beteuert er mir.
    »Emeline«, rufe ich. »Où est ton frère ?« Irgendwie kann ich Albert nirgends sehen.
    »Je ne sais pas«, sagt sie. Sie klettert die Leiter hoch, um noch einmal hinunterzurutschen.
    »Albert?«, rufe ich, während ich den Blick überall auf dem Spielplatz hin- und herhuschen lasse. »Albert!« Aber ich kann ihn nach wie vor nirgends sehen. Wo ist er bloß hingegangen?
    »Halt mal«, sage ich zu Denny und drücke ihm Charles in die Arme. Zum Glück lässt er das Baby nicht fallen. Ich jogge in meinen hohen Stiefeln herum und halte rings um den Spielplatz

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