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Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans - 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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sich als richtig erweisen.«
    Mme Cuchon steht auf, geht um ihren Schreibtisch herum, setzt sich vorne auf die Kante und schaut mich lange an. »Wer hat dir das erzählt?«
    »Ich weiß es einfach, okay? Aber sonst keiner. Also lassen Sie mich mein Projekt machen und das Jahr bestehen. Ich werde nichts verraten. Glauben Sie mir, ich möchte das auch gar nicht. Ich liebe diese Schule.« Das ist wahr. Ich hatte hier eine wundervolle Zeit. Und ich habe in dem amerikanischen Auslandsstudienprogramm die besten Freunde meines Lebens gewonnen. Ich möchte Mme Cuchon nicht schaden.
    Mme Cuchon lässt ihren Atem mit einem leisen Geräusch entweichen. Sie sieht mich an, dann schließt sie die Augen. »Also gut, Olivia. Tu, was du nicht lassen kannst.«
    »Echt?«, frage ich, etwas schrill. »Und ich kann es am letzten Schultag abgeben?«
    »Sorg nur dafür, dass es wirklich gut wird«, sagt Mme Cuchon und hält mir die Tür auf. »Und ich meine damit: parfait.«
    »Es wird die beste Arbeit, die Sie je gelesen haben!«, sage ich. Ich habe das Gefühl, in der Luft eine Pirouette drehen zu können, aber ich bleibe mit beiden Beinen auf dem Boden. »Ihre Entscheidung war richtig. Vielen Dank!«
    Auf dem Weg zurück in den Unterricht denke ich, dass es schon seltsam ist, was sich als gutes Geheimnis erweist und welche Geheimnisse so schlimm sind, dass man sie wirklich nicht für sich behalten sollte.

24 • ZACK
    Ich wünschte, du wärst hier
    Paris im Frühling ist wirklich so umwerfend, wie alle immer behaupten. Überall sitzen Leute draußen in Cafés, bunte Blumen wachsen auf jedem noch so erdenklich kleinen Fleckchen Erde, und die Atmosphäre in der Stadt ist so leicht und romantisch wie ein Glas vin blanc.
    An einem Samstagnachmittag Ende April treffe ich Alex im Garten hinter dem Musée Rodin. Es ist das erste Mal, dass wir uns nur zu zweit verabredet haben, seit wir wieder miteinander reden. Keiner von uns beiden hat wirklich Lust, hineinzugehen, um die Skulpturen anzusehen. Draußen ist es so schön warm, dass man irrtümlich meinen könnte, es wäre schon Sommer. Wir breiten meinen alten Pashmina-Schal im Gras aus und teilen uns ein bisschen Couscous, das ich auf der Rue Cler gekauft habe. Ich habe nur eine Plastikgabel, sodass Alex und ich abwechselnd essen müssen.
    Im vergangenen Schulhalbjahr haben Alex und ich Millionen Male solche Picknicks veranstaltet - wir haben uns Baguettes, Croissants, Sandwiches, Suppen in Pappbehältern und Schokoriegel miteinander geteilt. Aber ich fühle mich noch immer etwas unsicher und wackelig, was ihre Freundschaft zu mir angeht, nachdem wir so lange nichts mehr miteinander zu tun gehabt haben.
    Alex streckt sich halb auf dem Pashmina und halb im Gras aus und legt ihren Kopf auf ihre Tragetasche. Dann klopft sie neben sich auf den Boden. »Komm. Lass uns ein bisschen schlafen.«
    Ich folge ihrem Beispiel, fühle mich aber nicht sofort so wohl, wie es früher der Fall gewesen wäre. Noch immer spüre ich eine gewisse Distanz zu ihr.
    Alex' Augen hinter der Sonnenbrille sind geschlossen.
    »Seit wann bist du so zenmäßig geworden, Alex?«
    »Hmmm«, antwortet sie. »Wahrscheinlich ungefähr seit dem Zeitpunkt, als ich Alberts Pipi aus meinem Lieblingskleid ausgewaschen habe - und zwar von Hand.«
    »Vielleicht liegt es auch an deiner jungen Liebe«, bemerke ich.
    »Liebe?«, fragt Alex. »Also, von Liebe habe ich keine Ahnung. Ich versuche, jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt. Was Denny angeht und auch alles andere.«
    »Du bist also gar nicht mehr so hinterher, dir einen Freund zu angeln?«
    »Ich denke, in diesem Frühjahr ist es super angesagt, unabhängig zu bleiben«, entgegnet Alex. »Außerdem ist es nur noch ungefähr ein Jahr bis zum College. Danach werden alle unbedingt heiraten und Kinder bekommen wollen. Ich glaube, ich werde versuchen, meine Jugend zu genießen, solange ich noch kann.«
    »Aber du magst ihn, hm?«, frage ich.
    Alex bricht in ziemlich un-zen-haftes Gekicher aus. »Ja. Und wie! Obwohl er Franzose ist. Aber er ist ein echt süßer Franzose! Habe ich dir schon den Armreif gezeigt, den er mir geschenkt hat?« Sie hält ihren Arm hoch. Das Gold glitzert in der Sonne.
    »Nur ungefähr schon tausend Mal.«
    Ich hätte mir ja gleich denken können, dass Alex Nguyen niemals einen Pakt aufgibt! Sie hat ganz eindeutig einen Freund, genau so, wie sie es sich vor vielen Monaten, als wir uns miteinander angefreundet haben, vorgenommen hat - auch wenn sie das vor sich

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