Beautiful Americans 03 - Leben á la carte
Gesicht an meinen Mantel geschmiegt. Vorsichtig versuche ich, ein Glas zu finden, das ich auswaschen kann, um Wasser daraus zu trinken. Ich habe das Gefühl, erst wieder klar denken zu können, wenn ich diesen furchtbaren Durst gelöscht habe. Ich greife in die Spüle und ertaste fast ganz unten in der Abwaschbrühe ein zerbrochenes Glas. Als ich mich schneide, schmerzt es erst von dem Schnitt in meiner Haut und dann von dem Abwaschwasser, das in die Wunde sickert.
»Autsch«, fluche ich und stecke mir den blutenden Finger in den Mund. Zuerst schmeckt es nach Seife und Fett, dann metallisch nach Blut, was mich an die sommerlichen Mückenstiche in Vermont erinnert.
»So, jetzt seid brave Kinder und steckt alle Windeln, die ihr finden könnt, in diese Tüte«, weist Zack die älteren beiden Sanxay-Kinder im Wohnzimmer an. »Und stapelt die Zeitschriften und Zeitungen übereinander. Und sorgt dafür, dass alle eure Spielsachen in eure Kinderzimmer kommen. Ich werde mich währenddessen in der Küche an die Arbeit machen.«
Zacks Stimme klingt forciert und übertrieben munter, es schwingt darin die künstliche optimistische Gewissheit mit, dass alles gut wird. So als handle es sich nur um eine kleine, vorübergehende Krise. Als könnten wir nach einer wilden Party und nach anscheinend wochenlanger Verwahrlosung der Wohnung aufräumen, und dann ginge es uns allen wieder gut.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich nach Südkalifornien zurückkann«, bemerkt Olivia unvermittelt, während sie auf einen weiteren verregneten Frühlingsvormittag hinausstarrt. Sie hat das so gesagt, als wären wir mitten in einem Gespräch, dabei haben wir die ganze Zeit über nicht geredet. »Dort ist durchgehend eitel Sonnenschein, immer. Aber manchmal ist das Leben nicht sonnig. Manchmal ist es einfach nur zum Kotzen.«
»Kannst du mal kurz Charles nehmen?«, erwidere ich. »Ich muss mir mal ein Pflaster besorgen.« Im Bad säubere ich die Wunde und wasche das Blut in kleinen rosafarbenen Wirbeln den Ausguss hinunter.
»Das ist wahrscheinlich Sara-Louise!«, ruft Zack kurz darauf, als es an der Tür klingelt. Er hat noch immer denselben Tonfall, diese cheerleaderhafte Resolutheit. »Sie war gestern Nacht so stockbesoffen, dass sie ihre Geldbörse und ihren Schlüssel hier vergessen hat.«
Ich gebe ihm keine Antwort aus dem Bad und auch Olivia erwidert nichts aus der Küche.
Ich halte den Atem an. Ob die Kids aus dem Lycée den restlichen Nachmittag das Apartment wieder in Beschlag nehmen und ich hier drinnenbleiben und warten muss, bis sie weg sind?
»Na, die sind aber schön!«, ruft Zack aus der Eingangsdiele. Albert und Emeline kreischen auf und ich höre, wie Olivia mit Charles in den Flur kommt, um zu sehen, was Zack da hat.
Als ich aus dem Badezimmer trete, entdecke ich, dass Zack zwei Dutzend rosafarbener Rosen in der Hand hält, die so wunderbar duften, dass mir fast schummrig wird. Mein Herz macht einen Hüpfer. Irgendwo da draußen hat Jay beschlossen, mir noch eine Chance zu geben. Er schickt mir eine Botschaft, dass er mir auf jeden Fall helfen wird, komme, was da wolle.
» Verdammt , Ladys, schaut euch die nur mal an!«, sagt Zack. »Die sind für Alex!«
»Alex?«, fragt ihn Olivia ungläubig. Sie wirkt tief enttäuscht. Vielleicht hat sie ja damit gerechnet, dass die von Thomas sind, als Entschuldigung dafür, dass er gestern Nacht vor seiner Mom nicht wirklich zu ihr gehalten hat. »Hat Alex einen Freund, von dem wir nichts wissen?«
»So schöne Rosen müssen von C.A.B. kommen«, sagt Zack. »Ich meine, hallo? Wer sonst könnte sich eine Zustellung am Ostersonntag leisten?«
Er zieht die Karte aus dem Umschlag und liest sie. Nach einem kurzen Zusammenzucken, als er offenbar den Namen gefunden hat, steckt Zack die Karte kopfschüttelnd wieder in den Umschlag zurück.
»Ups. Die sind gar nicht von C.A.B., sondern von einem Typen.« Er saugt die Wangen ein und zieht die Augenbrauen hoch, um die Kinder zum Lachen zu bringen, und tatsächlich kichern sie verzückt. »Alex a un petit ami qui s'appelle Denis, apparemment! Warum hast du mir das denn gar nicht erzählt?« Er stützt die Hände in die Hüften. »Auch wenn wir nicht miteinander gesprochen haben. Solche Dinge muss ich doch wissen!« Zack beugt sich so nahe zu Emeline hinunter, dass sie an den Rosen riechen kann. Sie ist wie gebannt.
»Denis?« Ich beobachte die Szene, als wäre sie ganz entrückt. Ich nehme Zack den Umschlag aus der Hand und versuche, die
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