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Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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uns so sehr, dass es dir jetzt endlich besser geht. Okay?«
    Ich warte, bis sie nickt.
    »Gut. Wie läuft's bei dir im Test?«
    »Ach, ganz okay«, sagt PJ, während sie mit den Spitzen ihrer durchscheinenden blonden Haare spielt. Alle anderen Schüler aus dem Lycée beobachten sie, weil es noch immer etwas ungewohnt ist, sie wieder in unserer Mitte zu haben. »Wie steht's mit dir?«
    Ich verdrehe seufzend die Augen. »Ich glaube, ich hab die Schule dieses Jahr echt gründlich vermasselt. Ich verdiene es gar nicht, gut im Test abzuschneiden. Geschieht mir nur recht.«
    »Warum sagst du das?«
    »Ich bin das reinste Wrack«, erkläre ich. »Ich habe ja auch erst, na ja, so letztes Wochenende, angefangen, auf den Test zu lernen.«
    »Livvy, du bist doch kein Wrack. Vertrau mir.« PJ stößt ein leises, zurückhaltendes Lachen aus. Es ist das erste Mal seit ihrem Verschwinden, dass ich sie lächeln sehe, wenn ich mich recht entsinne. »Ich kann das beurteilen. Denk nur dran, wie sehr ich neben mir stand, als du zu dem Friseursalon gekommen bist und mir dabei helfen musstest, dass das Mädchen mir nicht die Haare abschneidet.«
    Ich lache. »Deine Haare abzuschneiden wäre wirklich ein Verbrechen.«
    »Na ja, aber du hast mich da in einem verrückten Augenblick erwischt, und du hast dann nicht nur alles in Ordnung gebracht, sondern auch nichts von mir verlangt. So jemanden wie dich findet man nur selten, Livvy.«
    Ich bin sprachlos. Diese Seite kenne ich gar nicht an PJ: so gesprächig, besonnen, Nähe suchend.
    »Danke, PJ«, sage ich. Wir kehren in unsere jeweiligen salles zurück, um den Test zu beenden. Während ich mich mehr schlecht als recht durch den Leseteil arbeite, dämmert mir, dass PJ noch immer einige Geheimnisse bewahrt, damit das Lycée das Gesicht wahren kann und sie endlich bekommt, was sie will: in Paris bleiben zu können.
    Wenn sie das kann, geht es mir durch den Kopf, was hindert dann eigentlich mich daran, dasselbe zu tun? Ich kann dafür sorgen, dass das Lycée ein paar Geheimnisse weiter bewahren kann, und dann kann ich ebenfalls in Paris bleiben.
    Zurück in Alex' Unterkunft, schreibe ich meiner Mom eine E-Mail, um endlich auch ein paar meiner Geheimnisse loszuwerden.
    Hey Mommy,
    es gibt da ein paar Dinge, über die wir hoffentlich bald mal sprechen können. Ich muss dir etwas erzählen, das mit einem Jungen aus dem Programm passiert ist... Und ich wollte dir auch sagen, dass ich in Frankreich bleiben und Vollzeit tanzen werde.
    Ich habe dich und Daddy sehr lieb.
    Ruf mich an, wenn Du kannst!
    Livvy
    »Ich möchte gern ein Zusatzprojekt übernehmen, um dafür ein paar Sonderpunkte zu bekommen«, erkläre ich Mme Cuchon bei der erstbesten Gelegenheit, als ich sie mal alleine erwische. »Ich würde gern eine Arbeit über die Underground-Kunstbewegung in Paris schreiben. Ich kann dafür Henri, den Choreografen, und Kiki, unsere begleitende Sängerin, interviewen. Das wird ein Erfahrungsbericht aus erster Hand. Der Aufsatz ist ein wirklich einmaliges Projekt.«
    »Olivia, ich habe dir doch schon gesagt, dass es zu spät ist, um nachzuholen, was du in diesem Schulhalbjahr versäumt hast«, entgegnet Mme Cuchon, ohne auch nur von ihrem Papierberg auf ihrem Schreibtisch aufzusehen. »Du musst dich, wenn du nach San Diego zurückkehrst, in der Sommerschule anmelden. Sonst kannst du nicht wie geplant dein Abschlussjahr anfangen.«
    »Ähm«, sage ich. »Ich glaube, ich sollte mein Abschlussjahr anfangen dürfen, wann immer ich will.« Ich sage bewusst, wann immer, denn ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich mit meiner Zukunft anfangen will, aber inzwischen denke ich nicht mehr, dass es das Lycée etwas angeht oder sie darüber entscheiden können. »Bitte lassen Sie mich das Projekt machen.« Meine Hände schwitzen, aber ich versuche, ihr meine Nervosität und Angst nicht zu zeigen. »Ich weiß, dass Sie über das unangemessene Verhalten von Monsieur Marquet gegenüber jungen Frauen im Bilde waren. Ich weiß auch, dass der Vorstand Sie zum Stillschweigen verurteilt hat, damit kein wohlhabender Spender verprellt wird.«
    Endlich sieht Mme Cuchon doch von ihrem Tisch auf. »Was?«
    »Sie haben mich schon verstanden.« In meinem Körper findet gerade ein Erdbeben statt, aber äußerlich bin ich völlig ruhig. Wenn ich das vermassle, verliere ich wieder meine ganze Kraft. Und das darf nicht passieren. »Sie müssten die Pressekonferenz widerrufen. Die Beschuldigungen gegenüber Monsieur Marquet würden

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