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Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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selbst noch nicht recht zugeben mag.
    * * *
    Als ich nach Hause komme, erzählt mir Romy, dass jemand in meiner Abwesenheit für mich angerufen hätte. »André?«, frage ich sie.
    »Nein, der Junge, der dich besucht hat.« Sie wischt sich die Hände an einem Tuch ab und kramt einen Zettel hervor, auf dem sie die Nummer notiert hat. »Ich habe ihm auch deine Handynummer gegeben. Hat er dich angerufen?«
    »Schon okay«, sage ich, bereits auf dem Weg in mein Zimmer. »Ich hab seine Nummer. Und er hat eigentlich auch meine Handynummer.«
    Ich sammle mich kurz, scrolle dann zu Bobbys Nummer und rufe ihn an. Als Bobby rangeht, wird mir beim Klang seiner Stimme ganz warm. Ich erinnere mich daran, wie einfach es immer war, mit ihm zu sprechen.
    »Hi, Bobby!«, sage ich mit fast mädchenhaft hoher Stimme. Mir ist plötzlich ganz heiß, so als hätte ich Fieber. Ich reiße mein französisches Fenster auf und lehne mich gegen die taillenhohe Brüstung.
    »Zack«, sagt Bobby. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, mir geht's gut.« Ich versuche, nicht zu geräuschvoll in den Hörer zu atmen. Schweres Atmen ist furchtbar eklig. »Was ist los?«
    »Ich bin in Paris.« Aus dem Fenster kann ich sehen, wie zwei Männer ein Stück die Straße hinunter aus der Bäckerei kommen. Sie scheinen eine ganze Truppe versorgen zu wollen, denn sie haben ungefähr fünf Baguettes unter den Armen. Einer von ihnen beugt sich im Vorübergehen zu einem Schaufenster vor, um sich die Preise in der Auslage anzusehen. Der andere klopft ihm auf den Rücken, während er wartet. Das ist keine Geste unter Kumpels, sondern zwei Menschen, die als Paar zusammen sind.
    »Du bist wo?«
    »Ich bin mit meinen Eltern hier«, erklärt Bobby. »Sie sind wegen einer Tagung hergekommen, und sie haben mir den Flug hier runter bezahlt, damit ich sie sehen kann.«
    »Oh wow«, sage ich. »Wie lange bist du denn noch hier?«
    »Nur noch bis morgen früh«, erwidert er. »Ich wollte dich eigentlich erst gar nicht anrufen, aber ich konnte irgendwie nicht wegfahren, ohne mit dir gesprochen zu haben. Würdest du gern einen Happen essen gehen?«
    »Sehr gern. In welchem Hotel wohnst du?«
    Er teilt es mir mit, und fast schon im Auflegen frage ich: »Wie kommt es eigentlich, dass du mich auf der Festnetznummer bei meinen Gasteltern angerufen hast und nicht auf meinem Handy?«
    »Ich wollte dich nicht mitten bei irgendwas stören«, antwortet Bobby. »Ich wusste ja nicht, was du gerade machst.«
    Mitten bei einem Treffen mit André, meint er.
    Ich gehe in die Küche zurück und schnappe mir ein Stück Brot vom Küchenbrett. Romy zerschneidet gerade Knoblauch und gibt die Stückchen in eine Pfanne mit Zitronensaft und Weißwein. In der ganzen Küche riecht es nach Sommer. »Hast du Bobby zurückgerufen?«, fragt sie mich.
    »Ja«, sage ich und sehe sie schief an. Normalerweise fragt sie bei so etwas nicht nach.
    »Ihr seid zusammen?«, fragt sie. »N'est-ce pas?«
    Ich ziehe meine Augenbrauen hoch, ganz plötzlich so verlegen, dass ich am liebsten im Erdboden versinken würde. Ich kaue auf meinem Brot herum und werde knallrot. Romy lächelt mich an, dann wendet sie sich wieder dem Herd zu und gießt Sahne in die Soße.
    Eine Weile starre ich erstaunt auf ihren Rücken. Sie weiß, dass ich schwul bin, geht es mir durch den Kopf. Und es ist ihr vollkommen egal. Sie hat es sich wahrscheinlich schon das ganze Jahr über gedacht!
    Ich lächle zurück, auch wenn sie mich nicht sehen kann. Diese wenigen Worte und ihre direkte Frage machen mir mehr Lust, mich zu outen, als irgendetwas anderes, das jemand je zu mir gesagt hat.
    Unten auf der Straße springe ich in den ersten Bus, der vorbeikommt, und fahre ins 16. Arrondissement, wo alle Botschaften stehen. Bobbys Hotel habe ich schnell gefunden. Bevor ich an der Rezeption darum bitte, ihn in seinem Zimmer anzurufen und ihm auszurichten, dass ich da sei, suche ich mir rasch einen Spiegel, damit ich meine Haare herrichten und überprüfen kann, dass ich nicht ganz verschwitzt oder rot erhitzt bin. Ich will nicht zerzaust und unordentlich aussehen, wenn ich ihn begrüße.
    Mein Magen schlägt Purzelbäume, obwohl ich extra noch mehrere Minuten warte, um mich zu beruhigen. Ich bin echt nervös, ihn wiederzusehen.
    Endlich lasse ich Bobby anrufen und er kommt die Haupttreppe herunter. Er trägt ein dunkles durchgeknöpftes Hemd und eine schmal geschnittene Motorradjacke über einer Jeans. Sein blonder Haarschopf erwischt mich wieder kalt, wie immer,

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