Beautiful Americans 03 - Leben á la carte
ausführen darf.«
»Und? Hast du angenommen?«, frage ich. »Immerhin ist es ein sehr schönes Geschenk.« Alex' Version der Ereignisse hat ein Bild von Denis gezeichnet, das sich irgendwo zwischen einem Schurken und einem Helden bewegt - ein dunkler Prinz sozusagen. Auf sehr untypische Art scheint sie es diesmal für sich zu behalten und mit sich ausmachen zu wollen, wie es mit ihnen weitergeht.
»Ach, Livvy, du klingst ja schon wie ich«, kichert Alex. »Ich habe ihm gesagt, dass ich mit ihm ausgehe - aber nicht wegen des Armbands, sondern aufgrund dessen, wie er PJ und Jay an dem Tag gerettet hat. Und du hättest ihn mal hören sollen, wie er so getan hat, als wäre er ein deutscher Polizist auf der Suche nach einer elsässisch-französischen Mutter, die ihre Kinder unerlaubterweise im Stich gelassen, sich in Baden-Baden verkrochen hat und sich nun weigert, nach Hause zu kommen. Das war echt unvergleichlich!«
»Oh, Alex«, sage ich und wische mir eine spontane Träne aus den Augenwinkeln. »Das ist so süß. Er scheint ein wirklich toller Kerl zu sein.« Ich bin so stolz auf Alex, dass sie es diesmal so langsam und vorsichtig angehen lässt. Sie lässt sich nicht so schnell hinreißen, wie sie es bei George getan hat, und so macht sie jetzt die Erfahrung, dass nicht alles so scheint, wie es wirklich ist, aber diesmal auf eine gute Art und Weise. Denny hat es geschafft, die Polizei in das Apartment der Marquets zu lotsen, und so konnten sie dafür sorgen, dass PJ ab jetzt in Sicherheit ist. Das ist alles, was wirklich zählt.
»Denny ist anders«, sagt Alex und verlagert ihr Gewicht von einem hochhackigen Oxford-Schuh auf den anderen. Für die Pressekonferenz hat sie sich sehr konservativ angezogen, aber natürlich äußerst stilvoll. Wahrscheinlich ist sie davon ausgegangen, sie könnte vielleicht von einem der vielen Journalisten und Reporter befragt werden. In ihrem schwarzen Hemdblusenkleid und ihren schicken Schuhen sieht sie wie eine sehr verlässliche Quelle aus.
Aber keiner der Reporter versucht, Alex zu interviewen. Wir beobachten, wie sich allmählich alle zerstreuen. Das Ganze wirkt fast wie auf einer Beerdigung. Alle tragen die Geschichte zu Grabe und lassen sie in Frieden ruhen.
Ich folge Alex und Zack zur Metro-Station Courcelles, um an diesem Freitagnachmittag nach der Schule gemeinsam mit ihnen nach Cambronne zu fahren; Alex' Gasteltern haben sich einverstanden erklärt, mich aufzunehmen. In ihrem vorderen Büroraum gibt es eine kleine Nische, wo ich schlafen kann. Mme Rouille und ich haben nicht mehr miteinander gesprochen, aber sie hat dem dauerhaften Umzug schriftlich zugestimmt. Thomas und ich haben auch nichts mehr voneinander gehört. Nach allem, was mir dieses Jahr passiert ist, schockt mich das irgendwie am allermeisten.
Mme Sanxay hat sich, vielleicht aus Mitgefühl für PJ - oder möglicherweise auch wegen dem eigens dafür gespendeten hübschen Sümmchen vom Lycée - dazu bereit erklärt, dass PJ zu ihr zieht. Sie ist sogar damit einverstanden, dass PJ Alex' Kindermädchenjob übernimmt, und bezahlt sie den Sommer lang, bis PJ ihre Abschlussklasse im Lycée anfängt.
Ein Stück entfernt entdecken wir auf dem Bahnsteig der weiß gefliesten Station Sara-Louise und Anouk, die sich gerade mit Elena unterhalten. Elena hat die vergangene Osterwoche mit ihrer Familie in Marokko verbracht. Ihre olivfarbene Haut ist von der Reise gebräunt. Alex geht auf sie zu und sagt ihr, dass ihr der neue hellblaue Schal gefällt, mit dem sie ihre glänzend braunen Haare zurückgebunden hat.
»Schick«, meint Alex. »Hast du da auch diese Armreifen her?«
»Ja, sind die nicht süß?«, antwortet Elena. »Marokko war total super. Ihr müsst da unbedingt auch mal hin. Das war mit Abstand das tollste Land, in dem ich je war.«
»Mädchen, du musst die schönste Ferienwoche von uns allen aus dem Programm gehabt haben«, sagt Zack voller Neid. »Auch wenn ich gehört habe, dass Sammy auf Santorin war. Das war bestimmt auch der absolute Traum! In den Fetakäse könnte ich mich reinsetzen. Und dieses Olivenöl? Darin könnte ich glatt baden! Mmmmmm!«
Sara-Louise und Mary kichern.
»Ach, es gibt keinen besseren Ort als Paris«, verteidigt Alex die Stadt. »Außer vielleicht New York. Ich bin froh, dass ich in den Osterferien hiergeblieben bin.«
»Als hättest du die Wahl gehabt!«, zieht Zack sie auf.
Ich drücke Alex kurz fest an mich, um ihr zu zeigen, wie stolz ich auf sie bin.
»Ja, Gott sei
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