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Beautiful Losers

Beautiful Losers

Titel: Beautiful Losers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Cohen
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Das werde ich mir immer wieder einflüstern. Darüber werde ich im Stillen immer wieder lachen. Dies wird meinem Geist zu Diensten sein, bis der Dienst nur noch ein Zauber ist, der um die Welt geht, und der Geist selbst nur noch ein Zauber ist, der um Fleisch umgeht, und das Fleisch nur noch ein Zauber ist, der auf einer Uhr tanzt, und die Zeit selbst der Zauber der Dauer Gottes ist.
    Mein alter Freund, freust du dich nicht? Nur du und Edith, ihr allein wisst, wie lange ich auf diese Weisungen gewartet habe.
    – Verdammt, jetzt bespuckt mich Mary Voolnd.
    – Was?
    – Deine Hand ist ganz schlaff. Fass nach!
    Wie oft muss ich denn erschlagen werden, mein Freund? Das Geheimnis erschließt sich mir wohl doch nicht. Ich bin ein alter Mann, die eine Hand liegt auf dem Brief, die andere steckt in einer saftigen Fotze – und doch gelingt mir keine Erkenntnis. Wenn die Weisungen ein Evangelium wären, würde mir dann die Hand verdorren? Bestimmt nicht. Es geht einfach nicht auf. Ich lüge mir etwas zusammen. Ich werde von Lügen getroffen. Die Wahrheit ist es, die mich stärken soll. Ich bitte dich, mein Liebster, du musst mich interpretieren, du musst den nächsten Schritt machen. Ich verstehe jetzt, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin. Gehet hin, lehrt die Welt, was ich hätte sein können.
    – Fass nach!
    Mary zappelt, die Hand erwacht zum Leben wie jene uralten Farne, die sich in Tiere verwandelten. Ich spüre, wie mich die weichen Ellenbogen ihrer Fotze anstoßen, irgendwo. Ihr Arschloch reibt an der Kante meines Arms, aber nicht rosig wie die Geländerfantasie eben, sondern wie ein Radiergummi, der die letzten Spuren meines Traums entfernt. Nun, so ist es leider, erscheint die profane Nachricht.
    – Fass mich an, bitte, fass. Gleich merken die was.
    Da ist was dran. Nervosität liegt in der Luft der Beschäftigungstherapeutischen Abteilung, nicht mehr das goldene Sonnenlicht. Aber warm und sonnig ist es dennoch. Es stimmt, der Zauber ist mir weggestorben. Den Ärzten fällt ein, dass sie bei der Arbeit sind, sie weigern sich zu gähnen. Eine fette kleine Dame erteilt herzögliche Befehle, armes Ding. Ein Teenager heult, weil er sich wieder in die Hose gemacht hat. Ein ehemaliger Schuldirektor furzt hysterisch und droht uns mit keinem Sportunterricht. Herr des Lebens, ist mein Schmerz nur groß genug?
    – Mach schnell.
    Mary macht sich schwer. Meine Finger berühren etwas. Etwas, das nicht zu Mary gehört. Es ist fremde Materie.
    – Nimm es, zieh es raus. Es ist von unseren Freunden.
    – Gleich.
    Lieber Freund,
    Jetzt fällt es mir wieder ein.
    Ich habe dir das falsche Feuerwerk geschickt, die falsche Packung. In meiner berühmten Seifen- und Kosmetiksammlung fehlt Pickel-Kur. Ich habe Ediths Akne damit geheilt, weißt du. Aber das weißt du natürlich nicht, weil du ja kei nen Grund hast, zu glauben, dass Ediths Haut jemals etwas anderes war, als lieblich zu küssen und zu berühren. Aber als ich sie gefunden habe, war ihre Haut alles andere, als lieblich zu küssen und zu berühren, man konnte sie nicht einmal ansehen. Sie sah schlimm aus. In einem anderen Teil dieses langen Briefs werde ich dir erzählen, wie wir, Edith und ich, die liebenswerte Ehefrau konstruierten, die du entdeckt hast, als sie im Friseursalon des Mount Royal ihre außerordentlichen Maniküren durchführte. Bereite dich schon mal darauf vor.
    Ohne Pickel-Kur ist die Seifensammlung nichts wert, auch wenn sie transparente Stücke beinhaltet, Pimmelpomade und die Gespenster toter Tannen, Zitronen und Sandelhölzer. Damit erzielst du nichts als geschrubbte, duftende Pickel. Es ist eine bedrückende Vorstellung, dass du dich damit begnügen könntest.
    Du hast mir immer widerstanden. Ein Körper hat auf dich gewartet, aber du wolltest ihn nicht haben. Ich sah dich im Geiste mit gigantischen Oberarmen, aber du wolltest davon nichts wissen. Ich sah dich im Geiste mit massivem Brustkorb, mit Trizeps wie Hufeisen, du hattest Masse und klare Form. Wenn wir uns zärtlich umarmten, spürte und tastete ich, wie tief die Arschbacken herabhängen durften. Auf keinen Fall durften sie so tief absacken, dass sie deine Fersen berührten, wenn du in die Hocke gingst, denn wenn das passiert, verliert die Schenkelmuskulatur ihre Spannung, nicht aber der Hintern , was zu knallharten Pobacken führt, eine äußerst eigennützige Entwicklung, die mir keine Freude gemacht hat und die zu deinen Verdauungsschwierigkeiten beiträgt. Ich sah dich schon eingeölt, mit

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