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Beautiful Losers

Beautiful Losers

Titel: Beautiful Losers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Cohen
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Kanonenschläge vorenthalten, die altbewährten Knallfrösche, die Silberfackeln, die sechzehnfach explodierende Himmelsschlacht, die suizidalen japanischen Nachtraketen, die aus Colaflaschen starten. Lass uns wohlwollend notieren, dass ich es aus Wohlwollen tat. Kann sein, dass durch die Explosionen feindliche Kräfte aufmerksam geworden wären. Doch wie kann ich rechtfertigen, dass ich dir den Big Colorful Family Lawn Display vorenthalten habe, ein Sortiment für besonders hörempfindliche Menschen? Ich habe Vesuvius-Glitzerfontänen vor dir versteckt und Kometensternmuscheln und Blumentöpfe mit Griffen und große, geblümte Muscheln und dreieckige Spindeln und Feuerflaggen in patriotischen Farben. Zeige, wie großherzig du bist, mein Liebling, das Wohlwollen gibt zu bedenken, dass ich dir eine häusliche Ausschweifung erspart habe.
    Ich werde dir jetzt reinen Wein einschenken: über Edith, mich, dich, Tekakwitha, die A–––––––––s, das Feuerwerk.
    Ich wollte nicht, dass du in Flammen aufgehst, dass du dich umbringst. Ich wollte aber auch nicht, dass dein Exodus ganz einfach wird. Und zwar, weil ich als Lehrer einen gewissen Stolz habe und weil ich unterschwellig etwas neidisch war, wie ich bereits oben gestanden habe.
    Viel schlimmer ist die Möglichkeit, dass ich mir all das ausgedacht habe, um dich mit regelmäßigen, homöopathisch dosierten Injektionen gegen die alles kaputtmachende Ekstase zu impfen. Der Psalmist wird nicht fett, wenn er sich vom Paradox ernährt, der Ironiker schon.
    Vielleicht hätte ich es auf die Spitze treiben sollen, vielleicht hätte ich dir die Maschinengewehre schicken sollen, die ich unter dem Feuerwerk geschmuggelt habe – eine sauber durchgeführte Aktion. Ich leide unter dem Jungfrauensyndrom: Nichts, was ich tat, war mir rein genug. Ich wusste nie so recht, ob ich Jünger suchte oder Partisanen. Ich war mir nie ganz sicher, ob ich das Parlament bevorzugte oder die Eremitenhütte.
    Ich gestehe, dass ich die Revolution in Québec niemals deutlich vor Augen hatte, selbst damals nicht, als ich in Schande aus dem Parlament geflogen bin. Ich habe mich immer geweigert, den Krieg zu unterstützen, nicht etwa, weil ich französisch war (was ja nicht stimmt), sondern weil ich müde war. Ich wusste, was sie mit den Zigeunern vorhatten, ich hatte schon den Geruch von Zyklon B in der Nase. Aber ich war müde, sehr müde. Eine riesige Jukebox hat ein Schlummerlied gespielt. Das Lied war ein paar tausend Jahre alt, wir schlossen die Augen und tanzten dazu. Es war das Lied der Geschichte, wir liebten es, die Juden liebten es, und die Nazis auch. Wir liebten es, weil wir es selbst erfunden hatten, weil wir wie Thukydides wussten, dass nichts in der Welt wichtiger war als das, was wir gerade erlebten. Das Lied der Geschichte hat uns immer gute Laune gemacht, wir haben es immer wieder von vorn abgespielt, bis tief in die Nacht. Wenn unsere Onkels ins Bett gingen, lächelten wir, wir waren froh, dass wir sie los waren, sie wussten nämlich nicht, wie man zu unserem Lied tanzt. Und das, obwohl sie alte Zeitungsartikel aufbewahrten und immer so angaben. Gute Nacht, ihr alten Angeber. Jemand machte sich am Rheostat zu schaffen, wir tanzten in eigener, fester Umarmung, wir atmeten den Duft der Haare, wir stießen im Genitalbereich aneinander. Das Lied der Geschichte war unser Lied, die Geschichte hatte uns ausgewählt, die Geschichte voranzutreiben. Wir gaben uns hin, ließen uns schmeicheln von den Ereignissen.
    Perfekte, schläfrige Bataillone schlichen durch die Nacht, bei Mondschein, sein Wille geschehe. Schläfrig nahmen wir die Seifenstücke und warteten, bis die Duschen angestellt wurden.
    Lass nur, es ist gar nichts, ich bin zu tief in die alte Sprache gerutscht. Es ist eine Falle, in die ich nicht treten will.
    Ich war müde. Das Unvermeidliche hing mir zum Hals heraus. Ich versuchte, mich aus der Geschichte zu schleichen. Lass nur, es ist gar nichts. Sag einfach, dass du müde warst. Ich sagte nein.
    – Verlassen Sie sofort das Parlament!
    – Froschfresser!
    – Man kann Ihnen nicht vertrauen!
    – Gebt ihm einen toten Posten!
    Schweren Herzens machte ich mich davon. Die roten Stühle im Parlament hatten mir so gut gefallen. Ich liebte es, unter dem Denkmal zu ficken. Ich bin in der Nationalbibliothek gekommen. Weil ich zu schmutzig war für eine unbescholtene Zukunft, weinte ich alte Jackpots.
    Und jetzt die fette Beichte. Ich liebe den Zauber der Waffen. Ich habe sie

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