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Bedenke Phlebas

Bedenke Phlebas

Titel: Bedenke Phlebas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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müssen.
    »Horza… ich habe mir Gedanken gemacht«, sagte
Yalson.
    »Über was?«
    »Wieviel Strahlung haben wir alle in letzter Zeit
abbekommen?«
    »Nicht viel.« Horza überprüfte den kleinen
Schirm im Innern seines Helms. Das Strahlungsniveau war nicht hoch;
der Granit um sie gab ein bißchen Strahlung ab, aber selbst
ohne Anzüge wären sie nicht in ernsthafter Gefahr gewesen.
»Warum?«
    »Nichts.« Yalson zuckte die Achseln. »Ich dachte
nur, bei all diesen Reaktoren und diesem Granit und dieser Explosion,
als die Bombe hochging, die du auf der CAT durch das Vakrohr
ausgestoßen hast… nun, da dachte ich, wir könnten
eine Dosis erwischt haben. Dazu sind wir auf dem Megaschiff gewesen,
als Lamm versuchte, es zu sprengen. Aber wenn du sagst, wir sind
okay, dann sind wir okay.«
    »Falls nicht jemand besonders empfindlich dagegen ist,
brauchen wir uns keine großen Sorgen deshalb zu
machen.«
    Yalson nickte.
    Horza überlegte, ob es vorteilhaft wäre, sich
aufzuteilen. Sollten sie alle zusammen gehen, oder sollte je eine
Gruppe einen der beiden Fußgängertunnel benutzen, die die
Hauptlinie und die Transitröhre begleiteten? Sie könnten
sich sogar noch weiter aufteilen und durch jeden der sechs Tunnel,
die von Bahnhof zu Bahnhof führten, einen schicken. Nein, das
ging zu weit, aber es zeigte, wie viele Möglichkeiten es gab.
Aufgeteilt mochten sie bei einem Flankenangriff besser plaziert sein,
als wenn sie in einer geschlossenen Gruppe auf die Idiraner trafen,
obwohl sie im ersten Augenblick nicht die gleiche Feuerkraft
hätten. Ihre Chancen, das Gehirn zu finden, würden sich
nicht verbessern, sofern der Massen-Sensor richtig funktionierte,
aber die Wahrscheinlichkeit, daß sie vorher in die Idiraner
hineinstolperten, würde steigen. Der Gedanke, in dem einen
Tunnel zusammenzubleiben, rief jedoch in Horza ein Gefühl der
Klaustrophobie hervor. Eine einzige Granate konnte sie
auslöschen, ein einziger Feuerstoß aus einem schweren
Laser sie alle töten oder kampfunfähig machen.
    Es war, als sei ihm bei einem Semesterabschluß-Examen auf
der Militär-Akademie von Heibohre ein kniffliges, aber
unwahrscheinliches Problem zur Lösung vorgelegt worden.
    Er konnte sich nicht einmal entscheiden, welchen Weg sie
einschlagen sollten. Bei der Durchsuchung des Bahnhofs hatte Yalson
Spuren in der dünnen Staubschicht auf dem Boden des
Fußgängertunnels bemerkt, der zu Bahnhof Fünf
führte. Das ließ vermuten, daß die Idiraner diesen
Weg genommen hatten. Aber sollten sie ihnen folgen, oder sollten sie
in die entgegengesetzte Richtung gehen? Wenn sie ihnen folgten und er
die Idiraner nicht überzeugen konnte, daß er auf ihrer
Seite stand, würden sie kämpfen müssen.
    Aber wenn sie in die entgegengesetzte Richtung gingen und in
Bahnhof Eins den Strom einschalteten, versorgten sie auch die
Idiraner mit Energie. Es gab keine Möglichkeit, die Energie auf
einen Teil des Kommando-Systems zu beschränken. Jeder Bahnhof
konnte seinen Gleisabschnitt von der Versorgungsschleife
abschließen, aber die Stromleitungen waren so gelegt, daß
es einem einzelnen Verräter – oder Dummkopf –
unmöglich war, das ganze System abzuschalten. Also könnten
die Idiraner dann ebenfalls die Transitröhren, die Züge
selbst und die Reparaturwerkstätten benutzen… Da war es
besser, er fand sie und versuchte, mit ihnen zu verhandeln, die Sache
auf die eine oder andere Weise zu regeln.
    Horza schüttelte den Kopf. Diese ganze Sache war zu
kompliziert. Das Kommando-System mit seinen Tunneln und Höhlen,
seinen Ebenen und Schächten, seinen Seitenstrecken und Schleifen
und Überführungen und Weichen war für seine Gedanken
wie ein höllisches Flußdiagramm von einem Stromkreis.
    Er wollte es überschlafen. Er brauchte jetzt Schlaf wie alle
übrigen auch. Das spürte er an ihnen. Die Maschine mochte
zusammenbrechen, aber Schlaf brauchte sie nicht, und Balveda machte
immer noch einen recht munteren Eindruck. Aber den anderen war
anzusehen, daß es nicht mehr genügte, wenn sie sich eine
Weile hinsetzten. Nach ihren Körperuhren war es Zeit zum
Schlafen; es wäre töricht, wenn er sie weiterhetzen
würde.
    Auf der Palette hatte er einen Fesselharnisch für Balveda.
Die Maschine konnte Wache stehen, und er würde mit dem
Fernsensor seines Anzugs das Gebiet, in dem sie schliefen, nach
Bewegungen absuchen. Das sollte ihnen ausreichende Sicherheit
geben.
    Sie beendeten ihre Mahlzeit. Niemand hatte etwas gegen den
Vorschlag einzuwenden, sich

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