Befehl aus dem Jenseits (German Edition)
Augenblick verlor die frühere Milliardenerbin alles, was ihr Selbstvertrauen begründet hatte. Sie erkannte, daß sie plötzlich nichts mehr war. Nichts als ein verlassenes Mädchen, das sogar den Zugang zu sich selbst verloren hatte. Und das war für Myriam Roos die schrecklichste Form der Einsamkeit!
Haltlos schluchzend brach sie zusammen.
*
Mißmutig schüttelte Darius Assif den Kopf. Er hatte lange gebraucht, bis er aus seinem Opiumrausch erwacht war. Doch was er sah, war enttäuschend für ihn. So hatte er sich das Leben nach dem Tod nicht vorgestellt. Er hatte von einer Befreiung der Seele vom Körper geträumt, und nun wurde ihm das hier geboten!
Deprimiert starrte er auf Pflanzen und Tiere. Die fremden Wesen standen um ihn herum und beschnüffelten ihn. Dabei sahen sie kaum anders aus als jene Wesen, die seit zweitausend Jahren im Kloster von Lahore gemalt worden waren.
Die Erinnerungslücke des Priesters war nur partiell. Alles, was das Kloster betraf, wußte er noch, doch um diese Erinnerung war eine Art Mauer gezogen. Für ihn war der alte, mystische Bau das einzige, was ihm die Verbindung zur eigenen Vergangenheit ermöglichte. Wenn er gekonnt hätte, wäre Darius Assif sofort zurückgekehrt, um endlich die falschen Vorstellungen unter seinen Klosterbrüdern auszurotten.
Ein Garten! Mit blühenden Pflanzen und harmlosen, friedlichen Tieren! Assif drehte sich zur Seite. Er empfand seine neue Umwelt als Beleidigung. Wenn das alles war, was die Götter fertigbrachten, dann war ihre Phantasie nicht viel besser als die der Mönche von Lahore!
Darius Assif konnte nicht wissen, daß die Baupläne seiner Umwelt exakt nach diesen menschlichen Vorstellungen ausgearbeitet worden waren. Wenn er es gewußt hätte, wäre er zufriedener gewesen. So aber haderte er mit seinem Geschick. Er hatte das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben.
In dieser Welt gab es keine Aufgaben für ihn. Er wußte nicht, was er anfangen sollte. Doch dann kam ihm ein verwegener Gedanke. Vielleicht war das hier nur eine Art Übergangsstufe, ein Garten, in dem er seine innere Ruhe finden sollte ...
Darius Assif stand auf. Er kümmerte sich nicht um die vielen Tiere, die neben ihm herumhüpften. Wenn er sich nur in einem Übergangsstadium befand, brauchte er mit diesen Kreaturen keine Freundschaft zu schließen. Wichtiger war es jetzt, einen Platz für weitere Meditationen zu finden.
Er entdeckte den Berg. Nach kurzer Überlegung beschloß er, den Gipfel zu erklimmen und dort auf jene zu warten, die ihn von der Erde mitgenommen hatten.
Er fürchtete sich nicht vor der Einsamkeit. Wenn es etwas gab, das er beherrschte, so war es die Askese.
Mit klarem Kopf begann Darius Assif seine Wanderschaft. Er brach sich einen Stecken von einem Strauch und benutzte ihn als Stab. So gesehen konnte er eigentlich mit sich zufrieden sein.
Er wäre es nicht gewesen, wenn er geahnt hätte, daß er bereits mit dem ersten negativen Ergebnis durch die Prüfungen der vermeintlichen Götter gegangen war. Die Nonos brauchten keine Fatalisten, sondern Wesen, die einmal in der Lage wären, ihr großes kosmisches Erbe anzutreten. Bisher gehörte Darius Assif nicht dazu. Er erfüllte die Bedingungen noch weniger als die beiden anderen Versuchswesen.
Es schien, als würde auch dieser letzte Versuch mit Menschen scheitern ...
*
Das Neunzig-Sonnen-System hatte eine abgeplattete Kugelform mit der Ausdehnung von 4,7 Lichtjahren. In einem verwirrenden Gewebe ineinander verschlungener Sonnenbahnen waren 6400 Planeten relativ fest verankert worden. Für die Nonos war dieses Versuchssystem die bei weitem kunstvollste Anordnung von Sonnen und Planeten der gesamten Galaxis.
Generationen hatten an den Stabilitätsberechnungen gearbeitet. Jahrtausendelang galt es als Zeichen absoluter Meisterschaft, diesem System noch eine weitere Sonne oder auch nur einen Planeten hinzufügen zu können.
So war in vielen Generationen aus dem Drei-Sonnen-System nahe dem Zentrum der Galaxis ein gigantisches Denkmal der Intelligenz entstanden.
Von den Sonnenmeistern lebten nur noch vier. Ihnen direkt untergeordnet waren 2300 lebende Planetenmeister. Einundvierzig von ihnen hatten zwei Planeten in das System einfügen können, neun sogar drei.
Llador-4-Taker hatte bisher erst einen Planeten in das System eingebracht, aber als Sammler genoß er darüber hinaus einen legendären Ruf. Dutzende von guten Versuchswesen mit hohen Wahrscheinlichkeitsquoten gingen auf sein Konto. Das hob ihn
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