Befehl aus dem Jenseits (German Edition)
ewig auf dem grünen Hügel sitzen bleiben konnte. Er mußte etwas tun. Er begann, seine Umwelt in Hinblick auf seine Bedürfnisse zu betrachten. Es hatte keinen Zweck, über Sinn oder Unsinn seines neuen Daseins nachzudenken. Er mußte sich damit abfinden, daß es so und nicht anders war.
Diese Lösung befriedigte ihn nicht, aber sie stellte eine vorübergehende Neutralisation seines psychologischen Identitätsproblems dar. Das Existenzproblem war im Augenblick wichtiger!
Die Insel war groß genug für ihn. Unwillkürlich blickte er zum steil aufragenden Bergkegel hinüber. So verlockend er auch aussah, Roby Dumont traute dem Frieden nicht. Der rötliche Schimmer an der Oberkante der Wolkenschleier warnte ihn. Das Signal Gefahr stand klar und deutlich vor ihm.
Er stand auf. Die Tiere wichen etwas zurück. Roby Dumont legte die Hand über die Augen, reckte sich und versuchte, den Dünenwall bis zu seinem Ende zu verfolgen. Obwohl es hell genug war, verschwanden die Dünen sehr bald in einem feuchten Nebel. Die Luft der Insel war unangenehm schwül. Er entdeckte nicht sehr weit entfernt eine Gruppe hoher Bäume mit dichtem Laubdach. Entschlossen bückte er sich und nahm ein halbes Dutzend Steine auf. Er verließ den kleinen Hügel und marschierte auf die Baumgruppe zu. Die Tiere machten ihm bereitwillig Platz. Sie bildeten eine Gasse.
Roby Dumont achtete darauf, daß er nicht unversehens auf irgendein Kriechwesen trat. Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Er blinzelte und blieb erschrocken stehen. Am Himmel standen drei Sonnen. Zwei von ihnen waren klein und schwach. Er fragte sich, warum er sie vorhin nicht gesehen hatte. Noch während er die drei Sonnen beobachtete, glaubte er eine Bewegung zu sehen. Er nahm sich vor, später genauer darauf zu achten. Zunächst brauchte er einen Stützpunkt, eine Stelle, an die er immer wieder zurückkehren konnte ...
Die Entfernung zu den Bäumen war größer, als er gedacht hatte. Er brauchte ziemlich lange. Nach und nach ließ er einige der Steine fallen. Der größte Teil der Tiere war zurückgeblieben. Nur zwei Wuschelköpfe und ein halbes Dutzend schlanker Sechsfüßler mit gelenkigen Hälsen und schmalen Köpfen begleiteten ihn in sicherem Abstand.
Als er noch hundert Schritte von den Bäumen entfernt war, sah er den Coater. Er wußte nicht, wie er zu dieser Bezeichnung kam. Das Tier war doppelt so groß wie er und trug eine lange Schleppe aus gelber, blaugesprenkelter Haut. Ein flacher, scheibenförmiger Schädel saß auf einem kurzen Hals. Ohne Unterlaß sprenkelte das Wesen eine grüne Flüssigkeit aus Dutzenden von Öffnungen des Scheibenkopfes über den bunten Mantel.
Roby Dumont hielt an. Er wog seine Steine in der Hand. Das Wesen versperrte ihm den Zugang zu den Bäumen. Irgendwie ahnte der Terraner, daß er vor einer Entscheidung stand. Wenn er das Wesen angriff, gab er damit zu erkennen, daß er die Gewalt jeder anderen Lösung vorzog. Handelte er aber friedlich, so konnte das nicht nur die Wuschelköpfe zu einer falschen Annahme verleiten! Dumont preßte die Lippen zusammen. Bei dem ersten Wuschelkopf hatte er absolut friedliche Absichten gehabt. Er war für seine Haltung schmerzhaft bestraft worden. Diesmal sahen die Chancen wesentlich ungünstiger aus. Wenn er seine Steine geworfen hatte, blieb ihm nichts mehr zur weiteren Verteidigung ...
Dumont entschloß sich, noch ein paar Schritte weiterzugehen und dann einen freiwilligen Umweg zu machen.
Zunächst klappte der Plan.
Der Coater bewegte sich nicht. Dumont schwenkte nach links. Mit einem kurzen Blick zum Himmel stellte er fest, daß nur noch zwei Sonnen zu sehen waren. Trotzdem rann ihm der Schweiß übers Gesicht. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
Der Coater hob seine farbige Schleppe etwas vom Boden an. Dumont erwartete jeden Augenblick einen Angriff.
Er blieb wie versteinert stehen und starrte auf das fremde Wesen. Die Wuschelköpfe waren ebenfalls stehengeblieben. Auch die Sechsfüßler verharrten regungslos, die beiden vorderen Füße bereits zum nächsten Schritt angewinkelt.
Sie waren fremd! Er wußte plötzlich, daß er derartige Wesen noch niemals gesehen hatte! Langsam, unendlich langsam dämmerte eine wahnwitzige Erkenntnis in ihm.
Etwas krallte sich kalt um sein Herz. Er keuchte unter der Anstrengung, sich zu erinnern. Entschlossen schlug er sich mit einem Stein gegen den Beckenknochen. Er stöhnte. Der Schmerz raste durch seinen Körper. Ein neuer
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