Befehl von oben
blinzelte. Wie erwartet. Dann entschied er sich, was soll's, zum Teufel? »Vier zu eins, daß sie verduften.«
»Das ist eine Wettquote. Sagen Sie mir, wieso.«
»Der Irak hat nichts, auf das er zurückgreifen könnte. Eine Diktatur führt man nicht per Komitee, zumindest nicht lange. Nicht einer dieser Leute hat die Kiesel, alleine die Macht zu ergreifen. Wenn sie bleiben, und die Regierung wechselt, dann nicht in etwas Nettes für sie. Es würde ihnen ergehen wie dem Generalstab des Schahs; den Rücken zur Wand, Blick in Gewehrläufe. Vielleicht werden sie versuchen, das auszukämpfen, aber das glaube ich nicht. Irgendwo müssen sie Geld verstaut haben. Am Strand Cocktails trinken macht nicht soviel Spaß, wie General zu sein, aber es schlägt das Betrachten der Blumen von unten um verdammte Längen. Außerdem haben sie Familien, um die sie sich sorgen.«
»Demzufolge sollten wir mit einem völlig neuen Regime im Irak rechnen?« fragte Jack.
Vasco nickte. »Jawohl, Sir.«
»Iran?«
»Ich würde nicht dagegen wetten«, gab Vasco zur Antwort, »aber wir haben nicht genug Information, um irgendeine Vorhersage zu treffen.
Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr sagen, Sir, aber Sie bezahlen mich ja nicht für Spekulationen.«
»Das genügt für den Augenblick.« Im Grunde genügte es nicht, aber Vasco hatte Ryan gesagt, was er konnte. »Es gibt nichts, das wir tun könnten, nicht wahr?« Das galt den Foleys.
»Eigentlich nicht«, erwiderte Ed. »Vermutlich könnten wir jemanden reinbringen, irgendeinen unserer Leute aus dem Königreich hinfliegen, aber es fragt sich, wen soll er dann treffen? Wir haben nicht den blassesten Schimmer, wer dort das Kommando führt.«
*
»Was wollen Sie damit sagen?« fragte der Kunde.
»Sie haben nicht rechtzeitig bezahlt«, erklärte der Händler mit einem Rülpser, nachdem er sein erstes Bier ausgetrunken hatte. »Ich habe einen anderen Käufer gefunden.«
»Ich habe mich nur um zwei Tage verspätet«, protestierte der Kunde.
»Es gab ein verwaltungstechnisches Problem bei der Überweisung.«
»Sie haben das Geld jetzt?«
»Ja!«
»Dann werde ich Ihnen Affen besorgen.« Der Händler hob die Hand, schnipste mit den Fingern und erregte die Aufmerksamkeit des Barjungen. Ein englischer Pflanzer hätte es vor fünfzig Jahren nicht besser gemacht. »Es ist nicht so sehr schwer, wissen Sie. Eine Woche? Weniger?«
»Aber die CDC möchten sie sofort. Das Flugzeug ist schon unterwegs.«
»Ich werde mein Bestes tun. Bitte sagen Sie Ihren Auftraggebern, wenn sie ihre Lieferung rechtzeitig haben wollen, dann müssen sie auch ihre Rechnung rechtzeitig bezahlen. Danke«, fügte er, an den Boy gerichtet, hinzu. »Auch eins für meinen Freund, wenn ich Sie einladen darf.« Er konnte sich's leisten mit der Vergütung, die er gerade akzeptiert hatte.
»Wie lange?«
»Wie ich sagte. Eine Woche. Vielleicht weniger.« Warum regte der Kerl sich wegen ein paar Tagen nur so auf?
Der Kunde hatte keine andere Wahl, zumindest nicht in Kenia. Er beschloß, sein Bier zu trinken und von anderen Dingen zu reden. Dann würde er nach Tansania telefonieren. Immerhin war die grüne Meerkatze überall in Afrika daheim. Es war ja nicht so, als ob ein Mangel herrschte, sagte er sich. Zwei Stunden später wußte er es anders. Es gab einen Mangel, zwar nur für ein paar Tage, aber so lange, wie die Fänger brauchten, ein paar Trupps dieses langschwänzigen Ungeziefers aufzutreiben.
*
Zusätzlich zum Kommentar übernahm Vasco auch noch die Übersetzung. »Unser weiser und geliebter Führer, der unserem Land so viel …«
»Wie Geburtenkontrolle auf die harte Tour«, schnaubte Ed Foley.
Die Soldaten, alles Gardisten, brachten den Sarg in das vorbereitete Grab, und damit gingen zwei Jahrzehnte irakischer Geschichte in die Bücher ein. Eher in einen Loseblattordner, dachte Ryan. Jetzt war die große Frage: Wer würde des nächste Kapitel schreiben?
15
Lieferungen
»So?« fragte Präsident Ryan, nachdem er seine letzte Gruppe von Gästen entlassen hatte.
»Der Brief, wenn es ihn je gab, ist verschwunden, Sir«, wiederholte Inspektor O'Day. »Die wichtigste Information, die ich im Augenblick zu bieten habe, ist, daß es Secretary Hanson mit Vorgängen der Dokumentensicherheit nicht sehr genau nahm. Das haben wir vom Sicherheitschef bei State. Er sagt, er habe den Minister öfters drauf hinweisen müssen. Die Leute, die ich mit rübernahm, befragen diverse Leute, um herauszufinden, wer im Büro ein und
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