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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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anlegen will, muß Geld mitbringen, klar?«
    »Das bringt doch die Pferde zum Laufen, Mr. Jeffers.« O'Day liebte solche Herausforderungen, und er mußte erst noch eine verlieren.
    »Darauf können Sie Ihren Arsch verwetten, Mr. O'Day.« Er hob die Hand, rückte seinen Ohrstöpsel zurecht und sah auf die Uhr. »Sind gerade los. SANDBOX ist unterwegs. Unsre Kleine und Ihre Kleine sind dick befreundet.«
    »Sie scheint mir ein tolles Mädel zu sein.«
    »Das sind hier alles tolle Kinder. Einige Grobiane drunter, aber so sind Kinder eben. Bei SHADOW werden wir alle Hände voll zu tun haben, wenn sie sich ernsthaft mit Jungs abgibt.«
    »Davon will ich nichts hören!«
    Jeffers lachte herzhaft. »Yeah, ich hoffe, bei uns wird's ein Junge.
    Mein Vater – der ist Polizeihauptmann in Atlanta – sagt, Tochter sind die Strafe Gottes dafür, daß du 'n Mann bist. Man lebt in ständiger Angst, daß sie jemandem begegnen, der ist, wie man selbst mit siebzehn war.«
    »Genug! Ich geh' jetzt lieber arbeiten, Kriminelle abpassen.« Er klopfte Jeffers auf die Schulter.
    »Sie wird hiersein, wenn Sie zurückkommen, Pat.«
    O'Day ließ das übliche Nachtanken von Kaffee drüben am Ritchie Highway aus und steuerte statt dessen die Route 50 hinab. Er mußte zugeben, daß der Secret Service sein Handwerk verstand. Aber es gab zumindest einen Aspekt der Sicherheit des Präsidenten, für den das FBI zuständig war. Er müßte heute früh mal mit den Leuten von der OPR reden – natürlich informell.
    *
    Einer starb, eine ging heim, und das fast gleichzeitig. Es war MacGregors erster Ebola-Tod. Er hatte genug andere gesehen, vergebliche Reanimation nach Herzinfarkt, Schlaganfälle, Krebs oder einfach das Alter. Meist waren Ärzte nicht anwesend, da fiel es den Schwestern zu. Aber hier war er zugegen. Am Ende war es nicht so sehr Frieden als Erschöpfung.
    Salehs Körper hatte sich standhaft gewehrt, und seine Kraft hatte den Kampf und die Schmerzen bloß verlängert, wie bei Soldaten in aussichtsloser Schlacht. Schließlich war ihm die Kraft ausgegangen, der Körper kollabierte und wartete auf den Todeseintritt. Das Alarmsignal am Herzmonitor ging los, und nichts war zu tun, als ihn abzuschalten.
    Dieser Patient würde nicht wiederbelebt. Infusionen wurden abgehängt, und die Kanülen sorgfältig in den roten Plastikbehälter geworfen. Alles, was mit dem Patienten in Berührung gekommen war, würde man verbrennen. Das war gar nicht so bemerkenswert. Opfer von AIDS und Hepatitis wurden ebenfalls als tödlich verseucht behandelt, und das Verbrennen der Leichen war wie bei Ebola angeraten – außerdem hatte die Regierung drauf bestanden. Also, eine Schlacht verloren.
    MacGregor war erleichtert, gestand er sich etwas beschämt ein, als er die Schutzkleidung das letztemal abstreifte und sich gründlich wusch.
    Dann ging er zu Sohaila. Sie war noch schwach, konnte aber zur weiteren Genesung entlassen werden. Letzte Tests zeigten, daß ihr Blut voller Antikörper war. Irgendwie hatte ihr Immunsystem sich dem Feind gestellt und war Sieger geblieben. Es war kein aktives Virus mehr in ihr.
    Sie durfte wieder in den Arm genommen werden. In einem anderen Land wäre sie für weitere Tests dabehalten worden und hätte für ausgiebige Laborstudien noch eine erkleckliche Menge Blut abgeben müssen, aber auch hier hatte die Regierung interveniert und angeordnet, sie sollte in der Minute aus dem Krankenhaus entlassen werden, wo dies sicher sei. MacGregor hatte das hinausgezögert, aber nun wußte er bestimmt, daß es keine Komplikationen mehr geben würde. Der Arzt hob sie persönlich auf und setzte sie in den Rollstuhl.
    »Wenn es dir bessergeht, wirst du mich besuchen kommen?« fragte er mit einem herzlichen Lächeln. Sie nickte. Ein aufgewecktes Kind. Ihr Englisch war gut. Ein hübsches Kind mit einem reizenden Lächeln trotz ihrer Erschöpfung, froh, wieder heimzukommen.
    »Doktor?« Das war ihr Vater. Er mußte vom Militär kommen, so stramm, wie er dastand. Was er äußern wollte, zeigte sich schon auf seinem Gesicht, bevor er noch die Formulierung kannte.
    »Ich hab' sehr wenig getan. Ihre Tochter ist jung und stark, und das hat sie gerettet.«
    »Aber diese Schuld werde ich nicht vergessen.« Ein fester Händedruck, und MacGregor fiel die Zeile von Kipling über Ost und West ein.
    Was immer dieser Mann – der Arzt hatte so seinen Verdacht – auch war, alle Menschen hatten etwas gemeinsam.
    »Sie wird noch etwa vierzehn Tage schwach sein.

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