Befehl von oben
Übung anfragen, sagen die noch im gleichen Atemzug ja, selbst wenn die Saudis sie davon abbringen wollen.
Das gute dran ist, daß Daryaei das weiß, und so schnell kann er nicht losschlagen. Wenn der anfängt, Truppen nach Süden zu verlegen …«
»Wird die Agency uns warnen«, sagte Goodley zuversichtlich. »Wir wissen, wonach wir schauen müssen, und die sind nicht ausgebufft genug, um es zu verbergen.«
»Wenn wir jetzt Truppen nach Kuwait verlegen, wird das als aggressiver Akt aufgefaßt«, warnte Adler. »Wir sollten uns lieber vorher mit Daryaei treffen und ihn aushorchen.«
»Nicht, daß wir ihm dadurch freie Fahrt signalisieren«, warf Vasco ein.
»Oh, den Fehler machen wir nicht mehr, und er weiß wohl, daß wir dem Golfstaaten-Status oberste Priorität einräumen. Keine mißverständlichen Signale diesmal.« Botschafterin April Glaspie hatte man beschuldigt, Saddam Hussein '90 ein solches Signal gegeben zu haben – aber sie stritt Husseins Darlegung ab, und der war ja nicht die verläßlichste Quelle. Vielleicht hatte sich's nur um eine linguistische Nuance gehandelt. Am ehesten aber hatte er exakt das herausgehört, was er hören wollte, nicht, was tatsächlich gesagt wurde, eine Angewohnheit, die Staatsoberhäupter mit Kindern gemeinsam haben.
»Wie schnell können Sie das in Gang setzen?« fragte der Präsident.
»Ziemlich schnell«, erwiderte der Außenminister.
»Tun Sie's«, befahl Ryan. »So rasch wie möglich. Ben?«
»Ja, Sir.«
»Ich hab' schon mit Robby Jackson geredet. Koordinieren Sie mit ihm einen Plan zur eiligen Stationierung einer adäquaten Sicherheitstruppe.
Genug, um zu zeigen, uns liegt was dran, aber nicht genug, um zu provozieren. Wir rufen auch Kuwait an und sagen, daß wir da sind, wenn sie uns brauchen, und daß wir, wenn sie's wollen, uns auch in ihrem Land stationieren können. Wer ist dafür in Bereitschaft?«
»Die 24. Mech in Fort Stewart, Georgia. Hab's schon nachgeprüft«, sagte Goodley mit einigem Stolz. »Ihre zweite Brigade ist turnusmäßig in Alarmbereitschaft. Und noch eine Brigade der 82. in Fort Bragg. Da die Ausrüstung schon in Kuwait lagert, könnten die binnen 48 Stunden bereits Gerät fassen und losrollen. Ich rate auch, die Bereitschaft der MPS-Schiffe in Diego Garcia zu erhöhen. Das können wir in aller Stille erledigen.«
»Gut gemacht, Ben. Rufen Sie SecDef an und geben das weiter, ich will das erledigt haben – in aller Stille.«
»Ja, Mr. President.«
»Ich werde Daryaei mitteilen, daß wir der Vereinigten Islamischen Republik eine freundschaftliche Hand reichen«, sagte Adler. »Und auch, daß wir dem Frieden und der Stabilität in dieser Region verpflichtet sind, und das heißt territoriale Integrität. Ich möchte wissen, was er dazu sagt …«
Alle Augen sahen zu Bert Vasco, der langsam seinen neuerworbenen Status als Hausgenie verwünschte. »Er hat wohl nur am Käfig rütteln wollen. Ich glaube nicht, daß er's bei uns auch vorhat.«
»Jetzt machen Sie zum erstenmal Ausflüchte«, bemerkte Ryan.
»Die Informationen reichen nicht aus«, erwiderte Vasco. »Ich sehe nicht, daß er einen Konflikt mit uns will. Das ist schon mal passiert, und alle haben zugesehen. Ja, er mag uns nicht. Ja, er mag auch die Saudis und die anderen Staaten nicht. Aber nein, er will sich nicht mit uns anlegen. Vielleicht könnte er die alle ausschalten; das muß das Militär entscheiden, ich bin nur ein FSO. Politischer Druck auf Kuwait und das Königreich, sicher. Darüber hinaus sehe ich aber nicht genug, was Anlaß zur Sorge gibt.«
»Bisher«, fügte der Präsident hinzu.
»Ja, Sir, bisher«, stimmte Vasco zu.
»Setze ich Ihnen zu sehr zu, Bert?«
»Ist schon okay, Mr. President. Wenigstens hören Sie mir zu. Es dürfte nicht schaden, eine spezielle nachrichtendienstliche Einschätzung aller Fähigkeiten und Absichten der UIR zu erstellen. Ich brauche mehr Zugang zu dem, was die Nachrichtendienstgemeinde ranschafft.«
Jack drehte sich um. »Ben, dieses SNIE ist angeordnet. Bert ist dabei, mit vollem Zugang; mein Befehl. Wissen Sie, Befehle geben hat seinen Reiz«, fügte der Präsident lächelnd hinzu, um die Spannung zu mindern, die das Treffen erzeugt hatte. »Es ist eine potentielle Sorge, aber noch kein Sprengsatz, stimmt's?« Dazu wurde genickt. »Okay, danke schön, meine Herren. Behalten wir's im Auge.«
*
Flug 26 der Singapore Airlines landete fünf Minuten später und war um 10.25 Uhr am Terminal. Die Passagiere der ersten
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