Befehl von oben
zusammen.
»Seht hier!« Der Oberaufseher zeigte auf etwas. Eine verkohlte Hand hielt eine Maschinenpistole umklammert. Das mußte Andy Walker gewesen sein, Chef von Roger Durlings Leibwache. Das letzte Bild im Fernsehen hatte ihn einen Meter vom Präsidenten gezeigt. Er war hingestürmt, um ihn vom Podium zu reißen, aber zu spät, um mehr zu erreichen, als in Ausübung seiner Pflicht zu sterben.
Das nächste Eintauchen des nächsten Kranes. Ein Sandsteinblock wurde am Seil befestigt, dann langsam gehoben und drehte sich etwas.
Der Rest von Walkers Leiche kam zum Vorschein, zusammen mit den Beinen von jemand anderem. Um sie herum lagen zersplitterte und verfärbte Eichenholzteile des Podiums, sogar ein paar angekohlte Blätter Papier. Durch den Haufen Steine in diesem Teil des zerstörten Gebäudes war das Feuer nicht stark eingedrungen. Dazu hatte es zu schnell gebrannt.
»Halt!« Der Mann vom Bau packte den Secret-Service-Agenten am Arm und ließ nicht wieder los. »Die spazieren nicht davon. Lohnt nicht, sich dafür umzubringen. Nur noch ein paar Minuten.« Er wartete, bis ein Kran Platz machte für den nächsten und wedelte mit den Armen, um dem Kranführer das Schwenken und Senken und Halten anzuzeigen. Arbeiter legten das Seilpaar um den nächsten Steinblock, und der Vorarbeiter zwirbelte mit der Hand. Der Stein hob sich.
»Wir haben JUMPER«, sagte der Agent in sein Mikrofon. Sofort kam das Sanitätsteam gelaufen, trotz warnender Rufe der Bauleute, doch schon aus fünf Meter Entfernung war klar, daß sie ihre Zeit vergeudeten. Die linke Hand hielt die Mappe mit seiner letzten Rede. Herabstürzende Steine hatten ihn wohl getötet, bevor das Feuer eindrang und sein Haar versengte. Die Leiche war durch Quetschung stark verformt, doch der Anzug, die präsidiale Schlipsklemme und die goldene Armbanduhr identifizierten sie eindeutig als Präsident Roger Durling. Alles stoppte.
Die Kräne standen still, ihre Motoren liefen leer, während die Kranführer Kaffee tranken oder sich eine Zigarette anzündeten. Ein paar Gerichtsfotografen kamen herein und verknipsten Filmrollen aus allen möglichen Blickwinkeln.
Man nahm sich jetzt Zeit. An anderer Stelle auf dem Boden des Plenarsaals war die National Guard damit beschäftigt, Leichen – die Aufgabe hatten sie zwei Stunden zuvor von den Feuerwehrleuten übernommen – einzusacken und wegzutragen, hier im Umkreis von fünfzig Fuß befanden sich aber nur Secret-Service-Leute und erfüllten ihre letzte berufliche Pflicht gegenüber JUMPER, wie sie den Präsidenten zu Ehren seines Dienstes als Lieutenant in der 82. Luftlandedivision nannten. Als die Sanitäter gingen und auch die Fotografen fertig waren, bahnten sich vier Agenten in Secret-Service-Windjacken den Weg über verbleibende Steinblöcke. Zuerst hoben sie den Leichnam von Andy Walker an, der bis zuletzt seinen ›Prinzipalen‹ beschützte, und legten ihn sachte in den Leichensack. Sie reichten ihn an ein paar Kameraden, die ihn weiterbeförderten. Dann kam Präsident Durling dran. Das erwies sich als schwierig. Der Leichnam war schief und durch die Kälte gefroren. Ein Arm stand im rechten Winkel ab und paßte nicht in den Sack. Die Agenten sahen einander an und wußten nicht, was sie tun sollten. Die Leiche war Beweismaterial und durfte nicht verändert werden. Schlimmer noch war ihr Entsetzen davor, jemandem weh zu tun, der bereits tot war, und so wurde Präsident Durling verstaut mit ausgestrecktem Arm, wie Captain Ahab. Zu viert trugen sie ihn fort, aus dem Plenarsaal heraus und hinab zum Fahrzeug, das zu diesem einen Zweck wartete. Es war der Fingerzeig für die Pressefotografen, nah und fern, die losknipsten oder mit Fernsehkameras ranzoomten, um den Augenblick festzuhalten.
Der Augenblick unterbrach Ryans Fox-Interview, und er verfolgte die Szene im Monitor vor ihm auf dem Tisch. Irgendwie war es für ihn somit offiziell. Durling war wirklich tot, jetzt war er wirklich Präsident und damit basta. Die Kamera im Raum hielt fest, wie sich Ryans Gesichtsausdruck veränderte und er sich daran erinnerte, wie Durling ihn zu sich geholt, ihm vertraut, sich auf ihn verlassen, ihn geführt hatte …
Das war es, erkannte Jack. Bisher hatte er immer jemanden gehabt, bei dem er sich anlehnen konnte. Sicher, andere hatten sich an ihn gelehnt, nach seiner Meinung gefragt, ihn in Krisensituationen machen lassen, doch da war immer noch jemand gewesen, zu dem er kommen konnte, der ihm sagte, ob er das Richtige
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