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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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rekrutieren. In einer anderen Realität wäre er Manager eines siegreichen Baseballteams gewesen. Das wäre also erledigt. James klappte den Ordner auf seinem Schreibtisch zu.
    »Doktor, willkommen in der Johns Hopkins University School of Mediane.«
    »Danke, Sir.«

4
    OJT
    Der Rest des Tages verging im Fluge. Schon als er ihn durchlebte, wußte Ryan, daß er sich später nur an Bruchstücke erinnern würde. Die ersten Erfahrungen mit Computern hatte er als Student am Boston College gemacht. Noch vorm Zeitalter des Personalcomputers hatte er sich des simpelsten aller simplen Terminals bedient – des Fernschreibers –, um irgendwo einen Hauptrechner mit anderen Studenten an seinem College und anderen Hochschulen anzusprechen. Bezeichnet wurde das Ganze als ›Zeitscheibenbetrieb‹ – auch so ein Ausdruck aus vergangener Zeit, als Computer noch Millionen Dollar kosteten, für eine Leistung, die mittlerweile jede vernünftige Armbanduhr erbrachte. Der Begriff traf allerdings auch, wie Jack feststellte, auf die amerikanische Präsidentschaft zu, wo es seltenster Luxus war, einem Gedanken von Anfang bis Ende nachgehen zu können; die eigentliche Anstrengung bestand darin, von einer Besprechung bis zur nächsten verschiedene intellektuelle Fäden nicht aus dem Auge zu verlieren, etwa so, als würde man mehrere Fernsehserien gleichzeitig verfolgen und versuchen, von Folge zu Folge im Bilde zu bleiben, die verschiedenen Serien nicht durcheinanderzubringen und ganz genau zu wissen, daß dabei Fehler unvermeidbar waren.
    Als er Murray und Price aus dem Raum entlassen hatte, ging es erst richtig los.
    Ryans eigentliche Einführung begann mit einer Lagebesprechung zur nationalen Sicherheit, vorgetragen vom National Intelligence Officer, der dem White House zugeteilt war. In langen sechsundzwanzig Minuten erfuhr er, was er bereits wußte, denn bis zum Vortag war das ja sein Job. Aber er mußte es erdulden, schon deshalb, um ein Gefühl für den Mann zu bekommen, der von nun an zu seinem täglichen Besprechungsteam gehörte. Sie waren alle verschieden. Jeder hatte spezielle Ansichten und Sichtweisen, und Ryan mußte Nuancen heraushören, die typisch waren für die einzelnen Stimmen, die auf ihn einwirken würden.
    »Momentan zeichnet sich also nichts Besonderes ab?« erkundigte sich Jack.
    »Im Nationalen Sicherheitsrat erkennen wir momentan nichts, Mr. President. Sie kennen ja die potentiellen Gefahrenherde so gut wie ich, und die können sich täglich ändern.« Der Mann sicherte sich so gekonnt ab, als tanze er seit Jahren zu dieser speziellen Art Musik. Ryan verzog keine Miene, da er es kannte. Ein echter Geheimdienstler fürchtete sich nicht vor dem Tod und nicht davor, seine Frau mit dem besten Freund im Bett aufzufinden, vor keiner Laune des Schicksals. Aber ein Nachrichtenoffizier fürchtete sich davor, sich bei irgendwas, das er in Ausübung des Amtes sagte, zu irren. Das zu vermeiden war einfach: Man bezog nie einen echten Standpunkt, bei keiner Sache. Die beschränkte sich also nicht auf gewählte Funktionäre. Nur mußte der Präsident einen festen Standpunkt vertreten; da war es doch ein Glück, so geübte Experten zu haben, die ihn mit den Informationen versorgten, die er benötigte, oder?
    »Lassen Sie mich Ihnen etwas sagen«, sagte Ryan nach kurzer Überlegung.
    »Und das wäre, Sir?« fragte der NIO vorsichtig.
    »Ich möchte nicht nur hören, was Sie wissen. Ich möchte hören, was Sie und Ihre Leute denken. Sie sind verantwortlich für das, was Sie wissen, ich aber stehe gerade dafür, wenn ich danach handle, was Sie denken. Ich kenne den Posten und die Vorgänge, okay?«
    »Gewiß, Mr. President.« Der Mann rang sich ein Lächeln ab, das sein Entsetzen verbarg. »Ich werde das an meine Leute weitergeben.«
    »Danke.« Ryan entließ den Mann, sich dessen bewußt, daß er einen Nationalen Sicherheitsberater brauchte, auf den er sich verlassen konnte, und fragte sich, wo er den herbekommen würde.
    Wie von Geisterhand ging die Tür auf, um den NIO hinauszulassen – das tat ein Secret-Service-Agent, der fast die ganze Zeit durchs Guckloch geschaut hatte. Als nächstes trat ein DOD-Team ein.
    Der Ranghöchste, ein Zwei-Sterne-General, übergab eine Plastikkarte.
    »Mr. President, die müssen Sie stets bei sich tragen.«
    Jack nickte: Noch ehe seine Hände den orangefarbenen Kunststoff berührten, wußte er, was es war. Es sah aus wie eine Kreditkarte, doch hier war eine Serie Zahlengruppen

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