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Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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eine Methode, einen Schlag durch EMP, eh, elektromagnetischen Puls zu führen. Läßt man eine Waffe in großer Höhe explodieren, gibt es nichts – nicht mal Luft –, das die Initialenergie der Detonation absorbiert und in mechanische Energie wandelt, das heißt keine Druckwelle. So wird die gesamte Energie in elektromagnetischer Form ausgestrahlt. Das schadet Strom- und Telefonleitungen. Einige in großer Höhe detonierende Atomwaffen hatten wir stets in unsere integrierten Operationspläne für die Sowjetunion einbezogen. Deren Telefonsystem war ja so primitiv, daß es einfach zu zerstören wäre. Bei einem solchen Einsatz wäre nicht einmal jemand am Boden verletzt worden.«
    »Verstehe.« Ryan schloß den Ordner und gab ihn dem Unteroffizier zurück, der das nun etwas leichtere Dokument sofort wieder wegschloß.
    »So wie ich es sehe, gibt es im Augenblick nichts, das einen Atomschlag irgendwelcher Art erfordern würde?«
    »Korrekt, Mr. President.«
    »Wozu also muß dann die ganze Zeit dieser Mann draußen vor meinem Büro sitzen?«
    »Sie können gewiß auch nicht alle Eventualitäten vorhersehen, Sir?« fragte der General. Es mußte ihm schwergefallen sein, diesen Satz mit unbewegter Miene herauszubringen, gestand sich Präsident Ryan nach dem ersten Schock ein.
    »Vermutlich nicht«, erwiderte der gescholtene Präsident.
    *
    Dem Protokollbüro des White House stand eine Dame namens Judy Simmons vor, die vier Monate zuvor vom State Department zum White House abkommandiert worden war. In ihrem Büro im Erdgeschoß ging es seit kurz nach Mitternacht, als sie von zu Hause in Burke, Virginia, angekommen war, heiß her. Ihr undankbares Pensum war die Vorbereitung für das wohl größte Staatsbegräbnis in der Geschichte Amerikas, eine Aufgabe, zu der ihr schon über hundert Leute kluge Ratschläge erteilt hatten, und es war noch nicht mal Mittag.
    Die Liste der Toten mußte erst zusammengestellt werden, doch anhand der Videobänder ließ sich weitgehend feststellen, wer im Plenarsaal gewesen war, und von allen gab es genügend persönliche Informationen – verheiratet oder ledig, Religion etc. –, aus denen sich erste, nötige Schritte ableiten ließen. Was immer entschieden wurde, Jack war in dieser grausigen Sache Zeremonienmeister und mußte über jeden Schritt der Vorbereitungen auf dem laufenden gehalten werden. Ein Begräbnis für Tausende, dachte Ryan, von denen er die meisten gar nicht kannte und von denen viele, deren Leichen noch nicht einmal alle geborgen waren, Frauen oder Männer und Kinder hinterließen.
    »National Cathedral«, las er beim Umblättern. Es mußte ungefähr ermittelt werden, wie viele welcher Religion angehörten. Davon hing ab, wie die einzelnen Funktionen im ökumenischen Gottesdienst besetzt wurden.
    »Dort finden solche Zeremonien gewöhnlich statt, Mr. President«, bestätigte die stark belastete Beamtin. »Aber der Platz dort wird nicht genügen für die sterblichen Überreste aller Toten.« – Sie sagte nicht, daß jemand vom White-House-Stab vorschlug, den Trauergottesdienst im RFK-Stadion abzuhalten, um allen Opfern Platz zu bieten. – »Für die des Präsidenten und von Mrs. Durling wird es aber auf jeden Fall reichen, und eine repräsentative Auswahl der Abgeordneten. Mit den Regierungen von elf Ländern haben wir Kontakt aufgenommen zur Frage der Diplomaten, die im Capitol waren. Wir haben auch eine vorläufige Liste von Vertretern ausländischer Regierungen, die an der Zeremonie teilnehmen wollen.« Auch dieses Blatt reichte sie ihm.
    Ryan warf darauf einen raschen Blick. Es bedeutete, daß er am Rand der Trauerfeier Gelegenheit zu ›informellen‹ Gesprächen mit etlichen Staatschefs haben würde. Auf jede dieser Begegnungen mußte er sich vorbereiten; neben dem, was sie ihn fragen oder von ihm wünschen würden, würde jeder von ihnen sich ein Bild von ihm machen wollen.
    Überall auf der Welt würden jetzt Präsidenten, Ministerpräsidenten und die paar überdauernden Diktatoren eigene Dossiers über ihn lesen – wer ist dieser John Patrick Ryan, und was ist von ihm zu erwarten? Er fragte sich, ob sie wohl eine bessere Antwort hätten als er. Vermutlich nicht.
    Und so würden etliche von ihnen mit Regierungsmaschinen herfliegen, teils um Präsident Durling und der amerikanischen Regierung Ehre zu erweisen, teils um den neuen amerikanischen Präsidenten aus nächster Nähe kennenzulernen, teils zur Stützung der Politik zu Hause und teils, weil es so von

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